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Grüner Bundestagskandidat lädt zu Podiumsdiskussion über Nachhaltigkeit und Wirtschaft

6. August 2021 | Allgemeines, Bündnis 90 / Die Grünen, Politik

Grüner Bundestagskandidat lädt zu Podiumsdiskussion über Nachhaltigkeit und Wirtschaft

Seit knapp zehn Jahren befasst sich der Wieslocher Jürgen Kretz beruflich mit der Thematik nachhaltiger Lieferketten. Als Referent im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung war er für die Zusammenarbeit mit Bangladesch verantwortlich. 2012 und 2013 rückten dortige Fabrikunglücke in der Textilindustrie die weltweite Aufmerksamkeit auf die Themen Arbeitssicherheit und faire Arbeitsbedingungen. An der deutschen Botschaft Kinshasa war Kretz von 2018-2020 Leiter des Arbeitsbereichs Entwicklungszusammenarbeit. Dort befasste er sich unter anderem mit den Bedingungen bei der Förderung kritischer Rohstoffe wie Kobalt oder Coltan, die beispielsweise für Elektronikprodukte gebraucht werden. Bei der Bundestagswahl tritt Kretz nun als Kandidat für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Wahlkreis Rhein-Neckar an. Kretz ist überzeugt davon, dass Menschenrechts-, Sozial- und Umweltstandards in globalen Lieferketten zentrale Fragstellungen auch für heimische Unternehmen sein müssen. Mit Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr, dem ehemaligen wieslocher Landtagsabgeordneten und heutigen Geschäftsführer der Schweickert GmbH in Walldorf sowie mit Uwe Treiber, Geschäftsführer der Sonnendruck GmbH in Wiesloch, diskutierte er vor großem Publikum im Fun 4 You über diesen Themen.

Auf die Frage, welche Rolle Nachhaltigkeit für sein Unternehmen spiele, antwortetet Schmidt-Eisenlohr, dass das weltweit in der Elektrotechnik und Netzwerktechnik agierende Unternehmen Schweickert mit etwa 400 Mitarbeitenden nur dann auf dem Markt bestehen könne, wenn es Nachhaltigkeit großschreibe. Gerade habe man ein Gebäude in Walldorf bezogen, das nach dem neuesten Stand nachhaltiger Gebäudetechnik für Bürobauten gestaltet sei. Auch die Fahrzeugflotte werde Schritt für Schritt umgestellt. Nachhaltigkeit müsse aber in jedem alltäglichen Geschäftsprozess verankert sein. Kundinnen und Kunden forderten dies heute systematisch ein. Auch bei der Gewinnung neuer Mitarbeitender sei es wichtig, einen verantwortungsvollen Fußabdruck vorweisen zu können, da man sonst das Nachsehen habe. Doch gebe es nach wie vor viele kleine Herausforderungen. Niemand wisse heute etwa, was ein faires oder ökologisches Stromkabel ausmache, weil danach bislang kaum gefragt wurde. Es gehe jedoch darum, Stück für Stück Standards zu verbessern, indem man die entsprechenden Fragen selbst stelle. Uwe Treiber von Sonnendruck präsentierte das Prinzip der Gemeinwohlökonomie. Bereits 2012 habe sein Unternehmen die erste Gemeinwohlbilanz erstellt. Hierbei gehe es darum, ein ethisches Wirtschaftsmodell zu etablieren. Das Wohl von Mensch und Umwelt müsse oberstes Ziel des Wirtschaftens sein. Die Druckerei nutze daher bereits seit vielen Jahren Recyclingpapier und Papier mit dem FSC-Siegel für nachhaltige Holzprodukte sowie Farben auf Pflanzenölbasis und lege Wert auf langfristige und gute Beschäftigungsverhältnisse für die Mitarbeitenden.

In diesen Beispielen sieht Jürgen Kretz eindeutige Zeichen dafür, dass die deutsche Wirtschaft bereits viele weiter sei, als die aktuelle Bundesregierung glauben mache. Nur wenn Deutschland Vorreiter in Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsfragen werde, könne die deutsche Wirtschaft ihre Stellung im internationalen Vergleich behaupten. Auf die Frage, was er von der Bundesregierung erwarte, antwortete Treiber, dass öffentliche Ausschreibungen so gestaltet werden müssten, dass nachhaltig agierende Unternehmen häufiger zum Zuge kommen. Der niedrigste Preis dürfe nicht das Hauptkriterium sein. Schmidt-Eisenlohr forderte klare Rahmenbedingungen für Unternehmen. Eine Bundesregierung, die beim Klimaschutz mutig vorangehe und Vorgaben, Anreize und Förderkonzepte aus einem Guss setze, sei aus Unternehmersicht wünschenswert. Unternehmen forderten nicht möglichst niedrige Standards, sondern ganz im Gegenteil Planungssicherheit.

Anspruchsvolle langfristige Ziele, statt eines Zick-Zack-Kurses, seien das, was Unternehmen bräuchten, um erfolgreich investieren zu können. Kretz unterstrich, dass BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hierfür das umfassendste Angebot vorzuweisen haben. So gehe es darum, finanzielle Anreize und ordnungspolitische Vorgaben entsprechend konsequent zu setzen sowie gezielt Innovationen über Förderprogramme zu stärken. Mit einem Industriepakt gehe die Partei auf die Wirtschaft zu, um sie bei den nötigen Zukunftsinvestitionen zu unterstützen. Generell müsse Klimaschutz auch sozial gerecht sein. So wollen die Grünen die Einnahmen aus dem CO2-Preis als Energiegeld an die Bürgerinnen und Bürger zurückgeben.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion machten die Anwesenden ragen Gebrauch von der Möglichkeit sich mit den Penalisten und dem Kandidaten auszutauschen.

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