Am dritten Zeltspektakel-Abend war Volker Weininger zu Gast, der in seinem Programm „Euer Senf in meinem Leben“ politische und gesellschaftliche Meinungsmache rheinisch-lustig auf den Punkt brachte.
(bb) Von den verschiedenen Doktortitel-Plagiaten über Rücktritte von Politikern, begründet oder nicht, bis hin zum „dicken Willi und der Biene Maja“ (Gabriel und Nahles, aber „Wer ist wer“?), bei Volker Weiniger bekommt jeder seine Meinung zu hören. Die Jugend sei mit der Politik total „überfordert“. „Da liegt ein Stift in der Wahlurne. Der jugendliche Wähler fotografiert den Wahlzettel und wirft sein Handy in die Urne.“
Es ging um unsinnige Werbesprüche wie den aus den 80er Jahren von der Zahnarztfrau („angeheiratete Kompetenz“), die „Perlweiß“ empfiehlt, weil sie „weiß, worauf es ankommt“. Auch die selbsternannten „Experten“ waren sein Thema. Ein Exfußballer wird zum Fußballexperten, aber was ist dann ein Terrorexperte?
Schnell auf der Bühne in die rote Jacke geschlüpft und die Narrenkappe aufgesetzt, und schon konnte sich das Publikum über den beschwipsten Karnevalspräsidenten amüsieren. Der meinte, in Deutschland würde zu wenig demonstriert. Die Deutschen demonstrieren nur am Rosenmontag, bei Castortransporten und bei Stuttgart 21, also nur, „wenn der Zuch kütt“ (wenn der Zug kommt).
Im zweiten Teil des Programms erzählte Volker Weininger von seiner Kindheit auf dem Land, z. B. wie peinlich es gewesen sei, mit 14 noch ein Bugs Bunny-T-Shirt anziehen zu müssen, das ihm seine Mutter aus der Stadt mitgebracht hatte. Er zitierte aus einem Ratgeber von 1981 „Meine Welt“ für junge Mädchen, gekauft für 1 € auf dem Flohmarkt, über dessen Texte man heutzutage nur noch schmunzeln kann.
Über die Fahrt von Kolumbus („Watt hat der Junge sisch verfahren“) über Odysseus Verse bis zu den Sirenen, Circe und den Sonnengott („Wenn der Sonnengott einen Burnout hat“) kommt er zu manch unsinnigen Gesetzen in den USA („In Detroit dürfen Männer ihre Frauen sonntags nicht böse anschauen“). Er erzählt noch, dass er Papa geworden ist und viele Eltern ihren Kindern diskriminierende Namen geben (Kevin, Justin, Jaqueline, Chantal), denn lt. Statistik werden Kinder mit bestimmten Namen von Lehrern als nicht so intelligent eingestuft und haben ihr Leben lang unter ihrem Namen zu leiden (Pumuckl). Über die Frühförderung von Kindern kann man sich auch so seine Gedanken machen. Da werden knapp Einjährige zum Ballett angemeldet und „hingetragen“, Eineinhalbjährige besuchen Italienisch-Kurse. Und warum gibt es Babysocken mit Stoppernoppen? Vor den selbsternannten Ratgeber-Foren im Internet sei besonders gewarnt.
Nach fast zwei Stunden unterhaltsamem Programm kommt Volker Weiniger zu dem Ergebnis, dass es jeder selbst entscheiden kann, „welchen Senf er dazugibt und welchen er sich dazugeben lässt“.
Mit der Zugabe im Kostüm des Karnevalspräsidenten gab er noch einen heiteren Einblick in das Brauchtum des Kölner Karnevals, bevor er sich unter dem begeisterten Applaus des Publikums verabschiedete.
Fotos: Binz