Die Serie des Kreisforstamts „Besondere Bäume im Rhein-Neckar-Kreis“ führt erneut nach Helmstadt, in den Walddistrikt „Wolfloch“. Dort steht ein weiterer besonderer Baum: Die etwa 220 Jahre alte, sogenannte „Wolfslocheiche“.
Als die Wolfslocheiche um etwa 1800 zu keimen begann, herrschten in Europa die Napoleonischen Kriege. Zu dieser Zeit kam dem Rohstoff Holz eine besondere Bedeutung zu. Er wurde verwendet, um Waffen und weiteres Kriegsmaterial herzustellen, Eisen zu verhütten und Kriegsschäden zu reparieren. Zudem wurde in vielen Fällen das Militär durch den Holzexport finanziert. So ist es nicht verwunderlich, dass der Wald damals ausgebeutet wurde und der begehrte Rohstoff immer knapper wurde. Um genügend Holz bereitstellen zu können, wurde der Wald oftmals als sogenannter „Mittelwald“ bewirtschaftet. Diese Bewirtschaftungsform zeichnet sich durch ihre Zweischichtigkeit aus. In der oberen Schicht standen oft Buchen oder Eichen mit ausreichend Platz zueinander, sodass sie große, ausladende Kronen ausbilden konnten.
Diese Bäume hat man über einen Zeitraum von etwa 150 Jahren dick werden lassen, um sie letztendlich als Bauholz ernten zu können. In der Schicht darunter wuchsen meist Hainbuchen und Winterlinden. Sie dienten vor allem der Produktion von Energieholz und wurden alle paar Jahre gefällt, ehe sie erneut wieder austrieben. Mit der Entwicklung der Eisenbahn und dem Ausbau des Schienennetzes im 19. Jahrhundert, war es möglich, Steinkohle über weite Strecken zu transportieren. Diese ersetzte nach und nach den Rohstoff Holz als Energieträger. Der Mittelwaldbewirtschaftung kam somit weniger Bedeutung zu und sie wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die heutige Hochwaldbewirtschaftung abgelöst.
Die alte Wolfslocheiche im Helmstädter Gemeindewald ist ein beeindruckendes Relikt aus dem ehemaligen Mittelwald. Sie ist etwa 30 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 143 cm in Brusthöhe. Da der Baum noch sehr vital erscheint und Eichen ohnehin ein hohes Alter erreichen können, wird er dem Gemeindewald voraussichtlich noch lange erhalten bleiben.
Wer den Baum gerne selbst bestaunen möchte, findet ihn unter den Koordinaten 49°19’23.1“N 8°56’37.9“E .
Quelle: Landratsamt RNK