Im dritten Bauabschnitt von Walldorf-Süd wird eine Straße nach Kurt Klein benannt.
Die Stadt wird damit an den 1920 in Walldorf geborenen Mitbürger jüdischen Glaubens erinnern, dessen Familie während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde und dessen Eltern Alice und Ludwig Klein zunächst nach Gurs deportiert und 1942 in Auschwitz ermordet wurden.
Den Antrag auf die (Um-) Benennung einer Straße nach Kurt Klein hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gestellt.
Der Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr stimmte dem Antrag in seiner Sitzung am 15. September einhellig zu. Die Namensgebung solle im „Gedenken an eine schreckliche Zeit, die sich nie mehr wiederholen darf“ erfolgen, heißt es in dem Antrag. Kurt Klein, der in diesem Jahr hundert Jahre alt geworden wäre, hat gemeinsam mit seiner Frau Gerda Weissmann-Klein „viel für die Aufklärung über den Holocaust, die Menschenrechte und die Erziehung zur Toleranz getan“, heißt es weiterhin in der Begründung.
Auch für die Walldorfer Geschichte wolle man ein Bewusstsein schaffen, erläuterte Stadtrat Maximilian Himberger in der Sitzung. Seine Fraktion konnte sich eine Kurt-Klein-Straße im Neubaugebiet vorstellen, aber auch eine Umbenennung der Emil-Nolde-Straße, da der Name Emil Nolde vorbelastet sei.
Dem Anliegen, eine Straße nach Kurt Klein zu benennen, stand die Stadtverwaltung positiv gegenüber. Die Umbenennung einer Straße sah sie jedoch skeptisch, nicht nur wegen der vor allem für Anwohner verbundenen Änderungen an vielen Stellen und in zahlreichen Dokumenten. Ob die als Beispiel angeführte Emil-Nolde-Straße umbenannt werden sollte, „wäre eine eigene Thematik und Diskussion“, heißt es in der Vorlage. Eine solche Fragestellung sei „umfassender zu beleuchten“, auch wenn in aktuellen Debatten auf das nationalsozialistische Engagement Noldes, der trotzdem zu dieser Zeit mit einem Malverbot belegt gewesen sei, hingewiesen werde. Hier müsste in einer Gesamtabwägung diskutiert werden, ob man die Straße mit den Hausnummern 3 bis 49 umbenennen wolle.
Diese Auffassung teilte auch Stadtrat Mathias Pütz (CDU), der das Gedenken an Kurt Klein „für äußerst wichtig hielt“. Die Einschätzung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu Nolde teilte er jedoch nicht. „Eine dezidierte und fundierte Vorlage sei hier notwendig“, meinte Pütz.
Man müsse sich intensiv mit den historischen Zusammenhängen auseinandersetzen, sagte auch Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD).
An Kurt Kleins Eltern Alice und Ludwig erinnern auf dem jüdischen Friedhof in Walldorf zwei Gedenkplatten und vor ihrer letzten Wohnung in Walldorf Stolpersteine.
Wie Wolfgang Widder bei der Gedenkveranstaltung zu jüdischem Leben in Walldorf am 22. Oktober ausführte, konnten Kurt Klein und seine ebenfalls in die USA geflohenen Geschwister Gerdi und Max nie verwinden, dass sie ihre Eltern nicht aus Nazi-Deutschland retten konnten. Kurt Klein, der 1944 als amerikanischer Soldat nach Deutschland zurückkehrte, traf kurz vor Kriegsende im Mai 1945 auf die letzten Überlebenden eines Todesmarschs jüdischer Häftlinge, deren Versorgung er sicherte. Seine spätere Frau Gerda Weissmann war eine dieser Überlebenden.
Auch die Wege von Kurt Klein und Oscar Schindler kreuzten sich damals. Davon erfuhr Kurt Klein aber erst 1987. Nach Kriegsende verhörte Kurt Klein Kriegsgefangene.
Kurt Klein starb 2002 während einer Vortragsreise, seine Witwe Gerda lebt 96-jährig in Phoenix/Arizona.
Sie erhielt 2011 für ihr Engagement vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama die Freiheitsmedaille, eine der höchsten Auszeichnungen der USA.
Text: Stadt Walldorf