Auf großes Interesse stieß die Veranstaltung „Wie wohnen, wenn man älter wird“ der SPD Wiesloch mit dem wohnungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Daniel Born und Andrea und Klemens Gramlich von „Gemeinsam Wohnen in Walldorf“.
Ulrich Engel, SPD-Gemeinderatskandidat aus Baiertal begrüßte die Zuschauer und Referenten. Aus seiner beruflichen Erfahrung beim Malteser Hilfsdienst berichtete er, dass kleine Probleme wie das Wechseln einer Glühbirne bei Alleinlebenden im Alter manchmal fast unlösbare Schwierigkeiten bereiten. Nachbarschaftliche Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft sowie Durchmischung von Jung und Alt in den Wohngebieten sind deshalb wichtige Bausteine für selbstbestimmtes Leben von Senioren.
Die Situation auf dem baden-württembergischen Wohnungsmarkt ist mehr als angespannt: Laut Analyse des Prognos-Instituts fehlen weitere 488.000 Wohneinheiten bis zum Jahr 2025 im Land. Die Folge: Steigende Mieten und steigende Grundstückspreise. Viele Familien mit Kindern, Rentnerinnen und Rentner und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind vergeblich auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Inzwischen wenden 40 % der Haushalte mehr als 30 % ihres Haushaltseinkommens auf. Längst gilt das nicht mehr nur in den großen Städten, auch in mittleren und kleineren Orten herrscht eklatanter Wohnraummangel.
„Wohnen ist eine der sozialen Fragen unserer Zeit, da wir nur begrenzt Wohnraum zur Verfügung haben. Diesen ausreichend und bezahlbar zu schaffen, ist eine gesamtgesellschaftliche und staatliche Aufgabe, der die Politik in Bund, Land und Kommunen höchsten Stellenwert einräumen muss“, so der wohnungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Daniel Born. „Wir dürfen Städte nicht weiter wie „Donuts“ gestalten, bei denen alles an die Ränder geht und die lebendige Mitte fehlt“, so Daniel Born. Städte müssten so gedacht werden, dass verschiedene Altersgruppen und gesellschaftliche Schichten in einem durchmischten Quartier zusammen wohnen können. So seien über Jahre hinaus z.B. Einfamilienhäuser sehr auf den Rückzug in die Familie angelegt gewesen. Hier müsse man zu einer neuen Wohnkultur kommen und die sozialen Verknüpfungen neu entdecken. So könnten bspw. 350.000 neue Wohneinheiten alleine durch Aufstockungen geschaffen werden.
Ein Vorwurf mache ihn immer wieder wütend, so Daniel Born und das sei die Kritik, die gesetzlichen Regeln würden die Baupreise in die Höhe treiben. Regelungen seien wichtig und notwendig, weil Bauen eine hohe ökologische Belastung darstelle. Wichtig seien bspw. auch die Bestimmungen für barrierefreies Wohnen, denn immer mehr Menschen seien darauf angewiesen und das nicht nur im privaten Wohnungsbau sondern auch im öffentlichen Raum. Bei Arbeitsplätzen gelte diese Regelung z.Zt. noch nicht, was seiner Meinung nach verändert werden müsste.
Daniel Born ging noch auf weitere alternative Wohnformen ein, wie „Wohnen durch Hilfe“, „Wohngemeinschaften“ oder „Mehrgenerationenwohnen“ und machte Mut neue selbstbestimmte Wohnformen für sich zu entdecken. Zum „Wohnflächentausch“ meinte Born, dies funktioniere nur, wenn die „abgebende Generation“ auch davon profitieren könne.
„Wir brauchen eine Politik für bezahlbaren Wohnraum, gelingende Nachbarschaften und nachhaltiges Bauen sowie eine echte Wohnraumoffensive. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion schlägt dafür die Gründung einer Landesentwicklungsgesellschaft und Aufstockung der finanziellen Mittel der Landeswohnraumförderung auf 500 Millionen vor.
Anschließend informierten Andrea und Klemens Gramlich vom Verein „GeWoWa“ über das Projekt „Mehrgenerationenwohnen“, das nach mehrjähriger Planungsphase in Kürze in Walldorf mit dem Bau beginnt. Vom Wunsch zum Konzept für „gemeinsames Wohnen“ schilderten sie mit vielen Tipps aus der Praxis ihren Weg und ihre Lernerfahrungen bei der Planung und Realisierung für das Haus.
Auf 2000 Quadratmetern Nutzfläche sollen Wohnungen für 22 Parteien entstehen, die individuell zugeschnitten werden können.
Die Anlage, es sind zwei Häuser, die architektonisch wie zwei Spangen ineinandergreifen, wird zwei überdachte Atrien haben und die architektonische Symbolik ist stellvertretend für das Miteinander der Generationen. Weitere Gemeinschafts- und Begegnungsräume wie Treff, Dachterrasse, Werkstatt und Kleintiergehege ermöglichen das gemeinsame generationenübergreifende Leben. Ein Raum der Stille bietet Rückzugsmöglichkeiten aus dem fordernden Alltag innerhalb der eigenen vier Wände.
„Für Familien und ältere Menschen ist die gegenseitige Unterstützung unter Nachbarn wichtig. Ein großes Haus, in dem sich alle gegenseitig unterstützen, das ist die Wohnform der Zukunft“, sind Andrea und Klemens Gramlich überzeugt.
Sonja Huth