Neophyten gefährden heimische Arten – auch in privaten Gärten
Die „Amerikanische Kermesbeere“ ((Phytolacca americana) hat sich seit Jahren in Deutschland verbreitet und hat nun auch Eingang gefunden in die Neujahrsansprache von Bürgermeisterin Christiane Staab.
Die Bürgermeisterin wandte sich in ihrer Rede an die Walldorfer Gartenbesitzer und bat sie, die Kermesbeere kräftig an der Wurzel zu packen und ihr den Garaus zu machen. Christiane Staab schilderte den Kampf des Walldorfer Forstreviers gegen die „Amerikanische Kermesbeere“, die vor Jahren vermutlich über Privatgärten nach Deutschland gekommen ist und sich als Neuzugang leider besonders aggressiv verhält. Sie kann sogar das Wachstum anderer Pflanzen negativ beeinflussen. So verdrängt diese Art der Kermesbeere heimische Pflanzen und breitet sich – nicht nur in Walldorf – rasant aus.
In Walldorf läuft seit November 2014 ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt, das der Forst gemeinsam mit dem Kreisforstamt und der Abteilung Waldnaturschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg durchführt. In der Schwetzinger Hardt im Bereich der Dünenkuppe „Am Hohen Stein“ im Reilinger Eck liegt das Versuchsgebiet. Hier gefährdet die „Amerikanische Kermesbeere“, die bis zu zwei Meter hoch wird und den Boden verdunkelt, den für das Reilinger Eck charakteristischen Weißmoos-Kiefernwald. Moose und Flechten, die auf lichte Verhältnisse angewiesen sind, werden durch die stark wuchernden Neophythen, wie man eingeschleppte Pflanzenneuzugänge korrekt nennt, zurückgedrängt. Wie Revierförster Gunter Glasbrenner erklärt, können sich aus einer einzigen Kermesbeerenstaude mittleren Alters, die mit ihren schwarz-roten Früchten durchaus attraktiv aussieht, sage und schreibe etwa vierzigtausend Samen entwickeln. Dies hat das Monitoring im Rahmen des Pilotprojekts ergeben. Der Kampf gegen die Kermesbeere gestaltet sich besonders schwierig, da Vögel die Pflanze offensichtlich schätzen und ihre Samen überall verbreiten – so auch in den zahlreichen Walldorfer Privatgärten. Forst und Stadt sind daher auf die Mithilfe der privaten Gartenbesitzer angewiesen, um die Kermesbeere erfolgreich bekämpfen zu können.
Die „Amerikanische Kermesbeere“ erkennt man an ihren großen cremeweißen Blütenständen, aus denen sich grüne Früchte entwickeln, die rot und fast schwarz werden und überhängen.Beim Ausgraben der Kermesbeerenstaude ist Muskelkraft gefragt, denn das Übel muss im wahrsten Sinne des Wortes an der Wurzel gepackt werden. Die Pflanze muss man mit der kompletten rübenähnlichen Wurzel möglichst unversehrt aus dem Boden ziehen. Die Kermesbeere verfügt allerdings nicht nur über diese so genannte Herzwurzel, sondern auch über seitliche Zugwurzeln und horizontale Ausläufer. Man sollte die Blätter der Staude und die Wurzeln nach dem Ausgraben nicht auf dem Erdboden liegen lassen, sondern auf einer Plane sammeln, bevor man alles am besten und sichersten sofort über den Restmüll entsorgt. Dies sollte geschehen, bevor die Samen reif sind und auf den Boden fallen, was im Spätsommer der Fall ist. Man sollte es aber nicht bei einer einmaligen Großaktion belassen, sondern beständig ein wachsames Auge auf Garten und mögliche neue Kermesbeerstauden haben. Die Früchte der „Amerikanischen Kermesbeere“ sind giftig.
Eher unscheinbare Kermesbeerenstaude im Wald (Foto: Forstrevier Walldorf)
Die Forstwirte bei ihrem schweißtreibenden Kampf gegen die Kermesbeere (Foto: Pfeifer)
Text: Stadt Walldorf