Darf der Bürgermeister in der Jogginghose zur Arbeit kommen?
Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8a und 8b der Waldschule sind bei ihrem Besuch im Rathaus ganz schön neugierig. Wie hoch ist denn das Gehalt des Bürgermeisters? Er verdient keine Millionen, wie tatsächlich einer vermutet hat. Hat er regelmäßig Kontakt zu Bundeskanzler Olaf Scholz? Nein, hat er nicht. Und kann er in der Jogginghose zur Arbeit kommen? Dazu später mehr.
Viele der Fragen zeigen ein großes Interesse der Jugendlichen an dem, was in Walldorf tagtäglich passiert. Andere bringen nicht nur den Bürgermeister, sondern auch die Schülerinnen und Schüler selbst zum Schmunzeln oder sogar zum Lachen. Am Ende sind sich alle einig: Der Besuch war eine runde Sache, informativ und in sehr entspannter Atmosphäre. „Euer reges Interesse freut mich“, sagt Matthias Renschler zum Abschluss und betont: „Wenn ihr Ideen habt, ist es wichtig, dass ihr sie vorbringt.“ Ob im Achter-Rat, einer seit vergangenem Jahr neuen Form der Beteiligung für Jugendliche, gegenüber ihren Lehrerinnen und Lehrern oder direkt im Rathaus.
Zuvor gibt sich der Bürgermeister viel Mühe, jede noch so knifflige Frage zu beantworten. Er sei schon immer politisch interessiert gewesen, sagte Matthias Renschler auf die Frage, wie er dazu gekommen sei, Bürgermeister zu werden. 2018 habe er erstmals für das Amt kandidiert. Das positive Ergebnis habe ihn darin bestärkt, es 2021 erneut zu versuchen, „und das hat dann auch geklappt“. Bis zur Wahl sei er zwanzig Jahre lang als Rechtsanwalt tätig gewesen, erzählt er den Schülerinnen und Schülern, die von den Lehrkräften Simon Lange, Monika Schmidt und Christian Hundt begleitet werden. Der Beruf, den er als Berufung verstehe, bringe viele Abendtermine und Veranstaltungen am Wochenende mit sich. „Das muss man mögen“, sagt Renschler. Am „meisten Spaß“ mache es ihm, wenn er und die Verwaltung in guter und konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat wichtige Projekte voranbringen können. Davon gebe es gerade aktuell einige: So die im Frühjahr beginnende Erweiterung der Waldschule, an der unter anderem eine Mensa und ein weiterer Pavillon gebaut werden und das Hauptgebäude erweitert wird. Aber auch das geplante Pflegeheim, für das bereits ein Gestaltungsentwurf ausgewählt worden ist, und das künftige Feuerwehrhaus, für das es dieses Jahr einen Architektenwettbewerb geben wird.
Manche Themen sind richtig ernst: Wenn sich die Schüler im Astorpark oder rund ums Astorhaus mehr überdachte Bereiche wünschen, kann der Bürgermeister das gut verstehen. Er muss aber auch auf die gerade in diesem Bereich „sehr hohe Zerstörungsquote“ und einen „Vandalismus, der übel ist“, hinweisen. „Da ist es schwer, für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen“, sagt Renschler. Er verschweigt nicht, dass die Stadt sich in Fällen größerer Beschädigungen bemüht, die Täter zu ermitteln und diese auch in Regress zu nehmen.
Ein Schüler spricht die Busverbindung nach St. Leon-Rot an. Wenn der Unterricht um 13.15 Uhr zu Ende ist, fahre der Bus an der Drehscheibe schon um 13.24 Uhr ab – das werde oft knapp, manchmal verpassten er und seine Mitschüler den Bus und müssten dann eine Stunde warten. Ein Anliegen, das der Bürgermeister verspricht ebenso mitzunehmen wie den Wunsch, dass die Busse öfter als im Stundentakt in Richtung IKEA fahren. Renschler erläutert auch, dass die Stadt beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Vorschläge machen und Wünsche äußern kann, die Entscheidung aber dann beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) liegt, der natürlich nicht nur auf die Belange der Stadt Walldorf Rücksicht nehmen muss.
„Können Sie öfter Kerwe machen?“ Nein, sagt der Bürgermeister, die Kerwe findet nur einmal im Jahr statt. Aber es gibt ja noch den Spargelmarkt und: „Wir können mehr Feste machen.“ Sein Lieblingsessen ist übrigens wahlweise Rinderroulade mit Rosenkohl oder Cordon Bleu und sein liebstes Hobby das Fahrradfahren. Ein Dienstauto hat der Walldorfer Bürgermeister nicht („das wäre auch nicht sinnvoll“) und auch keinen Chef, aber dafür Kontrolle und Aufsicht durch Gemeinderat und Landratsamt. Wenn er etwas an seiner Arbeit ändern könnte, wäre das vor allem die öffentliche Wahrnehmung: Renschler wünscht sich, dass die Arbeit von Verwaltung und Gemeinderat, die immer am Wohl der Allgemeinheit orientiert sei, positiver wahrgenommen und nicht, wie gerade in den Sozialen Medien leider oft üblich, vorschnell über notwendige Maßnahmen genörgelt werde.
Und die Jogginghose? „Es gibt keine Kleiderordnung für mich“, sagt der Bürgermeister. „Man sollte immer schauen, was zu welchem Anlass passt.“ In der Jogginghose würde er persönlich aber nicht ins Rathaus kommen.
Text und Foto: Stadt Walldorf