Sein Wirken hat Früchte getragen
Mit einer würdevollen Trauerfeier hat am Freitag eine große Trauergemeinde in der evangelischen Kirche Schatthausen und anschließend auf dem Friedhof Abschied von Professor Gerald Kegelmann genommen. Der frühere Musikbeauftragte der Stadt Walldorf und ehemalige Rektor der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim war am 7. Januar im Alter von 90 Jahren verstorben.
Den Gottesdienst leitete mit Pfarrer i.R. Hans Rensch ein langjähriger Wegbegleiter und Freund des Verstorbenen. Für die Stadt hielt Bürgermeister Matthias Renschler den Nachruf. Dr. Timo Jouko Herrmann, Kegelmanns Nachfolger als Walldorfer Musikbeauftragter, nahm ebenso in persönlichen Worten Abschied wie Rudolf Meister, der auf Kegelmann als Rektor der Musikhochschule Mannheim folgte, und Gabi Wieland, die für die Kantorei an der Stadtkirche Wiesloch sprach. Die Anteilnahme aller galt Irene Müller-Glasewald, der Ehefrau des Verstorbenen, sowie der Familie und allen Angehörigen. Den würdigen musikalischen Rahmen der Trauerfeier gestalteten unter der Leitung von Martin Lehr Sängerinnen und Sänger sowie Instrumentalisten aus ehemals von Kegelmann geleiteten Ensembles, sein Bruder Dieter spielte die Orgel. Es erklangen Werke von Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms sowie Josef Gabriel Rheinbergers bewegendes „Abendlied“.
„Ein Leben für die Musik hat in Schatthausen begonnen und darf auf Wunsch von Gerald hier enden“, sagte Pfarrer Rensch in seiner Ansprache. Er schilderte anschaulich den gemeinsamen Weg an der Wieslocher Stadtkirche, wo man mehr als 20 Jahre gemeinsam gewirkt habe, Kegelmann an der Orgel und als Leiter der Kantorei. „So geht es nicht immer zu zwischen Pfarrer und Kirchenmusik“, sagte Rensch mit einem Schmunzeln zum harmonischen Miteinander. „Wir hatten nicht ein einziges Mal Probleme.“ Für ihn als damals jungen Pfarrer sei der Austausch bei einer Tasse Kaffee im Pfarrhaus zwischen Früh- und 10-Uhr-Gottesdienst immer sehr wertvoll gewesen. „Diese Nähe ist geblieben und bleibt hoffentlich“, sagte Rensch und ging auch auf Gerald Kegelmanns Verdienste um die Anschaffung einer neuen Orgel ein, auf „Konzerte auf hohem und höchstem Niveau“ sowie auf Reisen und Auftritte mit der Kantorei. „Was er wirkte, hat Früchte getragen und fand Anerkennung“, sagte der Pfarrer. „Gerald konnte nicht nur begeistern, sondern vor allem begleiten.“ Er wolle Danke sagen, so Rensch, „für jahrzehntelange Freundschaft und gutes Miteinander“.
Im Namen der Stadt Walldorf, für den aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesenden Ersten Beigeordneten und langjährigen Wegbegleiter Otto Steinmann sowie ganz persönlich verneigte sich Bürgermeister Matthias Renschler vor dem Verstorbenen. „Er möge in Frieden ruhen.“ Gerald Kegelmann habe das kulturelle Profil der Stadt geprägt, sagte der Bürgermeister mit Blick auf das 25-jährige Wirken Kegelmanns als Musikbeauftragter. Er habe in dieser Zeit ein klassisches Musikangebot etabliert, „das sich durch eine hohe Qualität und ein außerordentliches künstlerisches Niveau“ ausgezeichnet habe. Dabei sei es ihm ein wichtiges Anliegen gewesen, die klassische Musik „für breite Teile der Bevölkerung“ zu öffnen. Der Bürgermeister erwähnte zahlreiche musikalische Höhepunkte vom großen Freiluftkonzert auf dem Schlossplatz zum Stadtjubiläum bis hin zu den „legendären Waldkonzerten“. Renschler sagte: „Bei aller Internationalität und Weltoffenheit war Gerald Kegelmann ein Mann der Region mit einer großen Verbundenheit zur und Verwurzelung in seiner kurpfälzischen Heimat.“ Dank ihm seien Laurentiuskapelle und Schlossplatz zum „Zuhause“ der klassischen Musik in Walldorf geworden. Seine Verdienste habe die Stadt auf Beschluss des Gemeinderats vor zwei Jahren mit der Verleihung der Bürgermedaille in Silber gewürdigt. Bürgermeister Renschlers Vorgänger im Amt, Christiane Staab und Heinz Merklinger, wohnten der Trauerfeier ebenfalls bei.
Dankbarkeit für „prägende musikalische Erlebnisse, spannende Begegnungen und ohrenöffnende Entdeckungen“, brachte Dr. Timo Jouko Herrmann „als sein Nachfolger und als enger Freund“ zum Ausdruck. Er sprach auch im Namen des früheren Kultus-Staatssekretärs Michael Sieber. Herrmann nannte den Verstorbenen den für seinen Berufsweg als Komponist und Musikwissenschaftler „entscheidenden Wegbereiter und Mentor“, den er bereits während seiner Schulzeit habe kennenlernen dürfen. „Er hat mir viele Türen geöffnet und mir auch gesagt, welche man besser geschlossen lässt.“ Kegelmann hinterlasse „ein gewaltiges Lebenswerk“, vor dem man „in ehrfürchtigem Staunen verharren“ wolle. Er habe den Nachwuchs gefördert, „wo er nur konnte“, durch Repertoireentdeckungen verblüfft, sich für die historische Aufführungspraxis engagiert und viele Uraufführungen moderner Komponisten dirigiert. „Er hat ganze Heerscharen von Musikern ausgebildet“, sagte Herrmann und erinnerte an eine „nie versiegende Kreativität“ und einen „wunderbaren Humor“. Und er zitierte, was Michael Sieber 2006 bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gesagt hatte: „Es müsste mehr Kegelmänner geben.“ Das stimme, sagte Timo Herrmann, „aber es gab nur einen“.
Einen „Vollblutpädagogen“ würdigte Rudolf Meister, der 1997 auf Gerald Kegelmann als Rektor der Mannheimer Musikhochschule gefolgt war. „Mehr noch als die Musik lagen ihm die Menschen am Herzen“, sagte er. „Er hat die Wieslocher Kantorei über vier Jahrzehnte geprägt, davon profitieren wir alle noch heute“, verabschiedete sich Gabi Wieland stellvertretend für viele Sängerinnen und Sänger „mit ganz großer Dankbarkeit“.
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer