Anfang Mai zog ein Kater ins Tom-Tatze-Tierheim ein, der in einem jämmerlichen Zustand am Waldrand gefunden wurde. Er lag reglos da, völlig dehydriert und abgemagert, sein Hinterteil war voller Maden. Auch wenn die Mitarbeiter einiges gewohnt sind, dieser Anblick war kaum zu ertragen. Als erstes wurden von ihm alle Maden entfernt und nach Wunden gesucht.
Der arme Kerl hatte keine Kraft mehr, er ließ alles über sich ergehen, mehr noch, er war von der ersten Minute an freundlich und lieb. Waldi, wie er genannt wurde, wurde gepäppelt und dem Tierarzt vorgestellt. Er hatte sehr schlechte Blutwerte, die Nierenwerte kaum messbar. Ob er überleben würde, war nicht sicher, doch die Mitarbeiter waren fest entschlossen, für ihn zu kämpfen. Es handelte sich um einen extrem heftigen Harnwegsinfekt, der bis zur Niere gewandert war. Er verlor völlig unkontrolliert in großen Mengen Urin. Da er zu schwach war, sich selbst zu säubern, war alles verklebt, zog Fliegen an und somit auch die Maden. Waldi bekam Antibiotikum, Schmerzmittel und eine Infusion. Danach hieß es Daumen drücken. Anfänglich fraß er schlecht, er hatte sich aufgegeben. Dann aber kam der Überlebenswille zurück und es ging ihm Stück für Stück besser. Inzwischen ist aus ihm ein stattlicher, bildhübscher Kater geworden, der auf seinen weißen Pfötchen immer in der Nähe des Menschen bleibt. Er schnurrt viel und begrüßt jeden mit einem freundlichen Miau. Er erzählt den Mitarbeitern auch jeden Tag ein bisschen aus seinem Leben. Dadurch hat er sich seinen neuen Namen verdient, Viwaldi! Er möchte geliebt und gestreichelt werden. Auf Zurufen reagiert er sofort und bleibt ganz in der Nähe, um keine Streicheleinheit zu verpassen.
Eine Unsauberkeit bei Katzen hat immer eine Ursache. In Viwaldi’s Fall wurde gar nicht ge-/behandelt, einzig und alleine Windeln wurden ihm angezogen, das hat sein eingedrücktes Fell an der Hüfte verraten. Als das nicht mehr half, wurde der Kater ausgesetzt. Manchmal dauert es länger, bis man den Grund für Unsauberkeit findet. Wer ein Haustier hat, ist moralisch verpflichtet, sich damit auseinanderzusetzen. Am Ende lohnt sich ein Durchhalten immer, denn die Tiere geben einem jede Mühe tausendfach zurück.