Auch in diesem Jahr wurde von den Freunden der historischen Fahrzeuge wieder die traditionelle Blechnummer organisiert – für die Ohren gab’s Akustisches vom Feinsten, erstklassischen Jazz und guten, alten Motorensound.
Für diese beliebte Veranstaltung konnten die FhF erneut Fritz Neidlinger und seine Jazz Cats gewinnen. Auf besonderen Wunsch von Fritz Neidlinger hatten sich die Organisatoren diesmal Gedanken gemacht, wie man der Band eine adäquate Grundlage zur Verfügung stellen könnte. Die Platzbefestigung stand schon mehrfach in der Kritik. Bei Regen matscht es, bei trockener Witterung staubt es. Nicht gerade förderlich für die Instrumente und das notwendige elektrische Equipment. Die FhF kamen deshalb auf die Idee, den Musikern einen Teppich auszurollen. Für ihr Können hätten sie zwar einen roten Teppich verdient, aber es wurde ein grüner Grasteppich. Das hatte gleich mehrere Vorteile, es schmeichelte dem Auge, Fritz Neidlinger und seine Jungs hatten eine fußwarme Unterlage und die Instrumente nebst allem Equipment wurden weitestgehend vom Staub verschont.
Und Fritz N. und die Jazz Cats dankte es wieder mit groovigen Jazznummern in erstklassischer Darbietung. Nicht auszudenken, wenn der Belgier Adolphe Sax 1840 aus einem Stück Messingblech eine Gießkanne statt eines Saxophones zusammengelötet hätte. Mit perfektem Ansatz entlockte Fritz Neidlinger diesem Holzblasinstrument (doch, das stimmt!) fantastische Tonfolgen, mal sanft und zurückhaltend, dann wieder rockig-rotzig. Also ein echter Könner an den Klappen, wobei seine gesamte musikalische Truppe jeder mit seinem Instrument Hervorragendes leistete. Also es war mal wieder absolut lohnenswert, diesem Jazzer zu lauschen und so war es auch nicht anders zu erwarten, dass die Sitzgelegenheiten vor dem Musikerpavillion ständig besetzt waren.
Aber es gab natürlich noch Blech in anderer Form zu bewundern – jede Menge Oldtimer, die mit Hilfe des klassischen Verbrenners zur Stadtgalerie gekommen waren. Da es ein ständiges Kommen und Fahren war, lässt sich die Gesamtzahl der Fahrzeuge und Motorräder nur schätzen, aber die Größenordnung von ca. 120 wurde sicherlich erreicht, wenn nicht übertroffen. Mit dem ältesten Auto, einem Hanomag von 1921, war das Ehepaar Sauer gekommen. Immer wieder erstaunlich, wie diese Veteranen, sorgfältige Pflege vorausgesetzt, auch heute noch ihren Dienst tun. Von der Grundsilhouette einem SUV nicht unähnlich, nur eben viel kleiner und schnuckeliger. Besonders die Hupe war beeindruckend. So hört sich ein Saxophon im Stimmbruch an.
Ansonsten natürlich wieder zum Großteil die ‚üblichen Verdächtigen‘. Von A wie Alfa Romeo bis Z wie Zündapp. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Oldies in den diversen Garagen, Scheunen und Katakomben noch existieren und mit viel Liebe und Engagement am Leben erhalten werden. Dabei besticht jedes Mal erneut die Vielfalt der Fahrzeugtypen. Sie reicht vom topgepflegten Alltagsauto, wie z.B. dem ersten Ford Fiesta in einem unauffälligen Cremeton, bis zum Rallye-Kracher Lancia Delta Integrale im zeitgenössischen Martini-look, bei dem man jeden Augenblick vermutet, dass sich gleich Juha Kankkunnen aus dem Schalensitz rauspellt.
In den Gesprächen zwischen Oldtimerbesitzern und -besitzerinnen und den interessierten Besuchern hört man immer wieder so eine gewisse unterschwellige Bewunderung heraus. Nicht wegen des Oldtimerbesitzes, sondern weil diese Frauen und Männer in der Lage sind, noch mit Kupplung, Gas und Choke zu spielen, für die Zwischengas kein Problem darstellt, und die auch ohne Servolenkung und automatischer Blinkerrückstellung zurechtkommen. Die fehlende Elektronik fordert eben noch die ganze Frau und den ganzen Mann. Oldtimerfahrer können sich nicht auf elektronische Helferlein verlassen, sie müssen das alles noch im wahrsten Sinne des Wortes selbst in die Hand nehmen, im Griff haben und vorausschauend fahren. Das scheint viele Besucher in der heutigen überbordenden Autoelektronik immer wieder zu beeindrucken.
Autonomes Fahren heißt bei Oldtimerfahrern eben immer noch, dass der Beifahrer den Mund hält.
Erstaunen der Besucher auch beim Blick unter die Motorhauben. Alles ist meistens gut sichtbar und erreichbar. Keine großformatigen Kunststoffabdeckungen verhindern den Blick auf den Motor und die diversen Aggregate. Ein runtergefallener Schraubenschlüssel kommt im Gegensatz zu den modernen Autos immer unten wieder raus. Kein Wunder, dass ein Besucher beim Anblick dieser übersichtlichen Motorentechnik sogar Schiller zitierte. „Einfachheit ist ein Zeichen großer Reife“. Welches Auto Schiller fuhr, ist leider nicht überliefert.
Zu den Standardklassikern bei jedem Oldtimertreffen gehört auch folgende Äußerung: „Ach ja, so einen hatte ich damals auch. Mensch, hätte ich den doch bloß behalten!“ Das sind natürlich Sätze, die jeden Oldtimerbesitzer wie Öl (20 W 50) runtergehen.
Oder auch diese Feststellung: „Mann, die alten Dinger riechen einfach noch nach Auto – Klasse!“
Und so könnte man noch viele Beobachtungen schildern. Es war einfach wieder eine schöne Veranstaltung, die die Freunde der historischen Fahrzeuge organisiert hatten. Und analog zum Fußball gilt auch bei diesem Hobby: nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung. Das nächste große Ereignis der FhF ist am 15. September wieder ‚Oldies im Park‘. Dann wird man erneut viele bekannte Gesichter und Motorhauben wiedersehen, aber auch immer mal wieder tolle Neuzugänge mit schönen und raren Fahrzeugen.
Falls es noch jemanden interessiert, dem Verfasser dieser Zeilen fiel während Oldtimer & Jazz auf einmal ein, dass er genau auf den Tag vor 49 Jahren den Führerschein gemacht hatte und seitdem unfallfrei unterwegs ist. Ist ja auch was.