Im lauschigen und stimmungsvoll illuminierten Innenhof der Stadtbücherei gab Heiko Plank beim Saisonabschluss der Konzerte der Stadt Walldorf eine eindrucksvolle Kostprobe seiner Kunst.
Seine vielschichtige Künstlerpersönlichkeit mit wenigen Worten zu umschreiben, ist keine leichte Aufgabe: Er ist unter anderem Gitarrist, Komponist, Improvisationskünstler und Instrumentenbauer. Klassisch geprägt, bewegt er sich stilistisch zwischen zeitgenössischer Musik, Jazz und Improvisation. Auf seinem selbst entwickelten elektroakustischen achtsaitigen Gitarreninstrument namens „plank“ kreiert er mittels stilistischer Grenzüberschreitungen eine atmosphärisch dichte Synthese zwischen Tradition und Innovation.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Walldorfer Musikbeauftragten Dr. Timo Jouko Herrmann ging es direkt hinein ins musikalische Geschehen. Heiko Plank gestaltete die erste Programmhälfte als einzige große Improvisation. Wie der sympathische Künstler selbst erklärte, plane er seine Konzerte nicht bis ins kleinste Detail durch, sondern lasse vielmehr eine spontane Kreativität die Führung übernehmen. Spielort, Klangkulisse, Atmosphäre, eigenes Empfinden – all dies wirkt sich auf die Inspiration und somit auch auf die Improvisation aus, und so wird jedes seiner Konzerte zu einem einzigartigen, in dieser Form nicht wiederholbaren Kunstgenuss.
Seine Improvisation am Beginn des Walldorfer Programms entwickelte der Musiker zunächst aus dem rein Geräuschhaften heraus. Ein sanftes Gleiten der Finger über die Saiten der „plank“ erzeugte einen Klanghintergrund, der wie das ferne Rauschen eines Blätterwaldes wirkte. Formal führte der Künstler seine Improvisation dann über Arpeggien und kanonische Strukturen vom locker Gefügten hin zu immer gefestigteren Strukturen. Hierbei kam auch die Elektronik zum Einsatz, mit der Heiko Plank via Fußschalter verschiedene Echo-Effekte, Nachhall und auch Mehrstimmigkeit erzeugen konnte. Das nie verebbende Klangband der Instrumentation hatte etwas Hypnotisches, man konnte sich regelrecht darin verlieren und Raum und Zeit vergessen. Nach dem Verklingen des letzten Tons der mehr als halbstündigen Improvisation herrschte für einen Moment andächtige Stille, bevor begeisterter Applaus aufbrandete.
In der Konzertpause sorgte die Stadt Walldorf für gekühlte Erfrischungen und das Publikum genoss es sichtlich, sich in der schönen Atmosphäre des Büchereihofs auszutauschen. Im zweiten Teil des Konzerts gab Heiko Plank einige Einblicke in die Spielweise und die vielfältigen klanglichen und technischen Möglichkeiten seines Instruments. In seiner von ihm als „intuitive Musik“ bezeichneten künstlerischen Praxis pflegt er etwa die Tradition eines improvisierten Kontrapunkts, in der zwei oder mehr Melodiestimmen miteinander verbunden und unabhängig voneinander fortgeführt werden. Die so entstehenden, teils polyrhythmischen Strukturen blieben dabei dank der präzisen Artikulation Planks immer durchhörbar.
In mehreren kürzeren Stücken beeindruckte Heiko Plank dann noch einmal mit seiner großen stilistischen Bandbreite, die ihm als allen Genres gegenüber offenen Künstler zu Gebote steht. Anklänge an Popsongs standen da völlig organisch neben Anleihen aus der lateinamerikanischen Musik und avantgardistisch-minimalistischen Klangfeldern. Immer wieder erstaunte dabei die faszinierende Vielfalt an Klangfarben, die Heiko Plank seiner „plank“ zu entlocken vermochte. Am Ende des außergewöhnlichen Abends gab es frenetischen Applaus und zahlreiche Bravo-Rufe für den Ausnahmemusiker. Das begeisterte Walldorfer Publikum entließ den Künstler erst nach zwei Zugaben von der Bühne.
Text: Stadt Walldorf
Fotos: H. Pfeifer