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Welpenhandel groß verbreitet – So funktioniert Tierschutz

16. Februar 2021 | Leitartikel

Gerade in Corona Zeiten fühlen sich die Menschen oft einsam oder die Ideen gehen aus, wie man die viele Freizeit ausfüllen kann. Wenn man früher in der Familie eher wage über tierischen Nachwuchs diskutiert hat, wird diese Idee plötzlich konkreter.

Der Familienrat tagt, die Entscheidung ist getroffen und dann muss alles ziemlich schnell gehen. Da ist das Internet am unkompliziertesten. Die Anzeigen sind meist eher unauffällig. Das Foto extrem niedlich und die Beschreibung lässt auf eine Hobbyzucht schließen. Nicht immer kann man am Preis erahnen, dass etwas nicht stimmt. Die kriminellen Hundehändler haben dazugelernt. Hinter dem illegalen Welpenhandel steckt ein kriminelles Netz aus Vermehrern, Fahrern und Händlern. Kleinanzeigen-Portale im Internet sind wichtige Marktplätze, denn sie bieten der Welpenmafia Zugang zu vielen potenziellen Käufern. Schnell, unkompliziert und günstig, das ist es, was der Familienrat entschieden hat. Damit unterstützen sie trotz ihrer eigentlichen Tierliebe das entstandene Tierleid. Die Elterntiere werden nur zur Vermehrung benutzt. Sie müssen unter elendigen Bedingungen leben. Welpen werden viel zu früh von der Mutter und den Geschwistern getrennt und ohne gültige Papiere auf dem Internetmarkt angeboten. Probleme sind nach dem Kauf vorprogrammiert. Leidtragende sind die Tiere. Der Deutsche Tierschutzbund bestätigt: „Zuhause beim Käufer angekommen, werden die Welpen schnell schwer krank, viele sterben trotz intensivmedizinischer Behandlung. Weil die neuen Hundebesitzer die immensen Kosten der nötigen tierärztlichen Behandlung nicht aufbringen können, landen kranke Tiere oft im Tierheim. Decken Polizei und Veterinäramt einen illegalen Handel auf und beschlagnahmen Tiere, müssen die Tierheime oft viele kranke Hunde gleichzeitig aufnehmen – eine Mammutaufgabe.“ Für die fünf Hundewelpen im letzten Fall vom Tom-Tatze-Tierheim bedeutet das wegen fehlender Tollwutimpfung 3 Monate Quarantäne. Eine Katastrophe für diese Welpen, denn ausgerechnet in der wichtigen Prägephase lernen sie nichts. Für das Tierheim bedeutet es viel Arbeit, Geld und auch ganz viel Herzblut reinstecken trotz unbekanntem Ausgang. Denn die Gesetzeslage ist eindeutig. Solange die Tiere nicht ans Tierheim übergeben werden, bleibt der Händler immer noch der Besitzer und er behält alle Rechte an seinen Tieren. Die Tierheimmitarbeiter krempelten gleich nach Ankunft der Welpen die Ärmel hoch. Unterstützung fanden sie in der Zeit bei ehrenamtlichen Helfern. Die Kleinen stellten alles auf den Kopf, machten zusammen viel Unsinn und Dreck und dennoch war es für alle eine Freude zu sehen, wie toll sie sich entwickeln. „Eine solche Aufgabe kann man nur mit vollem Herzen machen, das haben auch unsere ehrenamtlichen Helfer gemerkt.

Foto: Tierschutz Wiesloch/Walldorf

Wir hatten alle zusammen einen riesen Spaß mit den Kleinen und natürlich dauerte es nicht lange, bis die ersten Interessenten für die fünf da waren.“ Katharina Hambschs Augen leuchten noch vor Vergnügen, wenn sie daran denkt. Doch so einfach war ein Umzug dann doch nicht. Zunächst musste man auf die Freigabe vom Veterinäramt warten. Der Besitzer hatte trotz seiner Verfehlung alle Rechte auf seiner Seite. Wenn er die Kleinen zurückhaben wollte, war das möglich. „An diesem Punkt der Rechtsprechung kann man verzweifeln,“ so Karin Schuckert, Tierheimleitung. „Wir haben unser Herzblut reingesteckt, wir haben aus den Kleinen ganz tolle Lebewesen gemacht, wir wollten einfach nur ein schönes Zuhause für jeden von ihnen.“ Mit Spannung wurde der Tag der Entscheidung erwartet. Dann die Gewissheit, der Besitzer wollte seine Tiere zurück. „Ich kann ihnen gar nicht sagen, was da in uns vorging.

Wir waren wütend, wir waren traurig, wir konnten nachts schlecht schlafen. Dennoch, wir hatten keine Wahl. Was uns so enttäuscht, dass es hier nur ums Recht ging und nicht um das Wohl der Tiere. Warum hat jemand, dem das Wohl der Tiere gleich am Anfang egal war, nun alle Möglichkeiten und Rechte auf seiner Seite? Nach und nach haben wir die Interessenten darüber informiert, dass sie sich von ihren Kleinen trennen müssen.“ Immer wieder flossen Tränen auf beiden Seiten. Der Tag kam, als der Besitzer seine Tiere holen wollte. Karin Schuckerts Kampfgeist war entfacht. „Ich habe mit den Leuten geredet. Wir hatten uns zum ersten Mal gesehen und ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte kämpfen für unsere fünf Schützlinge.“ Beide Seiten wählten die richtigen Worte und dadurch war ein

sachlicher Austausch möglich. Drei von fünf Welpen durften gleich im Tierheim bleiben. Einen Vierten bekamen die Mitarbeiter einen Tag später. Der fünfte Welpe ist bei dem Besitzer geblieben. „Wir können mit diesem Ausgang sehr gut leben. Wir sind sicher, dass alle Welpen – auch der fünfte – nun ein schönes Zuhause haben. Wir hatten hier Glück, dass man mit den Besitzern reden konnte. Das ist nicht immer der Fall. Trotzdem, es wäre wünschenswert, wenn der Gesetzgeber den Tierheimen in solchen Fällen mehr Rechte einräumen würde. Wer das Wohl des Tieres im Blick hat, der kann nicht falsch entscheiden.“

Volker Stutz, 1. Vorsitzender vom Tierschutzverein Wiesloch/Walldorf mahnt: „Ich kann nur deutlich davon abraten, sein zukünftiges Familienmitglied im Internet zu kaufen. Lassen Sie sich Zeit bei der Entscheidung, Sie können sicher sein, es kommt immer anders als geplant. Tierschutz funktioniert nicht mal eben schnell. Wir im Tom-Tatze-Tierheim schauen genau hin und hinterfragen, das ist gut so, wenn eine Vermittlung dann auch länger dauert. Es macht durchaus Sinn, sich darauf einzulassen. Denn am Ende passt im besten Fall alles und auch die Freude am neuen Familienmitglied dauert an, ein ganzes Tierleben lang. So funktioniert Tierschutz.“ Tierschutz mit Herz und Verstand

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