Die aktuell stattfindenden radikalen Baumrodungen am Leimbach im Hoschket bringen mich dazu diesen Text zu schreiben. Bereits 2020 hatte ich einen Artikel geschrieben, mit einigen Naturimpressionen und dem Appell: „Halte die Umwelt sauber!“ und beschrieb auch das Leben im Hoschket der 1980er und 1990er Jahre.
Schon vor zwei Jahren kam mir die Idee, einen Artikel über die Kindheit im Hoschket zu schreiben. Im Frühling vor drei Jahren waren es die Nutrias am Leimbach, die mich in die alte Heimat gelockt haben. Im Spätsommer des vergangenen Jahres hieß es dann: „Wiesloch: Kleingärten müssen geräumt werden“ und wieder machte ich mich auf in’s Hoschket zum Fotografieren.
Die Kleingärten im Hoschket entlang des Leimbachs wurden seitens der Stadt Wiesloch 40 Jahre geduldet und plötzlich waren sie illegal, ein Schock für die Kleingärtner. In einem kritischen Kommentar schilderte ich die Wichtigkeit der Kleingärten. Auch stellte ich kritische Fragen, diese waren u.a.: Wie sehr liegt der Stadt, der Landes- und Bundesregierung das Wohl und die Gesundheit der Menschen am Herzen, wenn man Dinge zulässt, die verboten sind? Und wie wichtig ist ein Garten für einen Stadtmenschen? Und: Wie sieht es mit den Freiräumen für Kinder und Jugendliche in Wiesloch aus? – In jenem Artikel bei Pressemeier.de erzählte ich auch einiges aus meiner Kindheit und was sich seither so alles im Hoschket veränderte. Dabei ging ich vor allem auf den Wohnbezirk Breslauer Straße und Königsbergerstrasse ein. Nun wollen wir einen Blick auf die andere Seite der Alten Heerstraße werfen. Auf das Gebiet rund um das Altenheim.
Als Kinder gab es für uns im Hoschket damals in den 1970er und 80er Jahr mehr Spielplätze und mehr Spielmöglichkeiten inkl. Sandkästen als heute. Und wir hatten eine Insel, doch dazu später mehr!
Zum einen bei der Königsbergerstrasse und den Y-Blocks der Breslauer Straße zum anderen beim Altenheim. Der Spielplatz dort ist heute noch erhalten. Auch die Tischtennisplatte steht noch. Doch die Wiese ist umzäunt, Fußball spielen daher unmöglich gemacht.
Damals von den Erwachsenen des Altenheimes schon nicht gerne gesehen, war es dennoch möglich für uns dort zuspielen. Zumal man uns als Jugendliche auf den Spielplätzen auch nicht haben wollte. Für diese seien wir schon zu alt, argumentierten die Erwachsenen. Als dann Anfang der 90er Jahre ein Bolzplatz (bei den Parkplätzen der Königsberger Straße bzw. am Ende der Breslauer Straße) entstand, freuten wir Kids uns sehr. Doch mancher Anwohner der neu entstandenen Reihenhäuser der hinteren Breslauer Straße freute sich nicht. Und machte uns Jugendlichen das Leben schwer. Sie pochten auf ihre Mittagsruhe und die Hinweisschilder mit den erlaubten bzw. „verbotenen“ Uhrzeiten bezüglich Bolzplatz- und Spielplatzbenutzung.
Letztendlich waren die Kinder und Jugendlichen die Verlierer, der Bolzplatz wurde verlegt auf die andere Seite des Leimbachs. Wir Kids nahmen es hin. Was hätten wir den tun können? (Heute wäre Schulstreik eine Möglichkeit!?)
Klar war es ärgerlich, dass der neue Bolzplatz, eigentlich nur eine Wiese mit zwei Fußballtoren, direkt neben dem Bach war und der Ball oft in’s Wasser fiel. Aber wir nahmen es sportlich.
Schließlich war der Weg dorthin nicht sehr weit vom alten Spiel- und Bolzplatz entfernt. An den Kleingärten vorbei über die kleine Fußgängerbrücke am Leimbach waren es nur wenige hundert Meter. Doch heute gibt es diese Brücke über den Bach nicht mehr. Heute müssen die Kinder und Jugendlichen einen weiteren Weg in Kauf nehmen. Und an einer der meistbefahrenen Straßen Wieslochs entlang gehen.
Auf nachfolgenden Foto sieht man die Wiese vor dem Altenheim, wie sie heute aussieht. Die Tischtennisplatte war damals eine Zeitlang unser Treffpunkt.
Die Wiese machten wir kurzerhand zum Spielfeld, in dem wir unsere Jacken oder Pullis auf den Boden legen, so machten wir uns Fußballtore.
Oft war unser Treffpunkt auch am ehemaligen kleinen Teich des Altenheims oder auf der Sitzbank vor dem Haus unseres Freundes Uwe am Fuß- und Radweg.
Manchmal verbrachten wir unsere Freizeit auch auf der Streuobstwiese, die zur kleinen Insel führte, siehe Foto oben. Und nachfolgende Fotos!
Eine kleine Insel voller Bäume stand einst da, wo gestern und heute ein radikaler Kahlschlag erfolgte. Dass eine solche radikale Rodung erfolgt, hätte ich nicht erwartet.
Hätte ich das geahnt, wäre ich nach meinem Besuch 2020 nochmals auf eine kleine Fototour auf der Insel gegangen, wie ich es eigentlich noch vorhatte.
Schon damals hatte ich eine große Freude daran, die Nutrias, Enten, Vögel und andere Wildtiere zu fotografieren. Auch wenn dies unter relativem Zeitdruck zwischen zwei Terminen erfolgte.
Gerne hätte ich die kleine Insel in Wiesloch am Leimbach nochmal besucht, in Tarnkleidung, mit den richtigen Kameraobjektiven ausgerüstet. Doch diese Change ist nun vertan. Das Leben auf der Insel nahezu zerstört. Die Vögel vertrieben.
Wo einst das Wasser des Leimbachs floss und die Insel zur Insel machte, ist das Bachbett inzwischen trocken gelegt. Als Kinder mussten wir damals noch über das Wasser springen, um auf die Insel zu gelangen, ohne die kleine Betonbrücke zu benutzen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir auf Bäume kletterten. Die kleine Insel und die vielen Bäume waren ein schönes Naturerlebnis für uns Kinder. Zwischen den dicht gewachsenen Bäumen auf der Insel bauten wir uns als Kinder unser Lager.
Es war ein Kleinod, das erhaltenswert gewesen wäre für alle nachkommenden Generationen, wurde jetzt von Menschenhand mutwillig zerstört. Nicht nur für die Kinder war es ein Rückzugsort für kleine Abenteuer gewesen. Sondern vor allem Ort für die vielen verschiedenen Tiere. Aber nicht nur die Insel und die Streuobstwiese waren schön. Es wäre auch schön, wenn die Pferdekoppeln erhalten blieben, doch Gerüchte sagen, der kleine Pferdehof werde verschwinden. Für die Kinder war es damals immer ein schönes Erlebnis, an den Pferden vorbeizulaufen.
Die betroffenen Anwohner sind im Moment wenig erfreut über die extremen Baumrodungen. Manche sind regelrecht geschockt. Bleiben aber freundlich. Zumindest die tierischen Anwohner.
Mancher Bürger und manche Bürgerin, die unmittelbar am Leimbach wohnt, findet aber auch recht unfreundliche Worte. Diese wollen wir an dieser Stelle nicht wiedergeben, nur verraten, dass diese sich primär an die Stadtoberen richteten und auch aus Schimpfwörtern bestanden!
Zuletzt mein Appell an die Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung. Schaffen Sie ein neues Kleinod auf der Insel und entlang des Bachlaufes im Hoschket. Schaffen Sie wieder Lebensräume für Mensch und Tier. Ich denke ich spreche stellvertretend für alle Menschen, die im Hoschket leben, wenn ich sage:
„Wir hoffen, dass wir bald sagen können: Wunderschön ist er geworden – der Leimbach in Wiesloch im Hoschket.“
Aktuelle Impressionen
Grüße an alle Freunde aus der Kindheit / Grüße an alle Hoschket Hoschis:
Angela B. / Angela V. / Andrea und Florian S. / Andreas und Karsten P. / Simone und Peter E. / Marco und Sascha T. / Jörg P. / Marco und Tino A. / Burcin und Shahin G. / Hasan und Hüseyin D. / Ramazan – unser Freund im Rollstuhl Nachname leider vergessen / Bülent K. / Uwe W. / Simone A. / Deana und Janet S. / Natascha und Vanessa R. / Andreas und Thorsten B. / Ralf und Markus W. / Danny und Alex J. / Kristina H. / Jana W. / Adriana und Loyd L. / Taki und Schwestern / Marco F. / Andrea und Ralf F. / Markus W. / Marcus B. / Heike K. / Şebruh K. / Marco M. / Oliver B. / Gökhan und Bruder / Daniel und Peter H. / Mustafa Ö. und Geschwister Özlem und Ahmet / Marco und Andre N. / Roberto B. und Schwester / Orhan P. / Sandra H. / Rafael und Franko M. / Simone und Sven B. / Steven und Natascha M. / Alex und Michael S. / Markus und Kerstin W. / Michaela S. / Marscha und Rebecca B. / Christof H. und Schwester / Carl / Murat, Mustafa, Mesut und Metin C. / Jochen C. / Zeynep B. und alle, die ich vergessen habe!
Text und Fotos: Robert Pastor