Im Artikel „Am Rande des Kraichgau – Das kurpfälzische Winzerfest in Wiesloch – Gelebtes Brauchtum seit 1930“ bei Kraichgau-Lokal.de werden die Anfänge des Festes geschildert. In dem nun folgenden Kapitel soll es nun um Wiesloch und seine Eisweinhalle gehen.
Im September 1981 wurde in Wiesloch die Eishalle eröffnet, die auch als Veranstaltungshalle dienen sollte. Als Eisweinhalle sollte die dem Winzerfest ein sicheres Dach über dem Kopf bieten. Dies tat sie auch. Die Halle bot den Winzerfestbesucher Schutz vor Wind und Regen sowie ausreichend Raum für Geselligkeit.
Über die Jahre hatte sich das Veranstaltungsdatum vom Oktober zu Ende August und Anfang September verschoben. Wohl auch an die Sommerferien der Kinder angepasst, findet das Winzerfest im Spätsommer statt, oft in der letzten Ferienwoche. Für die Wieslocher markierte somit das Winzerfest auch das Ende des Sommers und den Herbstbeginn. Regen zum Winzerfest war und ist immer ärgerlich, vor allem auf dem Festplatz.
Für manche Wieslocher markierte die Eishalle den Anfang vom Ende des traditionellen Winzerfests. Für andere war das Kurpfälzer Winzerfest erst durch die Halle zu einer überregionalen Größe und Bedeutung gelangt. Über der Eishalle gab es auch mal eine “Park Disco” vormals „Bakara“, es folgten “Apfelbaum” und “Halligalli”. Heute herrscht dort Leerstand, wo man damals nach dem Winzerfest noch feiern gehen konnte.
Im Internet finden sich einige Videos vom Winzerfest, nachfolgend eine Auswahl.
Ein Video aus dem Jahr 1986:
„Poker um die Eisweinhalle – Winzerfest in Gefahr“ schrieb die Wieslocher Woche.
Die Halle bot auch weitere infrastrukturelle Verbesserungen. So beispielsweise die sanitären Anlagen. Die Halle bot ausreichend Platz für die Bewirtung der Besucher des Winzerfestes.
Zum einen bot sie Flächen für eine Bestuhlung, d.h. für Bierzeltgarnituren; also Bierbänke und Tische. Zum Anderen auch ausreichend Fläche für den Ausschank und die Bewirtung mit den typischen Festzeltspeisen. Und des Weiteren nicht zu vergessen, ausreichend Platz für eine richtig große Bühne und eine Tanzfläche. Ebenso die sanitären Anlagen.
Ein Video vom Winzerfest aus dem Jahr 2009:
Dieses Video aus dem Jahr 2011 zeigt einen Ausschnitt vom Auftritt der ZAP-Gang. Bis heute eine der beliebtesten Bands der Region und immer ein Garant für eine volle Eisweinhalle.
Ein Video vom Seniorennachmittag auf dem Winzerfest 2010:
Tanzdarbietungen der kleinen und ganz kleinen Kinder gehörten auch zum Programm. So auch beim traditionellen Seniorennachmittag auf dem Winzerfest.
Ein Video vom Winzerfest aus dem Jahr 2011:
Das Winzerfest 2012
Mögen die ersten Jahrzehnte der Eisweinhalle von Beliebtheit und Erfolg gekrönt gewesen sein, waren die folgenden Jahrzehnte voller Herausforderungen. Der mehrfache Wechsel der Festzeltwirte führte zu ersten Irritationen bei der Bevölkerung. Mit Reinhold Berberich hatte man lange Zeit einen verlässlichen Einhallenchef und Pächter.
Manche Wieslocher sind der Meinung, man hätte für Veranstaltungen in der Halle während des Winzerfestes nie Eintritt verlangen dürfen. Das sei der Anfang des Endes der Eishalle gewesen. Die fortschreitende Kommerzialisierung kam dem Grundgedanken des unbeschwerten Feierns entgegen.
Das wenig traditionell anmutende Bier ist dem Gedanken des Winzerfestes nicht zuträglich. Es steht dem Grundgedanken eines Weinfestes offensichtlich entgegen.
Eine Art Oktoberfest-Konzept war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Zu gewöhnlich, zu einfach gedacht.
Das Winzerfest 2017 aus der Sicht zweier Jugendlicher:
Schneller, höher, bunter und spektakulärer waren die Forderungen auf dem Festplatz.
Die Gewöhnung an Superlativen ließ Besucher Erwartungen stellen, mit welchen die Schausteller nicht mithalten können. Viele Fahrgeschäfte hatten ihren Zenit erreicht. Die Zeit der Freizeitparks brach an. Andere Fahrgeschäfte scheinen hingegen zeitlos zu sein. So begeistert ein Kinderkarussell auch die Kinder von heute noch.
US Army Band Kurpfälzisches Winzerfest 2017 – Ein echtes Highlight – Phenomenal one
Unvergessliche Momente auf dem Winzerfest
Für die meisten wohl unvergessen die Auftritte der US-ARMY-BAND, die traditionell am Donnerstagabend stattfanden. Man denke an das letzte Konzert der USARMY-BAND in der Eisweinhalle. Die Erinnerung an das genaue Jahr ist verblasst und konnte auf die Schnelle nicht recherchiert werden.
Noch gut in Erinnerung ist allerdings das Schlagzeugsolo des amerikanischen Musikers der Amiband. Auf der großen Bühne in der Eishalle stand die große Formation der USARMY-BAND, wahrhaft eine Bigband. In schicken Ausgehuniformen gekleidet sorgten sie mit ihrer Show für eine Stimmung und Atmosphäre, welche bis heute ihresgleichen sucht. Die heizten die Stimmung des Publikums an und motivierten sich gleichermaßen zu Höchstleistungen musikalischer Art. So wie sie die Besucher des Winzerfestes zu Höchstleistungen im Feiern motivierten. Motivierten sie sich gegenseitig. So wurde dem Drummer gar ein rotes Tuch vorgehalten – als würde man dem wilden Stier in der Arena ein rotes Tuch vorhalten.
Das Winzerfest der 80er Jahre blieb vielen in guter Erinnerung. Die 1990er Jahre und die folgenden Jahrzehnte waren von Veränderung geprägt. Besonders aber die letzten Jahre.
Bleibt nur zu fragen: Quo vadis Winzerfest? – Wie geht es nun weiter?
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