(zg) In den letzten Tagen wurden in der Äußeren Helde für so Manchen auf den ersten Blick erschreckende Teilrodungsarbeiten vom Maschinenring durchgeführt. Hierbei handelt es sich um einen weiteren Schritt zur Umstrukturierung der seit Jahrzehnten durchgewachsenen Gehölzsukzessionsflächen in den Ausgleichsflächen für den Biotop- und Artenschutz. Sie waren für den Eingriffsausgleich im ersten Bauabschnitt schon vor Beginn der Erschließung des ersten Bauabschnittes von Gesetzes wegen gefordert und vom Büro „Friedemann Landschaftsarchitekten“ in Form eines „landschaftspflegerischen Begleitplans“ erstellt worden.
Aufgrund der gesetzlichen Änderungen hinsichtlich des Artenschutzes 2010 wurden ergänzende Anforderungen formuliert. Diese bestehen zum Beispiel darin, dass die Heckenstreifen nur eine Breite von 6-8 m haben sollen, damit sie die optimalen ökologischen Voraussetzungen von Mikroklima, Artenzusammensetzung, Besonnung und Randflächen bieten können.
Die seit Jahrzehnten expansiv wachsenden Schlehen und –Wildzwetschengebüsche sind zwar undurchdringlich und bieten unseren Helde-Rehen, Feldhasen und Mardern Tageslagerstätten, von der Artenvielfalt aber sind sie sowohl botanisch als auch zoologisch relativ arm.
Reich allerdings waren sie an aller Art menschlicher Abfälle, die bei den Aufräumarbeiten kostenintensiv entsorgt werden mussten. Von Glas über Eternitplatten, Betonfundamente, Fässer bis zu Matratzen, Bauschutt, Metallen, Eisenbahnschwellen und Grünschnitt reichte die Palette an unerwünschten Hinterlassenschaften der sogenannten zivilisierten Gesellschaft.
Die bis Ende Februar rechtzeitig zu Beginn der Vegetationsperiode abgeschlossenen Rodungsarbeiten sind aber nur ein Teil der jetzt beauftragten Aufwertungs- und Ausgleichsmaßnahmen. Gleichzeitig wurden auch mehr als 75 alte Obstbäume freigestellt und Erhaltungs- und Kronenbruchsicherungsschnitte von einer Fachfirma durchgeführt. Diese sollen die Lebenserwartung der überwiegend vernachlässigten Hochstämme verlängern, sodass Bruthöhlen und Blüten-und Nahrungsbäume bestehen bleiben, während die auf diversen Wiesenflächen neu gepflanzten jungen Obsthochstämme heranwachsen.
Zusätzlich wurden auch Nisthilfen für in Höhlen brütende Vögel und Fledermäuse aufgehängt, ebenfalls eine Vorgabe der Artenschutzgesetzgebung.
Auf den gerodeten Flächen werden nach der Bodenbearbeitung neue Wiesenflächen eingesät. Dies ist teilweise bereits im Herbst geschehen, weitere Einsaaten werden auf den jetzt bearbeiteten Stücken folgen. Die gewählten Blütenmischungen mit regionalem Saatgut sind der Zielvorgabe von artenreichen Pferdeheuwiesen und Schafbeweidungsflächen angepasst. Sie sollen auch Nahrungsgrundlage für viele Schmetterlingsarten und blütenbesuchende Insekten werden. Damit locken sie weitere Brutvogelarten an.
Die jetzige Mahd und Schafbeweidung der Wiesen und die künftige landwirtschaftliche Nutzung ist sinnvoll und wird unsere Kraichgaukulturlandschaft erhalten helfen und Pflegefolgekosten gering halten.
Wichtig dafür ist allerdings auch ein rücksichtsvolles Verhalten der Menschen, die hier leben und spazieren gehen und die naturnahe Umgebung nicht durch weitere Müllablagerungen oder jagende Lieblingsvierbeiner beeinträchtigen mögen.
Die Ausgleichsmaßnahmen werden seit drei Jahren schrittweise durchgeführt und werden auch im Herbst 2013 und 2014 fortgesetzt werden. Die Politik der kleinen Schritte ist auch hier der schonendere Weg, um den angestammten Tierarten und Individiuen eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten zu ermöglichen. Wenn dies nicht bei allen Tierarten gelingt, so werden doch neue Lebensraumtypen entstehen, die bereits in der Äußeren Helde verschwundenen Arten wieder Lebensraum bieten können und sollen. So könnten im Bestfalle der Wendehals, der Neuntöter, der Baumpieper sich wieder ansiedeln oder so manch eine selten gewordene Heuschrecken- Käfer- oder Schmetterlingsart.
Quelle: Stadt Wiesloch