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punktsieben-Foyer am Sonntagabend. „Go East!“

19. März 2014 | > Walldorf, > Wiesloch, Allgemeines, Ev. Gemeindehaus Walldorf, Leitartikel

Ein Walldorfer erobert Russland.

Zu einem ganz besonderen punktsieben-Foyer am Sonntagabend lud die Projektgruppe der Evangelischen Kirchengemeinde am 16. März 2014 ein.
(bb) Zu Gast in seiner Heimatstadt war Stefan Dürr, der 1989 als erster westeuropäischer Trainee nach Russland ging und dort mittlerweile Inhaber des größten Milcherzeugungsbetriebes ist.
Begrüßt wurde er im Evangelischen Gemeindehaus Walldorf von seinem alten Walldorfer Leichtathletik-Kameraden Prof. Dr. Joachim Schleich, der sich trotz seiner zwischenzeitlichen Professur in Grenoble immer noch im punktsieben-Organisationsteam in Walldorf engagiert. P1030115

Auf dem Foto links ist Stefan Dürr, rechts Joachim Schleich vom punktsieben-Team.
Um Stefan Dürr näher vorzustellen, wurden zu Beginn Ausschnitte aus verschiedenen Fernsehsendungen gezeigt, die seine rasante Entwicklung vom Praktikanten zum größten Milchbauern in Europa darstellen, z. B. „Der Herr der Kühe“ aus dem Auslandsjournal vom 08.12.2010, „Aufbruch der Glücksritter“ aus Terra X/Abenteuer Sibirien vom 06.01.2013 und „Ungewöhnliche Ernten“ aus der ProSieben-Reihe Galileo Mission Wissen Weltweit vom 06.11.2013.

Mit rund 330 Besuchern war das Gemeindehaus regelrecht überfüllt und so war Stefan Dürr überwältigt von diesem herzlichen Empfang. Er freute sich über das Interesse an seiner Arbeit, die ihn in Russland zu einem „Halbgott“ erhebt.
In Eberbach geboren, wuchs er mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Andreas in Walldorf auf. Sein Hobby wurde die Leichtathletik und auch dort war er sehr erfolgreich. Bis heute hält er noch die Vereinsrekorde über die 10 Meilen (Bahn und frei) und im Stundenlauf. Natürlich waren auch viele alte Sportfreunde und seine Familie unter den Besuchern.

Nach einigen Jahren in Russland rief er 1994 – begleitet durch das Bundeslandwirtschaftsministerium –  den Deutsch-Russischen agrarpolitischen Dialog ins Leben, dessen Projektkoordinator er heute noch ist. Außerdem fungierte er als Berater für Agrarausschüsse des Föderationsrates und der Staatsduma der Russichen Föderation.
Seine geschäftliche Karriere in Russland begann Stefan Dürr 1998 mit dem Landmaschinenhandel der Firma „John Deere“ und baute die inzwischen ausgegliederte Ekoniva Technika zum Marktführer der Branche aus. 2002 erwarb er dann seinen ersten landwirtschaftlichen Betrieb. Mittlerweile verfügt die Gesellschaft an sechs Standorten über eine Gesamtfläche von rund 200.000 Hektar. Damit steht er an 20. Stelle der größten Landwirtschaftsflächen in Russland.
Stefan Dürr wartete mit gigantischen Zahlen auf, die für deutsche Verhältnisse unvorstellbar sind: Auf diesem Land ist er „Herrscher“ über 47.000 Rinder, davon fast 20.000 Milchkühe, die ca. 400.000 Liter Milch pro Tag geben. Diese liefert er an die  russischen Firmen Tulsky Milchkombinat und Liskinsky, aber auch an verschiedene westliche Firmen in Russland, z. B. Danone, Hochland oder Pepsico. Er baut Zuckerrüben und verschiedene Getreidesorten an und hat dadurch auch seine eigene Futterproduktion für die Tiere.
Mit der Landwirtschaft macht er einen jährlichen Umsatz von ca. 100 Millionen €, mit dem Landmaschinenhandel ca. 200 Millionen €.

Am Herzen liegen Stefan Dürr auch seine 3.600 Mitarbeiter, die in eigenen Ausbildungsprogrammen geschult werden, um dann als Fachleute entsprechend eingesetzt zu werden. Mit ca. 28 Jahren ist das Durchschnittsalter seiner Mitarbeiter in Leitungsfunktionen auffallend niedrig.
Ohne den Einsatz modernster Technik wäre die Führung solch großer Betriebe allerdings nicht möglich. So bedient sich Stefan Dürr des Precision Farming (Verfahren der ortsdifferenzierten und zielgerichteten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen) und des Precision Dairy Farming, d. h. Milchviehmanagement mit modernen technischen Hilfsmitteln, die die Führung großer Herden ermöglichen und erleichtern, so dass sowohl die Einzelkuh als auch die Herde gut und sicher überwacht werden kann. Damit wird die Tiergesundheit und die Leistung optimiert. Die Ausführungen zum „Melkkarussell“ und dass jede Kuh tatsächlich per Chip  („Bewegungsmelder“) überwacht wird, so dass sofort erkannt wird, ob die Kuh evtl. krank ist, rief doch einige Lacher im Publikum hervor, aber die Technik macht eben auch vor dem Kuhstall nicht Halt.

Bei all seinen Unternehmungen ist Stefan Dürr auch die soziale Komponente sehr wichtig. So hat er einen Kindergarten gebaut, bei Kirchen- und Museumsausbau sowie Schulfesten finanziell geholfen, und er unterstützt eine Fußballmannschaft, die in Russland in einer der höchsten Ligen spielt.
Zum Schluss ging Stefan Dürr noch kurz auf die verschiedenen Probleme in der Gesundheits-, Bildungs-, Wissenschafts- und Rentenpolitik in Russland ein. Dabei merkte er an, dass das Image von Russland in den westlichen Medien wohl schlechter dargestellt werde, als es dort wirklich sei.
Im Oktober 2009 wurde Stefan Dürr für seine herausragenden Verdienste bei der Gestaltung und Festigung der deutsch-russischen Beziehungen im Bereich der Landwirtschaft das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im letzten Jahr konnte er sich über die Verleihung der russischeP1030117n Staatsbürgerschaft freuen. Er hat jetzt sowohl die deutsche als auch die russische Staatsbürgerschaft.

Ganz im Zeichen des Abends wurde in der Pause zwischen Vortrag und Diskussion vom punktsieben-Team echt russischer Krim-Sekt ausgeschenkt, den Stefan Dürr mitgebracht hatte. Die russische Spezialität Piroggen wurde im Vorfeld vom punktsieben-Team um Ursel Bruckner gebacken und als besondere Spezialität angeboten. Joachim Schleich dankte Stefan Dürr herzlich für seinen Besuch und seinen Vortrag mit einem Weinpräsent und einem Bildband über seine alte Heimat Walldorf. Ein herzlicher Applaus des dankbaren Publikums verabschiedete Stefan Dürr in Richtung seiner neuen Heimat Russland.

 

 

 

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