Badende Menschen und Hunde vertreiben die Wasservögel
Der Hochholzer See ist ein beliebtes Ziel: Nicht nur für Walldorfer, die das Landschaftsschutzgebiet Hochholz schätzen, sondern auch für zahlreiche auswärtige Besucher, die sich vom idyllisch gelegenen Waldsee mit seinen Röhrichten, Ufergehölzen und Sandböschungen angezogen fühlen. Gerade an warmen Sommertagen lädt das Ambiente zum Verweilen und Erholen ein.
Dass darüber hinaus trotz ausdrücklichem Verbot einige Menschen und ihre Hunde hier gerne ein Bad nehmen, sorgt allerdings sowohl bei der Stadt, die Eigentümer des Areals ist, als auch beim Angelsportverein, der den See gepachtet hat, für Verdruss.
„Wir haben riesige Probleme mit der Badekultur“, sagt der zweite Vorsitzende Oliver Böhm, als er gemeinsam mit dem Vorsitzenden Christian Heß den Antrittsbesuch der neuen Vorstandschaft bei Bürgermeister Matthias Renschler absolviert. „Es gibt so gut wie keine Wasservögel mehr auf dem See“, erklärt Böhm.
„Was wir an Müll aus dem See herausholen“, spricht Heß ein zweites Ärgernis an, das seinen Ursprung unter anderem in regelmäßig am Ufer feiernden Jugendlichen habe.
Wunschlösung des Angelsportvereins wäre eine Abzäunung des gesamten Sees, wie es sie in einem Teilbereich bereits heute gibt, um zumindest die Uferzonen zu schützen. „Ein Zaun wäre die Erlösung für den Verein und die Mitglieder“, sagt Böhm. Auf den Bänken rund um den See könne man dann trotzdem noch sitzen und den Anblick genießen, auch Spaziergänge würden nicht eingeschränkt.
„Das Baden ist ohnehin verboten“, macht Bürgermeister Renschler deutlich und verspricht, das Thema im Gemeinderat anzusprechen.
Schwäne, Perlhühner oder Stockenten seien inzwischen leider von der Wasseroberfläche verschwunden. Das hauptsächliche Problem laut den Anglern: Die Vögel brüten üblicherweise im Schilf, werden dort von badenden Hunden oder Schwimmern gestört, verlassen ihre Nester und kehren anschließend nicht mehr zurück. „Eigentlich müssten sie sich in den großen Schilfflächen wohlfühlen“, sagt Böhm. Durch die ständigen Störungen sei das allerdings nicht mehr der Fall.
Christian Heß und Oliver Böhm wurden vor Kurzem neu in ihre Ämter gewählt, nachdem sich die langjährige Vorsitzende Gabriele Scheiber aus der Vorstandschaft zurückgezogen hatte. Man habe aktuell 36 aktive Mitglieder. Um bei den Walldorfern beliebte Veranstaltungen wie jüngst das Fischerfest oder auch das alljährliche Fischessen an Karfreitag stemmen zu können, müssten aber meist auch einige der gut 70 passiven Mitglieder mithelfen, zumal der Altersdurchschnitt im Verein „unheimlich hoch“ sei.
Mehr aktive Angler kann der Verein allerdings überhaupt nicht zulassen, um die Reproduktionsrate der Fische im See nicht zu gefährden. Und was den Nachwuchs angeht, fehlt es derzeit leider an einem Jugendleiter, der für die nötige Anleitung und Betreuung sorgt. Am traditionellen Ferienspaß wird man mit einer Veranstaltung am Samstag, 10. September, für Zehn- bis 14-Jährige aber dennoch teilnehmen.
Jedes Jahr nimmt der Angelsportverein aus den Einnahmen seiner Feste 4000 Euro in die Hand, um den Fischbesatz im Hochholzer See zu erneuern. „Wir schauen, was viel gefangen worden ist“, erläutert Oliver Böhm, wobei man eine Dunkelziffer illegal geangelter Fische einkalkuliert. „Die Mitglieder wollen immer Forellen, aber das dürfen wir nicht“, ergänzt Christian Heß, denn das sei im Baggersee nicht artgerecht. Stattdessen tummeln sich unter anderem Störe, Welse, Karpfen, Rotaugen, Schleien oder auch Hechte und Zander im Wasser.
Und für die Mitglieder, die gerne Forellen angeln, werden gemeinsame Ausflüge an andere Gewässer organisiert.
„Beim Fischerfest hat es lecker geschmeckt“, sagt Bürgermeister Renschler. Darüber hinaus sei der Angelsportverein „ein kulturell wichtiger Verein“, der erhalten bleiben müsse. Deshalb sagte er den neuen Verantwortlichen seine Unterstützung zu.
Text und Foto: Stadt Walldorf