Wiesloch-Baiertal. In 3 Tagen, am 30. September steht die städtebauliche Weiterentwicklung auf dem Bezirk des Wichernhaus in Baiertal auf der Agenda in der Sitzung des Gemeiderats. Dort wird sich die Frage stellen, wie genau die Rahmenbedingungen und Ziele der dort geplanten Bauentwicklung aussehen sollen.
Der Gemeinderat hatte zuvor einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung gestimmt, aber auch die evangelische Gemeinde Baiertal-Dielheim – der Eigentümer des Anwesens – hat sich jetzt zu Wort gemeldet.
„Ein Ausgleich muss nach der Rodung erfolgen“
Nachdem 15 Laubbäume auf dem Areal gefällt wurden, fühle sich Christoph Messer, Mitglied im Kirchengemeinderat, von der Stadt der Gemeinde gegenüber unter Druck gesetzt. Denn die Fällarbeiten, welche von der Kirchengemeinde ausgetragen wurden, widersetzten sich dem Beschluss des Ortschaftsrates. Sie fordert nun eine Neuanpflanzung.
Monika Stein, eine Umweltbeauftragte der Stadt Wiesloch, sprach sich ebenso gegen eine solch einer Fällaktion aus und hatte dies auch nach einem Termin vor Ort kundgetan. Es ginge nicht um die Nadelbäume am Rande des Terrains, sondern um weitere 15 Laubbäume, die aus Steins Sicht erhalten bleiben sollten. Laut der Meinung eines beauftragten Sachverständiger der Kirchengemeinde, seien die Nadelbäume sturzgefährdet und könnten in der Nähe befindliche Gebäude erheblich beschädigen. Entgegen den Anweisungen der Stadt, die Laubbäume zu erhalten, wurden sie nahezu alle gefällt. „Dieser äußerst kritische ökologische und städtische Eingriff muss bei der Planung kompensiert werden. Das bedeutet: Neuanpflanzungen“ sagte Delia Rothas von der Verwaltung, als sie dem Ortschaftsrat Baiertals die Pläne vorlegte.
Schwierige Voraussetzungen für die geplante Neupflanzung
Christoph Messer sieht jedoch große Schwierigkeiten bei der Umsetzung des geplanten Projekts. Neben einem Kindergarten werden auf dem Grundstück von mehr als 3700 Quadratmetern Wohnungen oder Doppelhäuser gebaut. „100 Quadratmeter Fläche pro Baum werden es unmöglich machen, vernünftig mit der Planung beginnen zu können“ , so Messer.
Harald Schneider, Leiter der Abteilung für Baurecht und Stadtentwicklung der Stadt Wiesloch, verweist auf ein weiteres Treffen mit der Kirchengemeinde Ende des Monats. „Wir wollen ein Konzept sehen, bei dem die neu zu pflanzenden Bäume in das Gesamtbild des Grundstücks integriert werden“, betonte er. Die Rodung fand außerhalb der Vegetationsperiode statt und war daher „gesetzlich erlaubt“, jedoch wurden sie gegen die Anordnung der Verwaltung durchgeführt. „Und wir haben von Anfang an darauf hingewiesen“, sagte Schneider und bezog sich dabei auf die Kommunikation mit der Kirchengemeinde. Nun wird diskutiert, wie das weitere Vorgehen umgesetzt werden kann, damit die Stadtrichtlinien eingehalten werden können.
Bestehende Möglichkeiten zur Realisierungen der Neuanpflanzungen existieren
Die Neuanpflanzungen könnten durchaus auf dem gesamten Gelände und damit auch im geplanten Kindergartenbereich verteilt werden, so Schneider. „Ausgeklammert haben wir bewusst – sollten dort Reihenhäuser oder Doppelhaushälften entstehen – die Anpflanzung in privaten Gärten“, sagte Schneider. Dadurch wolle man gewährleisten, dass die Neuanpflanzungen auch kontinuierlich gepflegt werden. In der von der Kirchengemeinde vorgelegten Machbarkeitsstudie sieht das Konzept zwei Varianten vor: Entweder, vier Stadthäuser zum Kindergarten oder alternativ dazu Reihenhäuser oder Doppelhaushälften. „Die notwendigen Bäume können durchaus in diese Konzepte einbezogen werden“, sagt Schneider.
Nachdem Baiertals Ortsvorsteher Karl-Heinz Markmann einen plötzlichen Anruf über den Hinweis des Schwinden der Bäume erhielt, war klar, dass man jetzt auf der Einhaltung der städtischen Vorgaben bestehe. „Klar, es geht in den jetzt noch anstehenden Verhandlungen darum, einen Kompromiss zu erzielen, um dann die Einzelheiten in einen zu erstellenden Bebauungsplan zu integrieren.“
Ein gemeinsame Lösung zur Zufriedenheit der Interessen beider Parteien ist in Aussicht
Auf ihrer Homepage hatte die Evangelische Kirchengemeinde unter anderem zu diesem Thema aufgeführt, man „wartet auf die Bereitschaft der Kommune, sich mit den berechtigten Interessen der Evangelischen Kirchengemeinde auseinanderzusetzen und gemeinschaftlich eine Lösung zu finden, die Umweltschutz und soziale Aspekte ausgleicht“. Es geht nicht um Immobilienmarketing, um die Taschen von ortsfremder Investoren zu füllen, sondern um den Bau von Gebäuden im Baiertal.