Der Färbergarten wächst und gedeiht
„Willkommen im Färbergarten“, begrüßt Elisabeth Kamps, die Leiterin der Kinder- und Jugendkunstschule Kikusch der Volkshochschule Südliche Bergstraße, gemeinsam mit ihrer Kollegin Nadine Nieder Bürgermeister Matthias Renschler und bedankt sich für die „schnelle Lösung“ und Unterstützung der Stadt.
Färbergarten? Dabei handelt es sich um ein neues Projekt der Kikusch, einen Garten, in dem Naturfarben aus Färberpflanzen gewonnen werden sollen. Für die Kinder und Jugendlichen, die in der Kikusch aktiv sind, ergibt sich daraus gleich ein vielfacher Mehrwert: Sie erforschen und entdecken die Natur vor der Haustür, sie lernen, wie umweltfreundliche Farben hergestellt werden, und sie können diese Farben in den Kunstkursen dann auch gleich verwenden.
„Toll, dass das mit dem Garten geklappt hat“, freut sich Bürgermeister Renschler, nachdem die Stadt der Kikusch bei der Suche nach einer passenden Fläche unter die Arme gegriffen hatte. Diese wurde in Nachbarschaft zum Waldkindergarten der Zipfelmützen im Gewann Hof gefunden. Das ist nicht nur „landschaftlich schön“, wie der Bürgermeister feststellt, sondern eignet sich, direkt am Waldrand gelegen, laut Elisabeth Kamps auch als „super Ausgangspunkt für Naturkurse oder Aktivitäten im Wald“. Sie fasst das so zusammen: „Der Garten ist wirklich ein perfekter Ort in idealer Lage und mit besten Nachbarn. Es wird sicherlich eine wunderbare Natur-Kultur-Oase für alle.“
„Wir konnten schon viel anpflanzen und es ist alles angewachsen“, berichtet die Kikusch-Leiterin. Dabei handelt es sich um Sträucher, Stauden und einjährige Pflanzen, deren Blüten, Blätter, Früchte, Wurzeln oder Rinde zur Herstellung von Pigmenten und Farbsäften dienen kann. Elisabeth Kamps schildert vor Ort unter anderem die Vorzüge und Verwendungsmöglichkeiten von Blutweiderich, Ringel- und Sonnenblumen. Dank dem Zusatz von Zitronensäure, Alaun, Soda oder Natron lernen die Kinder vor Ort und im Farblabor, wie Aquarellfarben, Flüssigfarben und pastöse Farben, Zeichenkohle und Wachskreiden aus den natürlichen Rohstoffen hergestellt werden und arbeiten dann auch mit diesen.
„Man kann ganz hervorragende Farben machen, die die Kinder auch in Malkästen mitnehmen können“, sagt Elisabeth Kamps. Mit den selbst hergestellten Farben könne man genauso gut arbeiten wie mit gekauften. Darüber hinaus bekommen die Kinder nach ihren Worten damit auch wieder einen engeren Bezug zur Natur. „Das passt zu unseren anderen Kursen.“ Und man wolle es auch „in die Köpfe der Eltern tragen“ und die eigenen Dozentinnen und Dozenten schulen.
Für Bürgermeister Renschler ist das „ein klasse Projekt“. Ohnehin mache die Kikusch in Walldorf „eine tolle Arbeit“. Elisabeth Kamps wiederum bedankt sich bei der Stadt „für die großartige Unterstützung“ und bei der Volksbank Kraichgau Stiftung, die das Projekt mit Mitteln aus ihrem Fonds Nachhaltigkeit fördert.
Die ersten Kurse im Färbergarten, in dem es natürlich noch viel zu tun gibt, sollen im September zum neuen Schuljahr beginnen. Dann sollen zwei der AGs mit der nahe gelegenen Waldschule in den Färbergarten verlegt werden, auch eine Kooperation mit den Zipfelmützen als unmittelbaren Nachbarn, mit denen man sich schon jetzt gut versteht, wäre möglich. Durch die Vernetzung mit einem weltweiten Projekt namens „sevengardens“ erhofft sich Elisabeth Kamps außerdem einen Austausch mit bereits gut funktionierenden Färbergärten, Institutionen und Farbprofis. Insgesamt passt das Projekt aus ihrer Sicht zur Aufgabe, die Jugendkunstschule zukunftsfähig zu machen. Angesichts der Verantwortung für folgende Generationen „verknüpfen wir unseren Bildungsauftrag in Kunst und Kultur mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung“, so Elisabeth Kamps. Das mache die Kikusch bereits mit Kurskonzepten, die Natur und Kunst verbinden. „Projektorientierte, forschende und experimentelle Arbeitsweisen geben Kindern und Jugendlichen kreativen Freiraum und fördern eigene Ausdrucksweisen“, sagt die Kikusch-Leiterin.
Besuch im neuen Färbergarten der Kikusch: (v.li.) Elisabeth Kamps, Nadine Nieder und Bürgermeister Matthias Renschler.
Text und Fotos: Stadt Walldorf