Ärzteverzeichnis der Stadt Wiesloch mit Apotheken
und Hinweisen zur Barrierefreiheit
Pünktlich zum neuen Jahr erscheint eine neue Auflage des Ärzteverzeichnisses der Stadt Wiesloch, in welchem neben den Wieslocher Arztpraxen auch alle Apotheken in Wiesloch und den Ortsteilen aufgenommen wurden. Ein Novum sind auch die Hinweise zur Barrierefreiheit, die zu jeder Praxis und jeder Apotheke erfasst wurden.
Was bedeutet eigentlich Barrierefreiheit? Diese Frage stellte sich der Arbeitskreis der unter Federführung der Stadt Wiesloch an der Erarbeitung der Broschüre mitgewirkt hat. Erklärtes Ziel war es, nicht nur Menschen mit einer Gehbehinderung, sondern auch Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung Hinweise zu geben. Erhoben wurden die Daten mittels Fragebogen, der an jede Praxis, jede Apotheke versandt wurde. Am Arbeitskreis beteiligt waren die Organisationen Stadtseniorenrat Wiesloch e.V., Bürgerstiftung Wiesloch, Louise-Otto-Peters-Schule, Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit sowie der Behindertenbeauftragte des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis und interessierte Bürger/innen.
Rollstuhlselbsterfahrungskurs am 21.10.2013
Zusätzlich wurde im Oktober ein Rollstuhlselbsterfahrungskurs in Wiesloch durchgeführt. Bei diesem Generationsübergreifenden Projekt – beteiligt waren die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs II der Louise-Otto-Peters-Schule in Wiesloch, sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Wiesloch und Umgebung – besuchten die Teams einzelne Arztpraxen und konnten am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt als Rollstuhlfahrer in Wiesloch unterwegs zu sein.
Melanie Hensgen von BiBeZ Heidelberg e.V. – Ganzheitliches Bildungs-und Beratungszentrum zur Förderung und Integration behinderter / chronisch erkrankter Frauen und Mädchen e.V. – informierte in ihrer Einführung darüber, was bei der Handhabung eines Rollstuhls zu beachten ist, wie kann man mit Hilfe Treppen überwinden, was kann man in den drei Stunden, in denen die Teams auf sich gestellt waren ausprobieren und wie sind die Regeln für den Rollstuhlselbsterfahrungskurs. Zu den Regeln gehörte beispielsweise, dass man nicht einfach aufstehen kann, wenn man an Hürden im Alltag stößt. Vielmehr sollten die Teilnehmer/innen erfahren, wie es sich anfühlt, in einem Rollstuhl zu sitzen und wie die Umwelt auf Menschen mit Behinderung reagiert.
Vor dem Start wurden generationsübergreifende Teams gebildet, bestehend aus zwei Schüler/innen und einem/r Bürger/in. Dazu gehörten auch zwei Rollstuhlfahrer, die ihre persönlichen Erfahrungen einbringen konnten.
Nach praktischen Übungen im Rathausfoyer starteten die Teams in die Wieslocher Innenstadt und in die Umgebung. Dabei stand bei jedem Team auch der Besuch von zwei Arztpraxen auf dem Programm. Nach der Datenerhebung hatten etliche Wieslocher Ärztinnen und Ärzte dem Besuch eines Rollstuhlteams in ihrer Praxis zugestimmt und so konnte im wahrsten Sinne des Wortes ein „Praxistest“ mit dem Rollstuhl durchgeführt werden.
In der Abschlussrunde wurden die Erfahrungen ausgetauscht. Alle Teilnehmer/innen, ob jung oder bereits älter zeigten sich beeindruckt von den gemeinsamen Erlebnissen des dreistündigen Rollstuhlselbsterfahrungskurses.
Allen ist positiv aufgefallen, wie hilfsbereit die Mitmenschen auf die Rollstuhlfahrergruppe reagierten. Bei den Praxisbesuchen wurde durchweg das sehr freundliche und unterstützende Personal erwähnt und dies als große Hilfe empfunden.
Spezielle Erlebnisse einzelner Teams waren die Busfahrt mit einem sehr freundlichen und hilfsbereiten Busfahrer, der sofort den Hinweis gab, dass man hinten einsteigen muss und dabei behilflich war, den niederflurigen Buseinstieg nach unten zu klappen. Ebenso legte der Besitzer eines Baiertaler Cafés selbst mit Hand an, um den Eintritt in die Gaststätte zu ermöglichen.
Verbesserungsmöglichkeiten sahen die Teilnehmer/innen beim Besuch verschiedener Geschäfte. Teilweise gab es einen barrierefreien zweiten Eingang, auf den am Haupteingang nicht hingewiesen wurde. In einem Geschäft klappte dies jedoch tadellos, hier waren die Verkäuferinnen auf die Situation gut eingestellt und lotsten das Rollstuhlteam direkt zum „zweiten Eingang“. Beim Versuch, Kleidung anzuprobieren, wurde jedoch allgemein festgestellt, dass oft keine Umkleidekabine vorhanden ist, die es einem Rollstuhlfahrer erlaubt, sich unbeobachtet umzuziehen.
Wichtig scheint es, die Bevölkerung über die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zu informieren. Ärgerlich für Rollstuhlfahrer/innen sind Hindernisse, die den Gehweg zu stark verengen, wie z.B. großzügig aufgestellte Plakatständer oder auf dem Gehweg parkende Autos. In einem Fall versuchte das Team 10 Minuten lang, die angegebene Rampe zu einem Praxiseingang zu finden, verantwortlich hierfür war ein nicht sinnvoll geparktes Auto, das die Rampe verdeckte. In solchen Fällen könnten einige Hindernisse mit ein bisschen Aufmerksamkeit vermieden werden.
Beim Weg durch die Innenstadt empfanden es viele als sehr schwer, den Rollstuhl über das Kopfsteinpflaster und zusätzlich den Berg hinauf zu bewegen. Dies brachte auch die jüngeren Teilnehmer außer Puste. Ein Elektrorollstuhl ist hier eine große Erleichterung.
Hinderlich beim Weg durch die Stadt waren auch Bordsteine, die nicht abgesenkt waren.
Beim Besuch von verschiedenen Gebäuden fiel den Rollstuhlfahrern auf, dass es ohne Hilfe fast unmöglich ist, alleine durch den Eingang zu kommen, wenn die Tür schwer ist und nach außen aufgeht.
Insgesamt konnte man beim Rollstuhlselbsterfahrungskurs erleben, wie sinnvoll und richtig die DIN-Normen zur Barrierefreiheit sind. Dies zeigte sich z.B. bei den Versuchen, mit dem Rollstuhl ein WC zu nutzen, das eben nicht ganz den DIN-Normen entspricht. Hier wurde z.B. die Erfahrung gemacht, dass man mit dem Rollstuhl die Tür nicht ganz aufmachen konnte oder der Gang davor zu eng war, sodass man das WC nicht befahren konnte. Ist dies schon mit einem „einfachen Rollstuhl“ schwierig, so ist dies für einen Elektrorollstuhl, dessen Außenmaße größer sind, schlicht unmöglich.
Am Ende konnten die Teams wichtige Erkenntnisse für die Erstellung des Ärzteverzeichnisses weitergeben. Das generationsübergreifende Projekt wurde unterstützt durch die Bürgerstiftung Wiesloch.
Das Ärzteverzeichnis wird von der Stadt Wiesloch seit nunmehr zehn Jahren herausgegeben und hat das Ziel die Bürger/innen in neutraler Weise über die in Wiesloch praktizierenden Ärzte, deren Fachrichtung, Sprechzeiten und Erreichbarkeit zu informieren. Neu aufgenommen wurden eine Übersicht zu den Apotheken, die Hinweise zur Barrierefreiheit, sowie eine Information über die Behindertenparkplätze in Wiesloch.
Das Ärzteverzeichnis ist kostenlos im Wieslocher Rathaus sowie den Ortsverwaltungen in Baiertal und Schatthausen erhältlich. Digital ist es auf der Wieslocher Homepage unter www.wiesloch.de (Linkfolge: Bildung & Familie – Gesundheit & Soziales) zu finden, sowie auf der Homepage der Bürgerstiftung unter www.generationenforum-wiesloch.de.
http://www.wiesloch.de/pb/,Lde/Home/Familie+_+Bildung/Aerzteverzeichnis.htm
Quelle: Stadtverwaltung Wiesloch
Bilder vom Rolli Parcour