Das Büro Munkel Preßler Architektur und Generalplanung aus Freiburg hat mit seinem gemeinsam mit der AG Freiraum Landschaftsarchitekten entwickelten Beitrag den Architektenwettbewerb für das neue Pflegeheim gewonnen. 22 Arbeiten waren eingereicht worden. Stadtbaumeister Andreas Tisch spricht von „sehr guten Arbeiten, das hat es der Jury nicht leicht gemacht“. Am Ende habe sich das Preisgericht unter dem Vorsitz von Prof. Zvonko Turkali (Frankfurt) für einen Entwurf entschieden, der „ein Optimum für die Pflege bietet“ und „eine hohe Qualität in der Atmosphäre“, während er architektonisch „nicht auf Effekte setzt“. Bürgermeister Matthias Renschler sieht einen „repräsentativen Bau mit hoher Funktionalität“. Und der Erste Beigeordnete Otto Steinmann betont, gerade Funktionalität und Wirtschaftlichkeit seien für den späteren Betrieb des Pflegeheims wichtig. Der wird, wie schon beim bestehenden Astor-Stift, in der Verantwortung der Astor-Stiftung liegen.
Das neue Pflegeheim, das am Astoria-Kreisel im dritten Bauabschnitt von Walldorf-Süd entstehen soll, wird mit sechs Gruppen zu je 15 Bewohnern geplant, einer Gruppe für demenziell Erkrankte mit zehn Plätzen, einer Tagesgruppe und zusätzlichen Wohnungen für betreutes Wohnen. Bauherr ist die Stadt. Notwendig wird die Baumaßnahme, weil es in Walldorf an Pflegeplätzen mangelt. So gesteht die Kreispflegeplanung der Stadt für ihren Bedarf knapp 170 Betten zu. Nach der Landesheimbauverordnung sind aber ab dem Jahr 2024 nur noch Einzelzimmer zulässig, weshalb sich die Bettenzahl im Astor-Stift dann von 72 auf 58 reduzieren wird.
Der erste Preisträger wird für seine Arbeit mit 60.000 Euro ausgezeichnet und geht mit der eindeutigen Empfehlung des Preisgerichts als Favorit in die nun folgende Verhandlungsrunde mit den drei ersten Preisträgern, der sich voraussichtlich im Februar die Entscheidung im Gemeinderat anschließen wird. Danach geht es mit dem ausgewählten Entwurf in die weitere Planung, um ihn noch zu optimieren, parallel muss auch Planungsrecht für das 7400 Quadratmeter große Grundstück geschaffen werden. Einen zweiten Preis, dotiert mit 40.000 Euro, erhält im Wettbewerb das Büro Pussert Kosch Architekten zusammen mit Rehwaldt Landschaftsarchitekten (beide Dresden), einen dritten Preis (25.000 Euro) das Büro Broghammer Jana Wohlleber Freie Architekten (Zimmern ob Rottweil) gemeinsam mit Faktorgruen Landschaftsarchitekten (Rottweil). Anerkennungspreise, die jeweils mit 10.000 Euro dotiert sind, gehen an die Büros a+r architekten (Tübingen) mit Glück Landschaftsarchitektur (Stuttgart), Code Unique Architekten mit RSP Freiraum (beide Dresden) und Hascher Jehle Architektur (Berlin) mit Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten (Esslingen). „Die hohe Qualität aller Arbeiten ist schon bemerkenswert“, dankt Bürgermeister Renschler allen Teilnehmern am Wettbewerb. Mit der Aufgabe sei „eine hohe Komplexität zu bewältigen“ gewesen, ergänzt Stadtbaumeister Tisch und sagt: „Respekt vor den Büros.“
Andreas Tisch hebt am Siegerentwurf des Freiburger Büros, der aus drei stark verschränkten Baukörpern, gegliedert durch drei Atrien, besteht, die hohe Aufenthaltsqualität mit viel Tageslicht in allen Bereichen hervor. Das Gesamtkonzept sei „relativ einfach und unprätentiös“, löse jedoch Zugänge und Freiraumbeziehungen „sinnvoll und nachvollziehbar“. Im Erdgeschoss sind laut Tisch sowohl für die Demenzgruppe als auch die Tagespflege jeweils eigene Gärten vorgesehen, in den Pflegegeschossen spannten sich die Aufenthaltsbereiche zwischen Atrium und Loggia außen auf, das sei sehr „stimmig“ gestaltet. Das Wohngeschoss mit Seniorenwohnungen gliedere sich in drei von der Dachkante zurückgesetzte Häuser, die über eine Dachterrasse erschlossen werden – speziell im Wohnbereich werde in den weiteren Planungen allerdings noch nachzusteuern sein. Insgesamt sei die Architektur „eher zurückhaltend“, der Fokus liege auf den Bewohnern und „der Qualität des Hauses“. Auch deshalb sei der Entwurf in der Gunst der Jury vorne gelandet, die aus mehreren erfahrenen Architekten und einem Landschaftsarchitekten als Fachpreisrichtern sowie dem Bürgermeister und vier Gemeinderäten als Sachpreisrichtern plus Stellvertretern ohne Stimmrecht bestanden hat.
Neben einer Tiefgarage, für die das Pflegeheim teilunterkellert wird, soll auch der bestehende Parkplatz am Astoria-Kreisel erweitert werden. Fahrradabstellplätze entstehen im Freibereich am Hauptzugang, der über eine Innenecke des Baukörpers mit großzügigem gestaltetem Vorplatz vom Kreisel her erfolgen wird. Der Stadtbaumeister betont, dass das neue Pflegeheim „nicht irgendwo am Rande“ der Stadt gebaut werde. Über den Schlossweg habe man die direkte Anbindung an die Innenstadt, vor der Haustür sei mit der Schillerschule und der Kindertagesstätte „viel Leben“. Für Bürgermeister Renschler ist das Pflegeheim „elementar wichtig für die Daseinsvorsorge“. Denn: „Wer in Walldorf lebt, möchte auch in Walldorf gepflegt werden.“ Mit den Planungen sei man „absolut auf dem richtigen Weg“. Sein Dank gilt dem Gemeinderat, der dieses und andere Projekte mitträgt, „sodass wir zu vernünftigen Ergebnissen kommen“.
Info: Die 22 eingereichten Arbeiten werden im Rathaus bis Ende Januar 2024 öffentlich ausgestellt.
Text und Fotos: Stadt Walldorf