In Krisenzeiten sind die Menschen auf der Suche nach einerseits sicheren Investments, die andererseits dennoch eine ansehnliche Rendite bringen. Wenn die Inflation bei 10 % liegt und das Geld kontinuierlich an Kaufkraft verliert, führt am Investieren kein Weg vorbei. Seit eh und je hat Gold den Ruf als Krisenwährung, die Stabilität und Outperformance in Krisen miteinander verbindet. Doch lohnt sich Gold als Geldanlage noch im Jahr 2022?
Krisenwährung Gold mit Schwierigkeiten in 2022
Eigentlich müsste das Jahr 2022 dem Edelmetall Gold in die Karten spielen. Denn die Inflation steigt, geopolitische Risiken nahmen mit der Ukraine-Invasion deutlich zu. Dazu kommt die weltweite Angst vor einer Rezession. Dennoch verlor Gold in den vergangenen 365 Tagen rund 8 % seines Werts. In den vergangenen drei Monaten gab es ebenfalls ein Minus von rund 6,5 %.
Ein Grund dafür ist der starke US-Dollar. Denn Gold wird traditionell in Gold gehandelt. Wenn außerhalb der USA die Menschen in Gold investieren wollen, würden sie aktuell für ihre heimische Währung deutlich weniger bekommen. Denn der US-Dollar ist im Vergleich zum Euro oder Pfund schlichtweg zu stark. Dazu kommen die weltweit steigenden Zinsen, mit denen die Notenbanken der Inflation Herr werden wollen. Da Gold keine Zinsen abwirft, werden andere Anlageklassen interessanter. Dies dürfte erst recht für die USA gelten, in welcher der Leitzinssatz schon bei 4 % liegt.
Interesse an Gold steigt: Notenbanken und Privatanleger kaufen verstärkt Gold
Der Goldpreis verharrt weiterhin unter dem Niveau von 1700 $. Dennoch nimmt das Interesse am Edelmetall Gold weiterhin zu. Daten des Verbands World Gold Council (WGC) offenbaren eine steigende Nachfrage für das dritte Quartal 2022. Von Juli bis September wurden 1181 Tonnen Gold und damit 28 % mehr als im Vorjahreszeitraum gekauft. Insbesondere Privatanleger investierten kräftig in Gold – das Edelmetall hat augenscheinlich weiterhin die Funktion eines emotionalen Ankers in unsicheren Zeiten. Experten sehen bei den Prognosen für den Goldpreis durchaus Chancen.
Im Vergleich zum Vorjahr haben die Notenbanken im Q3 2022 sogar über 300 % mehr Gold eingekauft – insgesamt 399 Tonnen. Die Nettokäufe in den ersten neun Monaten des Jahres übertrafen damit jedes Jahr seit 1967.
Gold: Historische Outperformance in Rezession
Wenn es zu einer Rezession kommt, ist Gold historisch ein sicherer Hafen gewesen, der als Assetklasse den Aktienmarkt outperformt. Nach Daten von Bloomberg konnte das wertvolle Edelmetall in den vergangenen 50 Jahren bei einem schrumpfenden BIP eine Outperformance von durchschnittlich 50 % im Vergleich zum S&P 500 erzielen. Auch im laufenden Jahre hätten die Anleger mit Gold zwar keine Gewinne erzielt, immerhin aber weniger Verluste als mit dem breiten Aktienmarkt eingefahren.
Gold als Geldanlage: Es kommt darauf an
Grundlegendes Interesse an Gold bleibt bei Notenbanken und Privatpersonen vorhanden. Zugleich ist die historische Outperformance von Gold zu Aktien in Zeiten einer Rezession eindrucksvoll. Doch was der eine mag, liegt noch nicht automatisch dem anderen. Der eine Anleger braucht Gold im Depot, um sich in Krisen sicher und gut zu fühlen. Demgegenüber wählt der andere Investor einen moderneren Ansatz und interpretiert Bitcoin als digitales Gold oder entscheidet sich gegen jedwede Art der Absicherung, da er volatile Schwankungen problemlos aussitzen kann.
Eine Umschichtung in Gold kann aus zwei Gründen Sinn machen: entweder geht man von einer tiefgreifenden Rezession aus und spekuliert auf kurzfristige Rendite – die Analysten von Goldman Sachs sehen dies mittlerweile anders – oder man möchte sich ein tiefgreifendes Sicherheitsgefühl verschaffen. Performancetechnisch sind Aktien Gold langfristig bei weitem überlegen, sodass ein antizyklisches Investieren in Aktien ebenfalls für Anleger mit langem Anlagehorizont besser geeignet sein dürfte, um sich nicht auf das Market-Timing und Saisonalitäten verlassen zu müssen.