Sparkasse Kraichgau-Stiftung und Polizei sensibilisieren Senioren mit Theaterstück „Tatort Telefon“ vor Betrügern
Bruchsal, 25.11.2022
Der Anruf der Polizei geht unter die Haut. Bei einem Verkehrsunfall kam eine Frau ums Leben. Nur wenn der Vater eine fünfstellige Kaution zahlt, kommt sein Sohn, der Unfallverursacher, nicht in Untersuchungshaft. Heulend bekniet er am Telefon seinen Vater zu zahlen, denn im Gefängnis bringe er sich um. Keine Frage, sein Vater zahlt. Doch weder Sohn noch Polizist sind echt. Es sind Betrüger, die – mal wieder – einem aufgelösten Familienvater eine Menge Geld entlockt haben.
Indes, dieses Mal waren es nur zwei Schauspieler, die mit dieser Szene ihr Publikum beim Bruchsaler Sicherheitstag wachrütteln wollen. „Tatort Telefon“ ist das Theaterstück überschrieben, das auf Initiative der Sparkasse Kraichgau-Stiftung und des Bruchsaler Seniorenrats im Haus der Begegnung gezeigt wurde. „Fast tagtäglich haben wir es mit solchen Schockanrufen zu tun“, sagt Erster Polizeihauptkommissar Remigius Kraus, Leiter des Referats Prävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe. „Die Betrüger bauen am Telefon einen derartigen Stress auf und setzen ihr Gegenüber so emotional unter Druck, dass man kaum noch rational reagieren kann.“ Schreie im Hintergrund sind ebenso keine Seltenheit wie seriös wirkende Anrufe von angeblichen Polizeibeamten, Ärzten und Staatsanwälten. Selbst die Telefonnummern scheinen offiziell zu sein: Mal ist es die 110, mal eine Durchwahl der Kripo. Doch die Nummern sind manipuliert, im Fachjargon „Caller ID Spoofing“ genannt.
Das Theaterstück „Tatort Telefon“ ist eine Veranstaltungsreihe, die die Sparkasse Kraichgau-Stiftung innerhalb des Geschäftsgebiets regelmäßig zusammen mit Kommunen und Polizeibehörden anbietet, um Seniorinnen und Senioren gegen Schockanrufe und WhatsApp-Betrug zu sensibilisieren. Schauspieler Allan Mathiasch von den „Theaterexperten“ hat das interaktive Stück gemeinsam mit der Polizei entwickelt und passt es immer wieder an die neuen Tricks der Betrüger an.
Sowohl während der verschiedenen Szenen als auch in den Interviews mit Remigius Kraus und Peter Walz von der Sparkasse Kraichgau gibt es Tipps, wie man Ganoven auf die Schliche kommen kann. „Wenn Sie sich nicht sicher sind, wer am Telefon ist, legen Sie auf; lassen Sie sich nie in ein Gespräch verwickeln“, sagt Kraus. „Suchen Sie stattdessen die Nummer des Verwandten raus und rufen Sie ihn an.“ Angeblichen Kriminalbeamten und Anwälten solle man am Telefon ebenfalls nicht trauen, schon gar nicht, wenn sie einen emotional aufrütteln und zum Weinen bringen. Auch dann gelte: auflegen, 110 oder das nächste Polizeirevier anrufen.
Mitarbeitende der Sparkasse speziell geschult
Peter Walz von der Sparkasse Kraichgau weiß ebenfalls, wie raffiniert Betrüger vorgehen. Aktuell vor allem mittels des Messenger-Dienstes WhatsApp. Dabei geben sie sich als Kinder oder Enkel aus und behaupten, eine neue Handynummer zu haben. Und ausgerechnet jetzt müssen sie eine größere Rechnung bezahlen. Doch aufgrund der neuen Rufnummer können sie nicht auf ihr Online-Banking zugreifen. Also bitten sie Großeltern oder Eltern, das Geld auszulegen und nennen eine IBAN, auf die der Betrag überwiesen werden soll. „In diesem Fall sollte man unbedingt die betreffende Person auf der alten Handynummer anrufen, um festzustellen, ob die Mobilfunknummer tatsächlich gewechselt wurde und das Anliegen echt ist“, rät Walz.
Durch das umsichtige Handeln der Mitarbeitenden der Sparkasse Kraichgau, die von Walz immer wieder geschult werden, konnte zwar schon mancher Kunde und manche Kundin vor Schaden bewahrt werden, dennoch sollte man diese Hinweise beachten:
- Niemals ruft die Polizei von der 110 an. Die 110 ist ausschließlich dazu da, die Polizei im Notfall anzurufen.
- Niemals am Telefon Kontodaten, Kreditkartennummern, PIN und Familiendaten weitergeben. Sparkassenmitarbeitende erfragen solche Daten schon gar nicht am Telefon.
- Niemals holt die Polizei Wertsachen von Privatpersonen zu Hause ab, um sie vor Dieben zu schützen.
- Niemals ist von deutschen Staatsbürgern in Deutschland eine Kaution für ein inhaftiertes Familienmitglied zu zahlen.
- Niemals müssen Arzt- oder Krankentransportkosten vorab bar bezahlt werden.
Weitere Tipps unter: www.sparkasse-kraichgau.de/sicherheit sowie unter www.polizei-beratung.de
Quelle: Sparkasse in Bruchsal