Projekt „Dein.Klima“ trägt an der Theodor-Heuss-Realschule Früchte
Die Schülerinnen und Schüler könnten ihr eigenes Gemüse für das Essen in der Mensa anbauen. Wer nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen kann, sollte den Elektro-Bus nehmen. Und im Winter muss man nicht unbedingt mehr heizen, man kann sich auch einfach ein bisschen dicker anziehen. Das sind nur einige der Ideen, die Fünftklässler der Theodor-Heuss-Realschule im Rahmen ihrer „Energiemanagerschulung“ aufgebracht haben – und die mal mehr, mal weniger leicht zu verwirklichen sein werden.
Einen Schulgarten gibt es aktuell zwar nicht. Aber Rektor Jens Albrecht sagt: „Wenn ihr etwas anpflanzen wollt, finden wir eine Stelle.“
Und auch Bürgermeister Matthias Renschler ist immer für Vorschläge offen: „Wir setzen uns im Ratssaal zusammen und diskutieren miteinander“, lädt er die jungen Energiemanager zu sich ins Rathaus ein.
Der Bürgermeister und der Rektor machen sich gemeinsam mit Landrat Stefan Dallinger und Dr. Klaus Keßler, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Rhein-Neckar-Kreis (KLiBA), ein Bild von der Energiemanagerschulung, die an diesem Morgen von 8 bis 13 Uhr Themen wie Heizen, Lüften, Stromverbrauch und Mülltrennung behandelt. Ziel ist, die Schüler für Klimaschutz zu sensibilisieren und mit ihnen gemeinsam Ideen zum Energiesparen und zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu entwickeln, die dann im Schulalltag und für die ganze Schulgemeinschaft umgesetzt werden können. Anita Köhler (KLiBA) und Lisa Muckenfuß vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) werden von Lehrerin Martina Blattner unterstützt, der Klimabeauftragten der Realschule. Teilnehmer sind aus allen fünften Klassen je zwei bis vier Schülerinnen und Schüler, die einerseits Sprachrohr für ihre Klassenkameraden sein sollen, andererseits aber auch Multiplikatoren in die Schulgemeinschaft und in ihre Familien hinein.
Die Energiemanagerschulung ist Teil des Projekts „Dein.Klima“, das der Rhein-Neckar-Kreis im Herbst 2021 gestartet hat, um den Klimaschutz breiter im schulischen Alltag zu verankern. 25 Schulen aus 15 Kommunen nehmen an dem Projekt teil, das im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bund finanziell gefördert wird – allerdings nur noch bis Januar 2025, dann läuft die Förderung aus. „Wir hoffen natürlich, dass es trotzdem weitergeht“, sagt Lisa Muckenfuß. Dafür hätten sich auch die beteiligten Schulen in einer Umfrage ausgesprochen. Einiges spricht dafür: „Das hat klein gestartet und ist richtig groß geworden“, sagt Landrat Dallinger, der im Projekt einen „entscheidenden Hebel“ sieht, „die Kinder zu sensibilisieren“, und „einen Baustein in einer langen Kette, bis sich das Verhalten dauerhaft ändert“. Er sei „begeistert, mit welcher Ernsthaftigkeit die Kleinen dabei sind“. Für Rektor Albrecht ist es „wichtig, dass solche Projekte langfristig angelegt sind“. Die Schule sei „glücklich, wenn wir auf Jahre hinaus planen können“. Deshalb gibt es zum Beispiel auch eine Partnerschaft mit der Klima Arena in Sinsheim, die von allen achten Klassen besucht wird. „Wir bieten diese Kooperation für alle Schulen und Kitas an“, sagt Bürgermeister Renschler. Als Schulträger mache die Stadt das gerne und mit voller Überzeugung. Der Bürgermeister hat festgestellt: „Heute ist Klimaschutz bei vielen Schülerinnen und Schülern im Bewusstsein drin.“
Anita Köhler erläutert beim Besuch der Energiemanagerschulung, dass diese an einen Projekttag anknüpft, an dem die Schüler schon viel gelernt und zahlreiche Ideen gesammelt haben. Und sie zeigt mit einem Fahrrad, auf das sich nacheinander einige Schüler, der Landrat und der Bürgermeister setzen dürfen, dass es „ganz schön Arbeit“ ist, Energie zu erzeugen. Die Glühbirnen bringen alle zum Leuchten, der Fön arbeitet immerhin schwach, aber das Radio bleibt leider ganz aus. Den täglichen Stromverbrauch der Schule beziffert Anita Köhler auf 820.000 Watt. „Um das zu schaffen, müssten alle Schüler den ganzen Tag lang strampeln“, sagt Lisa Muckenfuß.
Weitere Themen sind der ökologische Fußabdruck eines jeden Einzelnen, die Energieproduktion der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Schulzentrums wird unter die Lupe genommen und später geht es auf einem Rundgang durchs ganze Gebäude und in den Heizkeller, um weitere Ideen zu sammeln. Dass die Schüler sich auch mit dem Thema Müll befassen, findet Landrat Dallinger „ganz fantastisch“. Er erläutert, wie die Abfälle aus der braunen Tonne in der großen Bioabfallvergärungsanlage des Rhein-Neckar-Kreises in Sinsheim nicht nur zu Komposterde, sondern auch zu Bio-Erdgas werden. „So hat Müll mit Klimaschutz zu tun“, sagt Dallinger und weist darauf hin, wie wichtig es ist, den Müll richtig zu trennen. Und bei der Frage, wie die Kinder zur Schule kommen – zu Fuß, mit dem Rad, Bus oder „Elterntaxi“ –, macht Jens Albrecht schon mal Werbung fürs nächste Stadt- beziehungsweise Schulradeln: „Ich hoffe, dass ihr euch dann alle aufs Fahrrad schwingt“, sagt der Rektor.
Text und Fotos: Stadt Walldorf