Feierliche Übergabe der Plakette „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an das Gymnasium: (v.li.) Schulleiter Jürgen Brunsch, Svenja Roth (Landeskoordination des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“), die Schülersprecher Lenie Clasen und Emil Haselberger, Schulpate Dr. Timo Jouko Herrmann, der stellvertretende Schulleiter Sven Brandt, Bürgermeister Matthias Renschler und St. Leon-Rots stellvertretender Bürgermeister Siegfried Köck.
„Wir geben ein Versprechen ab“, sagt Schülersprecherin Lenie Clasen. Die Schulgemeinschaft wolle „Mut gegen Rassismus“ zeigen und im Schulalltag, ob im Klassenzimmer oder auf dem Pausenhof, aktiv gegen ihn angehen. „Rassismus ist nicht nur der offene Hass, sondern auch das Schweigen und das Wegsehen, wenn andere leiden“, sagt Emil Haselberger, ebenfalls Schülersprecher. Er wünscht sich eine Schule, „an der niemand Angst haben muss, anders zu sein“. Und Lenie Clasen sagt: „Lasst uns anfangen, indem wir nicht nur Worte sprechen, sondern Taten folgen lassen.“
Das Gymnasium Walldorf ist mit der feierlichen Überreichung der Plakette an Schulleitung und SMV offiziell Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Dabei handelt es sich, wie Bürgermeister Matthias Renschler in seinem Grußwort betont, keineswegs um „ein abstraktes Zertifikat“, sondern um eine Selbstverpflichtung, die Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und alle weiteren am Schulleben Beteiligten mit ins Boot nimmt. „Die Schulgemeinschaft hat vorab mit deutlicher Mehrheit erklärt, dass sie sich aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, einsetzen will. Das bedeutet, dass niemand einfach wegschauen darf, wenn er oder sie mit Fällen von Rassismus, Antisemitismus, Homophobie oder Fremdenfeindlichkeit konfrontiert wird. Dann ist Ihre, ist eure Courage gefragt, euch aktiv dagegen zu wehren“, sagt der Bürgermeister. Darin sieht er „ein starkes Signal, vielen Dank dafür“.
Matthias Renschler erklärt: „Jeder von uns hat das Recht, sich sicher und respektiert zu fühlen, unabhängig von seiner Herkunft, Hautfarbe oder Identität. Wenn wir Rassismus und Diskriminierung zulassen, untergraben wir nicht nur die Würde des Einzelnen, sondern auch die Gemeinschaft als Ganzes.“ Dabei bereicherten gerade in einer bunten und weltoffenen Stadt wie Walldorf, in der Menschen aus über neunzig Nationen leben, unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen den Alltag förderten, unter anderem „kreatives Denken, einen offenen Dialog der Kulturen und ein friedliches Zusammenleben“, so der Bürgermeister.
„Wir sind eine Schule mit Schülerinnen und Schülern aus vielen Nationen“, sagt Direktor Jürgen Brunsch nach einem Musikstück von Sechstklässler Viraaj Hundekari am Schlagzeug und der Begrüßung durch den stellvertretenden Schulleiter Sven Brandt. Die Ziele des Netzwerks, dem deutschlandweit über 4400 Schulen mit mehr als zwei Millionen Schülern angehören, wolle man als Schulgemeinschaft unterstützen. „So ist das auch entstanden“, sind laut Brunsch die ersten Anregungen dafür aus der SMV gekommen und schnell von der Schulleitung unterstützt worden. „Wir haben das von Anfang an auf gemeinsame Beine gesetzt.“ Für die Aufnahme ins Netzwerk – mindestens 70 Prozent der am Schulleben Beteiligten müssen das Selbstverständnis einer Courage-Schule annehmen wollen – habe es in den Abstimmungen „ein klares Votum von allen Seiten“ gegeben. „Dieses Gemeinsame wollen wir weiterverfolgen“, sagt Brunsch, der aus einem Schreiben ehemaliger Schüler die Glückwünsche zur Aufnahme ins Netzwerk zitiert und daraus die positive Botschaft mitnimmt, „dass wir dieses Gemeinschaftsgefühl aus der Schule nach außen strömen lassen können“. Der oft zitierte „Walldorfer Geist“, so der Schulleiter, „war da, ist da und bleibt da“.
Die Patenschaft für das Gymnasium als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hat der Walldorfer Musikwissenschaftler und Komponist Dr. Timo Jouko Herrmann übernommen. Als ehemaliger Schüler sei er dem Gymnasium immer noch „eng verbunden“, der Ort habe ihn „fürs Leben geprägt und gestärkt“. Für ihn als Musiker, so Herrmann, sei es „unabdingbar, allen Menschen mit großer Offenheit zu begegnen“. Und gerade an einem Ort wie einer Schule sei die Sensibilisierung für die Themen Diskriminierung und Rassismus „von immenser Bedeutung“. Um dagegen „mutig und aktiv“ vorgehen zu können, „müssen wir alles für eine solidarische, weltoffene und vorurteilsfreie Schulgemeinschaft tun“. Die Selbstverpflichtung sei „ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin“.
Svenja Roth (Landeskoordination des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“) spricht bei der Übergabe der Plakette an die Schülersprecher vom Ziel, „möglichst nah an das Ideal heranzukommen“. Damit trage man den aktiven Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung „nach außen“ und „in die Zukunft“. Sie sagt: „Es fängt oft bei den kleinen Dingen an. Aber es kann auch bei den kleinen Dingen aufhören.“
Text und Fotos: Stadt Walldorf