Diskussion zu Auswirkungen und Strategien im Rathaus – Bäume gepflanzt
„Städte im Klimawandel“ und „Hitzeschutz in Walldorf“ lauten die Schlagworte, mit denen den Neuntklässlern der Theodor-Heuss-Realschule der Klimawandel und seine Auswirkungen, aber auch die Klimaanpassungsstrategien, an denen unter anderem die Stadt arbeitet, in Theorie und Praxis anschaulich vor Augen geführt werden.
Während mehr als 80 Schülerinnen und Schüler in zwei Gruppen im Ratssaal des Rathauses mit Mitarbeitern des Stadtbauamts und des Fachdiensts Umwelt über den Landschaftsplan und mögliche Maßnahmen diskutieren, machen sich zwei weitere Klassen der Schule am „Schmutzigen Donnerstag“ buchstäblich die Hände dreckig. Sie pflanzen zusammen mit Leon Schmiedel (Grünflächenamt der Stadt) und dem Bauhof Bäume und Büsche.
Ein Spitzahorn und ein Feldahorn werden auf der Fläche in der Nähe des Waldstadions eingepflanzt, beide klimaresistent, wie Schmiedel erläutert. „Es wird immer schwerer“, beschreibt er die Auswirkungen des Klimawandels auf das Grün in der Stadt, was ihn und seine Kollegen vor große Herausforderungen stellt. Die Schülerinnen und Schüler dürfen selbst zu Spaten und Schaufel greifen, einige freuen sich schon jetzt, „ihre“ Büsche und Bäume später einmal besuchen und in Augenschein nehmen zu dürfen. Zuvor ist schon eine andere Klasse an der Ecke Dannhecker-/Adolf-Menzel-Straße tätig geworden und hat mit einigen Pflanzungen die Grundlage für ein sogenanntes „Klimawäldchen“ gelegt, das dort die zuvor versiegelte Fläche ersetzen wird.
Theoretischer geht es derweil im Ratssaal zu, deshalb aber nicht minder engagiert. „Da ist doch eine Menge zusammengekommen“, freut sich Stadtbaumeister Andreas Tisch nach gut anderthalb Stunden reger Diskussionen über die Ergebnisse der kleinen Workshops. „Ich finde es gut, dass und wie ihr euch beteiligt habt.“ Nachdem es im laufenden Aufstellungsprozess des sogenannten „Landschaftsplans“ bereits einen Workshop mit Erwachsenen gegeben hat, sei es der Stadt nun ebenso „wichtig, dass ihr als junge Generation eure Stimme einbringt“. Der Landschaftsplan, dessen letzte Fassung von 1981 stammt, ist eine Art kommunales Naturschutzprogramm. Mit ihm soll beispielhaft gezeigt werden, wie Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vermieden oder beseitigt werden können, wie der Biotopverbund und die biologische Vielfalt zu sichern und zu fördern sind, aber auch wie der Erholungswert und wesentliche Freiräume erhalten und entwickelt werden können. Dabei ist nicht nur der unbebaute Bereich Gegenstand der Betrachtungen, sondern mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels gerade auch der bebaute Stadtraum, um Anpassungsstrategien entwickeln zu können. „Es geht um langfristige Konzepte, wie man die Stadt umbauen kann“, sagt Tisch. Daneben müsse aber auch „jeder Einzelne schauen, dass er seinen Beitrag leistet“.
Ideen bringen die Schülerinnen und Schüler nach ihren Workshoprunden einige ein. Man müsse mehr Bäume pflanzen, heißt es mehrfach, ebenso werden Trinkbrunnen gewünscht, sowohl in der Schule als auch auf den Pausenhöfen. „Für Jugendliche sollte der Eintritt ins Schwimmbad billiger oder kostenlos sein“, schlägt ein Schüler vor. Sonnensegel auf den Schulhöfen werden angeregt, Spielplätze könnten im Wald angelegt werden, weil dort eh „überall Schatten“ ist. Es sollte auf „Pflanzen, die nicht so viel Wasser brauchen“, gesetzt werden. Man könnte mehr Teiche in den Gärten anlegen und auf Steingärten ganz verzichten.
„Der Klimawandel beschäftigt uns stark“, hat Stadtbaumeister Tisch einleitend darauf hingewiesen, dass es sich dabei um eine von vielen kommunalen Aufgaben handle. Bis zum Jahr 2040 wolle Walldorf klimaneutral sein, „das ist ambitioniert und fordert viele Maßnahmen auf vielen Ebenen“ – von der energetischen Sanierung alter Gebäude über den Wandel auf dem Verkehrssektor und die Förderung erneuerbarer Energien bis hin zur kommunalen Wärmeplanung.
„Wir wissen, dass sich das Klima verändert, und müssen darauf reagieren“, schildert Ivo Hellinger (Fachdienst Umwelt), wie sich Stadtverwaltung und Gemeinderat mit Konzepten wie der Verwundbarkeitsanalyse und dem Hitzeaktionsplan für die Herausforderungen fit machen.
Stadtplaner Andreas Konrad zeigt, wie mit dem Landschaftsplan der aktuelle Zustand der Natur erfasst wird, Ziele definiert und Maßnahmen erarbeitet werden: ob der Schutz von Flächen, die Schaffung von Freiräumen im besiedelten Bereich oder die Sicherung der biologischen Vielfalt.
Viktoria-Luise Müller (Stadtplanung) geht auf die bisherige Bestandsaufnahme mit Themen wie dem Geländeklima oder der Hochwassergefahr ein, ehe die Schwerpunkte in vier Gruppen diskutiert werden.
„Wir sind noch in der Orientierungsphase“, sagt Andreas Tisch zum Aufstellungsprozess des Landschaftsplans. Sind die Vorschläge aus der Bürgerbeteiligung eingearbeitet, geht es in die Analyse mit dem Ziel, bis 2025 ein Leitbild und ein Handlungsprogramm zu entwerfen. Dazu soll es einen Projektbegleitungskreis geben und eine weitere Bürgerbeteiligung. Vielleicht sind dann die Schülerinnen und Schüler ja auch wieder mit dabei, um zu sehen, was aus ihren Ideen geworden ist.
Text und Fotos: Stadt Walldorf