Ein angemessener Ort für Trauer und Erinnerung
Per einstimmigem Beschluss hat der Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr in seiner jüngsten Sitzung die Schaffung eines Grabfeldes für sogenannte Früh- oder Stillgeborene auf dem Walldorfer Friedhof auf den Weg gebracht. Stadtbaumeister Andreas Tisch stellte die Planung vor, die in enger Abstimmung mit dem Standesamt erstellt worden sei. „Das ist ein ganz wichtiges Thema“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler mit Blick auf einen angemessenen Ort der Bestattung, der den Angehörigen auch Raum für Trauer, Erinnerung und persönliche Trauerverarbeitung bieten soll. Als Stillgeborene oder auch Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die vor, während oder bald nach der Geburt gestorben sind.
Das Kindergrabfeld befindet sich im alten Friedhofsteil und ist in zwei Bereiche unterteilt: Im Süden liegen die bestehenden Kindergräber, während im Norden eine freie Fläche mit drei Bäumen vorhanden ist. Hier soll im nordöstlichen Bereich das neue gemeinschaftliche Grabfeld oder auch „Sternenfeld“ eingerichtet werden. Das runde Grabfeld wird nach den Planungen mit einer 40 Zentimeter hohen Natursandsteinmauer umgeben und soll einen Durchmesser von etwa fünf Metern aufweisen. Grabstätten können – müssen aber nicht – individuell markiert werden, dabei soll das Thema Sterne aufgegriffen werden. Die Bepflanzung soll einheitlich und pflegeleicht sein, mit saisonalen Elementen. Eine individuelle Gestaltung oder Pflege durch die Eltern ist nicht vorgesehen.
Ein zentrales Gemeinschaftsdenkmal – zum Beispiel ein Gedenkstein oder eine Stele – wird das Grabfeld für Stillgeborene kennzeichnen. Zunächst wird es nur einen einzelnen Weg zum Grabfeld geben, ein umfangreicheres Wegenetz wird für spätere Planungen zurückgestellt. „Wir wollen ins Doing kommen, um bald ein Angebot zu schaffen“, sagte dazu Stadtbaumeister Tisch. Es sind Gestaltungselemente und Sichtschutzhecken geplant, um die Fläche ansprechend zu gestalten, ohne sie zu überladen. Auch an zwei Sitzbänke ist gedacht. Die Erfahrungen nach der Fertigstellung sollen in zukünftige Entwicklungen einfließen. „Wir schauen, dass wir mit 30.000 Euro hinkommen“, erklärte Tisch zu den voraussichtlichen Kosten, die durch einen Haushaltsansatz gedeckt sind – ein Teil der Arbeiten wird vom städtischen Bauhof übernommen. Die Nutzung des Grabfeldes soll nach den Worten des Stadtbaumeisters gebührenfrei sein, um ein niederschwelliges Angebot zu schaffen.
Die Planung stieß im Ausschuss auf breite Zustimmung. „Das ist ein sehr wichtiges Thema, umso schöner, dass es jetzt angegangen wird“, sagte Christian Winnes (CDU).
Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) bedankte sich, dass die wichtige Maßnahme ohne größere Kosten umgesetzt werden könne.
Paula Glogowski (FDP) sprach an, das Thema stillgeborene Kinder sei in der Gesellschaft leider immer noch tabuisiert.
Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) sah einen „würdevollen Entwurf für ein hoch sensibles Thema“.
Und Mihriban Gönenç (Zusammen für Walldorf) bezeichnete es als „sehr schön, dass das umgesetzt wird“.
Bürgermeister Matthias Renschler ergänzte, es werde sich um „keinen starren Ort“ handeln, sondern es sei jederzeit eine Weiterentwicklung in Abstimmung mit Betroffenen möglich. Alena Müller, die Leiterin des Fachbereichs Ordnung und Umwelt, fügte noch an, man werde sich auch mit den Kirchengemeinden und Einrichtungen wie dem Trauercafé absprechen, wie Beerdigungen in diesem Bereich würdevoll gestaltet werden können.
Text: Stadt Walldorf