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Asiatische Tigermücke macht vor Walldorf nicht Halt

6. September 2024 | > Walldorf, Allgemeines, Das Neueste, ~ Umgebung

Unternehmen aus Speyer kümmert sich um die Bestandsaufnahme

Nun ist sie auch in Walldorf angekommen: Die Rede ist von der Asiatischen Tigermücke oder Aedes albopictus, wie ihr wissenschaftlicher Name lautet. Ursprünglich ist sie in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimatet, hat sich jedoch in den vergangenen Jahren auch in Europa und Deutschland ausgebreitet. Erstmals wurde die Asiatische Tigermücke 2007 in Baden-Württemberg nachgewiesen, seitdem auch in anderen Bundesländern. Das Problematische: Die Stechmücke kann verschiedene Krankheitserreger übertragen, darunter die West-Nil-, Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren.

Am 2. August wurde durch den Rhein-Neckar-Kreis erstmals der Nachweis einer Tigermücke in Walldorf an die Stadt gemeldet. „Die Empfehlung des Kreises lautete, nun zu untersuchen, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder es schon eine etablierte Population in Walldorf gibt“, sagt Benedikt Seelbach, Klimaanpassungsmanager der Stadt. Der Empfehlung sei man gefolgt und habe die Firma ICYBAC aus Speyer beauftragt, das Monitoring zu übernehmen. ICYBAC hat Erfahrung auf dem Gebiet, unter anderem ist das Unternehmen für die Bekämpfung der Tigermücken in Heidelberg zuständig, wo man alleine in diesem Jahr über 500 Fallen aufgestellt habe. In Walldorf sind es für den Anfang erst einmal 15 Fallen, die mit Wasser gefüllt und einem Holzstab versehen sind, auf dem die Tigermücken dann ihre Eier ablegen. In der Regel vermehren sich die Tigermücken von Mai bis Oktober, die Witterung und vor allem die Tageslänge spielen dabei eine wichtige Rolle.

 

Um das Bild über die mögliche Populationsgröße zu vervollständigen, kommt das sogenannte Larvensampling hinzu, das am 22. August durchgeführt wurde. Dafür zogen Mitarbeiter von ICYBAC im Einzugsgebiet des Tigermückenfunds von Haus zu Haus „und haben uns die Situation vor Ort angeschaut“, so Artin Tokatlian Rodriguez, stellvertretender wissenschaftlicher Direktor von ICYBAC und zuständig für das Monitoring in Walldorf. Damit meint der Biologe, mögliche Brutstätten für die Tigermücke ausfindig zu machen, wie sie zum Beispiel in Regentonnen, Dachrinnen oder Untersetzern vorkommen, also Stellen, in denen sich temporäre Gewässer befinden. „Die Tigermücke mag sauberes Wasser“, weiß der Experte. Pfützen, Teiche oder Tümpel scheiden dagegen eher aus.

Über 100 potenzielle Brutstätten habe man sich in Walldorf angeschaut. Funde wurden in einem Labor untersucht, welches das Unternehmen in Heidelberg betreibt. Außerdem habe man in Walldorf Anflugkontrollen durchgeführt: Dafür positionierten sich die Mitarbeiter an aussichtsreichen Stellen und warteten darauf, von Stechmücken angeflogen und gestochen zu werden. „Das ist tatsächlich eine wissenschaftliche Methode“, um herauszufinden, wie stark der Befall in einem Gebiet ist, versichert Tokatlian Rodriguez. „Man ist sozusagen ein Lockvogel.“ An zwei Orten habe man so tatsächlich Tigermücken nachweisen können. „Aber für August relativ wenig.“ Dafür habe man relativ viele Anflüge der japanischen Buschmücke feststellen können.

Die Bestandsaufnahme der Tigermücken in Walldorf läuft insgesamt etwa vier Wochen. Ende September werde man ein zweites Mal die Fallen kontrollieren und diese dann abbauen. Anschließend werde es einen Abschlussbericht für die Stadt geben. Dann könne man weitere Maßnahmen zur Bekämpfung treffen. Das geschehe dann allerdings erst im nächsten Jahr. Üblicherweise fange man mit der Mückenbekämpfung im April an. Eine effektive Maßnahme sei die Verwendung von B.t.i. Dabei handelt es sich um ein Eiweißkristall, das aus dem bodenlebendem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis gewonnen wird. Er wirkt spezifisch nur auf Stechmücken und einige anderen Familien der Zweiflügler. Um seine Wirkung zu entfalten, muss das Protein von den Mückenlarven gefressen werden. Im Darm wird das Protein selektiv in kleinere Untereinheiten verdaut, die an spezifischen Rezeptoren in den Zellen des Mitteldarms der Mückenlarve binden können. Dies führt zur Zerstörung der Darmzellen und letztendlich zum Tod der Larve. Da für diesen Wirkmechanismus spezifische Enzyme und Rezeptoren, die nur in Mückenlarven vorkommen, benötig werden, ist B.t.i. für andere Insekten, Tiere oder Pflanzen unbedenklich, versichert der Biologe. Ob und welche Form der Bekämpfung in Walldorf nötig sei, entscheide am Ende aber die Stadt. Wichtig sei vor allem, die Bevölkerung über die Tigermücke und ihre möglichen Brutstätten aufzuklären.

Info:

Die Tigermücke ist optisch auffällig schwarz-weiß gemustert. Charakteristisch sind die fünf weißen Streifen an den Hinterbeinen (das letzte Beinglied ist weiß) sowie ein weißer Streifen auf dem Kopf und Rücken

 

Asiatische Tigermücke

Als Brutstätten verwendet sie vorzugsweise temporäre Wassergefäße wie Gießkannen, Töpfe und Regentonnen. Besonders beliebt sind dunkel gefärbte Gefäße in einem schattigen Bereich. Es wird empfohlen, Gegenstände im Garten oder auf dem Balkon so zu lagern, dass sich kein Wasser (Regen, Gießwasser) darin sammeln oder ablaufen kann (umgedreht oder überdacht). Im Gegensatz zu anderen Stechmücken legen Asiatische Tigermücken ihre Eier am Rand des Gefäßes direkt über der Wasseroberfläche ab. Diese Eier sind trockenresistent und können bis zu einem Jahr überdauern. Aus diesem Grund sollten Brutstätten in einem befallenen Gebiet vor dem Entsorgen mit einer Bürste gereinigt und ausgespült werden. Andernfalls könnten Eier der Asiatischen Tigermücken weiterverbreitet werden.

Weitere Infos gibt es unter www.umweltbundesamt.de/asiatische-tigermuecke oder https://tigermuecke-icybac.de/

Meldungen über Tigermücken (am besten mit Foto) nimmt der Rhein-Neckar-Kreis unter[email protected] entgegen.

Text und Fotos: Stadt Walldorf

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