„Erwartungen an medikamentöse Einstellung sind oft zu hoch“
Im Rahmen der Aktionstage „Demenz im Quartier“ hielt Jochen Gebhardt im Rathaus einen Vortrag zur medizinischen Behandlung von Menschen mit Demenz. Gebhardt ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt des Gerontopsychiatrischen Zentrums am PZN Wiesloch. Der Schwerpunkt des Vortrags handelte von Ansätzen der Therapie und Behandlung ohne Medikamente.
Aufgrund einer Corona-Erkrankung konnte Jochen Gebhardt jedoch nicht in Präsenz im Rathaus sein. Der Experte ließ sich aber per Onlinevideo in den Ratssaal schalten, so dass die Veranstaltung trotzdem stattfinden konnte.
Das freute auch Andrea Münch von der IAV-Stelle, die den Abend organisiert hatte und zu Beginn die Gäste begrüßte. Gleich danach ging es ans „Eingemachte“ und Jochen Gebhardt ging in seinem Vortrag auf die nicht-medikamentöse Behandlung der Demenz ein.
Das sei ein „viel zu wenig beachtetes Thema“, so der Experte, und es „findet zu selten flächendeckende Anwendung“. Bei einer Demenzerkrankung seien nicht-kognitive Störungen eine große Herausforderung. Die Symptome betreffen fast 80 Prozent aller Erkrankungen. Verhaltensauffälligkeiten seien der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen. Ärzte, so Gebhardt, stünden dann meist vor einem Dilemma: Die Erwartungen von Angehörigen an eine medikamentöse Einstellung seien oft zu hoch. So sprach Gebhardt in diesem Zusammenhang auch schwere Nebenwirkungen von Neuroleptika an.
Wie es anders geht, zeigte Gebhardt anhand vieler anschaulicher Folien, die er mit seinen Ausführungen erläuterte. Angefangen von der „Verstehenden Diagnostik“ bis zu Aromatherapie, Ergotherapie, kognitiver Stimulation, Musiktherapie – die Bandbreite an Möglichkeiten zur Behandlung von Demenzerkrankten ist laut Jochen Gebhardt nicht nur vielfältig, sondern an vielen Stellen auch vielversprechend.
Oft reichten Maßnahmen, die nur einen minimalen Aufwand erforderten, um körperliche Aktivitäten oder das Wohlbefinden der Betroffenen signifikant zu verbessern. Gebhardt ordnete die vorgestellten Therapieformen anhand aktueller Studienlage ein und konnte auch auf persönliche Erfahrungswerte aus seinem beruflichen Alltag berichten.
Zum Schluss hob der Experte auch die Bedeutung der Angehörigenarbeit hervor. Denn: Die meisten Demenzerkrankten werden zu Hause betreut. „Angehörigentraining wirkt sich positiv auf die Betroffenen aus“, schloss Gebhardt seine Ausführungen.
Anschließend hatten die Gäste Gelegenheit, ihre Fragen an den Experten zu stellen.
Text und Foto: Stadt Walldorf