Nach langer coronabedingter Pause konnten sich die Walldorfer Musikfreundinnen und -freunde auf die Wiederaufnahme der Konzerte der Stadt Walldorf am 17. März freuen.
In der stimmungsvoll ausgeleuchteten Astoria-Halle begrüßte der städtische Musikbeauftragte Dr. Timo Jouko Herrmann das zahlreich erschienene Publikum, darunter auch seinen Vorgänger Prof. Gerald Kegelmann.
Zu Gast auf der Bühne war das Ensemble Blattspiel, ein Quartett junger Künstlerinnen, das dem Publikum die selten zu hörende Kombination von vier Klarinetten näherbrachte. Die 2014 an der Mannheimer Musikhochschule gegründete Gruppe zeigte stilistisch keinerlei Berührungsängste und hatte ein erfrischend farbiges Programm mitgebracht, das unterhaltsam zwischen Originalwerken für Klarinettenquartett und gut gewählten Arrangements abwechselte.
Ausgesprochen charmant gelang den Musikerinnen der Beginn des Konzerts mit dem Stück „A Stroll in the City“ aus der Suite „City Scenes“ von Terence J. Thompson. Während Laura Kettenring mit der Bassklarinette zunächst alleine auf die Bühne trat und den jazzigen Grundrhythmus des Stücks markierte, gesellten sich aus den Seitengassen der Bühne kommend nach und nach die anderen Spielerinnen – Maria Wunder, Sarah Geiger und Johanna Reissfelder – mit ihren Klarinetten hinzu.
Mit den nächsten Kompositionen bewegte man sich chronologisch rückwärts: Über ein klangschön gestaltetes Arrangement von George Gershwins „Summertime“ und den feurigen Csardas von Vittorio Monti gelangte man zu einem Programmblock mit Auszügen aus George Bizets Oper „Carmen“. Hier ist ausdrücklich die Qualität der gespielten Arrangements zu loben, waren die Bearbeitungen doch so geschickt gesetzt, dass jede der Spielerinnen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte und auch die samtig-weich klingende Bassklarinette als Melodieinstrument zum Tragen kam.
Die Mitte des Programms bildeten zwei Originalwerke für vier Klarinetten, zunächst eine Suite von Thomas Stewart Shaw Smith, die in ihrer Eleganz und rhythmischen Finesse an dessen Zeitgenossen Jean Françaix erinnerte.
Anschließend folgten drei Stücke des Engländers Gordon Jacob – Scherzetto, Pavane und Gopak –, in denen sich der große instrumentatorische Einfallsreichtum des Komponisten offenbarte. Als nächstes erklang eine Bearbeitung der g-Moll-Orgelfuge BWV 578 von Johann Sebastian Bach, deren Interpretation auf vier Klarinetten so stimmig gelang, als hätte der barocke Altvater beim Komponieren genau dieses Klangbild im Sinn gehabt.
Mit einem mutigen stilistischen Bruch wandte man sich dann einer Bearbeitung von Debussys witzig-skurrilem Klavierstück „Le petit nègre“ zu, dessen Ragtime-Gestik die Brücke zum Beginn des Konzerts schlug. Hier wusste Maria Wunder mit der hell klingenden Es-Klarinette für sich einzunehmen, einem Instrument, das leicht zu klanglicher Schärfe neigt, in diesem Fall jedoch ideal zum elegant-humoristischen Tonfall des Stücks passte.
Die folgenden zwei Stücke lenkten noch einmal den Fokus auf die Klarinette als volkstümliches Instrument, zunächst in einem virtuos-frischen Arrangement der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß II, dann in der „Balkanesca“ von Valentin Hude, einem Originalwerk für vier Klarinetten, in dem mit orientalisierenden Melodien Erinnerungen an vergleichbare Werke von Bartók oder Kodály wachgerufen wurden.
Den Abschluss des Programms bildeten zwei populäre Werke: eine Bearbeitung des berühmten brasilianischen Chôro „Tico tico“ aus dem Jahr 1917 sowie ein vergnügliches Arrangement des im selben Jahr entstandenen „Tiger Rag“.
Das Publikum dankte dem Blattspiel-Klarinettenquartett für diesen unterhaltsamen Abend mit langem und begeistertem Applaus und entließ die Musikerinnen erst nach zwei Zugaben von der Bühne.
Text und Foto: Stadt Walldorf