Ausstellung Jorge Cabral, „A la orilla del mar”, in der Vivere Arte-Galerie am Wieslocher Marktplatz – Vernissage am Samstag, 11. Mai, 16 Uhr
Die Ausstellung „Am Rand des Meeres“ präsentiert aktuelle Werke des andalusisch-balearischen Künstlers Jorge Cabral. Obwohl keines der fast 20 Bilder direkt das Meer oder eine Küstenlandschaft zeigt, trägt der Titel eine besondere Bedeutung. In seiner Serie „Ramas“ verarbeitet der Künstler Holz, das wie Treibholz wirkt. Die bemalten, sorgfältig arrangierten Stücke lösen vielfältige Assoziationen aus und laden den Betrachter ein, seine eigene Bedeutung zu finden. Auch in der farbenfrohen Reihe „Bosque Ocre“ („Ockerwald“ oder „Wald in Ocker“) ist ein maritimes Element zu erkennen: Die Bäume stehen in Gruppen zusammen und erzeugen eine Atmosphäre wie auf Inseln. Besonders beeindruckend ist die großformatige Darstellung „Bosque red“. Die Ausstellung verspricht eine fesselnde Erfahrung und lädt dazu ein, die künstlerische Vision von Jorge Cabral zu entdecken.
Neue Perspektiven in Jorge Cabrals Baumserie
Die Äste des mittleren und höchsten Baumes formen sich wie Segel im Wind, während sich die umstehenden Bäume sanft einander zu neigen scheinen, als würden sie sich gegenseitig Halt geben. Die umgebende Landschaft wirkt dabei wie eine Insel, die eine ruhige Oase bildet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bildern der Serie dominiert hier kein Ocker, sondern rote und dunkelrote horizontale Streifen. Diese trennen die Baumriesen scharf vom Himmel ab und lassen sie beinahe zerbrechlich wirken, als würden sie im Wind tanzen. Die Szene fasziniert durch ihre Dynamik und vermittelt gleichzeitig eine gewisse Zerbrechlichkeit der Natur. In Cabrals Werk verschmelzen Natur und Kunst zu einer eindrucksvollen Komposition, die den Betrachter in eine Welt voller Schönheit und Bewegung entführt.
Kunstvoll und Nachhaltigkeit
In den Bildern von Jorge Cabral spiegelt sich eine tief empfundene, aber keineswegs wehleidige Melancholie wider. Die Farben und Formen wirken schwer, doch gleichzeitig schwebend, wie im Bild „Bosque red“. Der Künstler selbst beschreibt seine Farben als Träger von Dramatik und Gelassenheit zugleich. Vergänglichkeit wird hier nicht beklagt, sondern als grundlegendes Gesetz des Lebens verstanden, das auf das Vergehen stets ein Neuentstehen folgen lässt. Passend zu dieser Vorstellung arbeitet Cabral fast ausschließlich mit recyceltem Material, wie starken Pappen anstelle von Leinwänden. Er integriert sogar Materialstreifen oder -stücke sowie Andeutungen floraler Muster in seine Bilder. Die kräftigen Acrylfarben kontrastieren dabei den Eindruck von Verletzlichkeit und Vergänglichkeit. Cabral strebt mit seinem Werk nach einer „nachhaltigen Harmonie“, die verdeutlicht, dass Kunst, Kreativität und Umweltbewusstsein sich nicht widersprechen, sondern einander ergänzen und inspirieren können. Seine Kunst öffnet den Blick für die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur und ruft dazu auf, sie zu schützen.
Jorge Cabrals einzigartiger Stil
In Jorge Cabrals Werk spiegelt sich ein scheinbarer Widerspruch wider, der die Ausdruckskraft seiner Kunst verstärkt. Das Oxymoron, ein literarisches Stilmittel, findet hier seine Entsprechung. Die vielfältigen Spannungen, die sich in Gelassenheit und Neuentstehen auflösen, werden besonders deutlich in den Bäumen selbst. Trotz ihrer ausschließlichen Darstellung in Schwarz wirken sie alles andere als trist, sondern vital und kraftvoll. Man kann sie sich innerlich grün und lebendig vorstellen. Die schwarze Farbe verleiht ihnen jedoch eine besondere Strahlkraft, die ihre Gestalt noch eindrucksvoller erscheinen lässt, als es im bloßen, natürlichen Anblick möglich wäre. Dieser Effekt verleiht Cabrals Werken eine einzigartige Lebendigkeit und zieht den Betrachter in eine faszinierende Welt voller Kontraste und Intensität.
Zwischen Melancholie und Lebensfreude
In all seinen Werken strahlt eine Wärme, beinahe ein warmes Lächeln, durch, das der Melancholie jede Schärfe nimmt. Man könnte diese Wirkung fast als versöhnlich beschreiben, was auch zur Persönlichkeit des Künstlers passt. Barbara Mancini, die Galeristin, hat Jorge Cabral mehrmals in seinem Atelier besucht und beschreibt ihn als warmherzigen Menschen. Cabral lebt in einem schönen Haus am Stadtrand von Palma, doch zum Malen zieht er sich in die Garage zurück, die sich im Kellergeschoss befindet. Fast wie ein Mönch sucht er dort nach Momenten der Einsamkeit, um sich mit seiner inneren Welt zu verbinden und sie in seinen Bildern zum Ausdruck zu bringen. Diese kontemplativen Züge weichen in persönlichen Begegnungen sofort einem warmherzigen Lächeln oder Lachen, das die Kommunikation mit dem Künstler stets begleitet. Es ist das Leben selbst, das Jorge Cabral in seinen Bildern feiert: das authentische Leben, das den Elementen Wind und Sonne ausgesetzt ist, wie sie am Rande des Meeres aufeinandertreffen und stets neue Formen hervorbringen.
Die Ausstellung wird am Samstag, 11. Mai 2024 mit einer Vernissage (16-18 Uhr) eröffnet und ist bis Mitte Juli zu sehen.
Vivere Arte Art Gallery
Barbara Mancini
Marktstraße 11
69168 Wiesloch
Kontakt:
www.viverearte.de
[email protected]
Öffnungszeiten:
Donnerstags 15.00 bis 18.30 Uhr
Freitags 15.00 bis 18.30 Uhr
Samstags 10.00 bis 14.00 Uhr
und auf Anfrage
Quelle: Vivere Arte Art Gallery / Barbara Mancini