Was kaputt ist, kann oft repariert werden
Es sind ganz unterschiedliche Geräte, die die Walldorferinnen und Walldorfer zum ersten Werkstattcafé ins Begegnungshaus bringen: da ist die Stereoanlage, die keinen Ton mehr von sich gibt und deren Display nichts anzeigt; da sind die Kaffeemaschine, die Wärmeflasche und die beiden Lampen, die nicht mehr wie gewünscht funktionieren; und da ist der nicht mehr ganz taufrische Toaster, der auch aus dem Museum stammen könnte. „Nein“, sagt sein Besitzer, er wisse auch nicht, wie alt das Gerät tatsächlich ist, denn er habe es einst auf einem Flohmarkt in Frankreich erstanden. Bis vor ungefähr zwei Jahren habe der Toaster noch bestens seine Dienste getan. Jetzt allerdings will er nicht mehr so richtig heiß werden – nach dem ersten Augenschein sind mehrere der Heizdrähte defekt. Ob sich da noch etwas machen lässt? Unabhängig davon ist das fast antike Stück für Urte Thölke der „Inbegriff“ dessen, wofür das Werkstattcafé stehen soll: Das könne nämlich zeigen, dass man nicht alles immer gleich wegwerfen muss, sondern „dass Dinge viel länger genutzt werden können“.
Das war auch der Grundgedanke, nach dem eine Handvoll Aktive aus dem Klimanetzwerk Walldorf das Werkstattcafé ins Leben gerufen haben. Urte Thölke spricht vom „Gegenstück zur Wegwerfgesellschaft“. Was kaputt gegangen, aber hoffentlich noch reparierbar ist, kann mitgebracht werden: Elektrokleingeräte, Gebrauchsgegenstände, Spielzeug, Haushalts- und Mediengeräte, aber auch Fahrräder, Kleidung oder Wohntextilien. Dann wird gemeinsam genäht, geschraubt oder gelötet, die Ehrenamtlichen stehen mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem gibt es Kaffee und Kuchen. „Das passt zu den Klimaleitzielen der Stadt und das passt super ins Begegnungshaus rein“, meint Urte Thölke.
Die Idee sei bei ihr entstanden, als Joachim Schleich, ehemaliger Stadtrat und Professor für Energiewirtschaft an einer französischen Hochschule, bei Punktsieben über den Klimawandel gesprochen habe. Bürgerengagement, kurze Wege und Nachbarschaftshilfe, Menschen zusammenbringen sind für sie wichtige Stichworte. „Sehr profitiert“ habe sie vom Austausch mit Karin Nachtigal, die für die Bürgerstiftung Wiesloch in der Nachbarschaft bereits vor dreieinhalb Jahren ein Werkstattcafé etabliert hat: „Für mich war immer wichtig, Sachen zu reparieren, statt sie wegzuwerfen“, sagt Karin Nachtigal. Mit dem Werkstattcafé habe man dafür in Wiesloch „ein niederschwelliges Angebot“ geschaffen, viele der guten Erfahrungen hat das Team in Walldorf gerne übernommen. Wer das Angebot nutzen möchte, füllt einen Laufzettel mit den wichtigsten Informationen aus: Um was für ein Gerät handelt es sich? Was funktioniert nicht? Dann geht es gemeinsam mit einer Elektrofachkraft an die Ursachenforschung. Das klappt zum Auftakt etwa bei der Stereoanlage zumindest teilweise: Das Display bleibt zwar blind, aber zumindest das Radio ist wieder in Betrieb. Die Nutzer lassen sich ihren Lieblingssender SWR4 einstellen und sind schon mit dem Reparaturerfolg zufrieden.
Das Werkstattcafé soll ab sofort immer am dritten Montag im Monat von 17 bis 19 Uhr im Begegnungshaus stattfinden. Das Angebot ist kostenlos, Spenden werden aber gerne angenommen. Und wer das Team unterstützen, vielleicht sogar selbst als „Schrauber“ oder Elektrofachkraft dabei sein möchte, kann sich per E-Mail unter [email protected] melden.
Text und Fotos: Stadt Walldorf