725 Jahre Schatthausen – Ein gelungenes Fest bei Königs- beziehungsweise Kaiserwetter – Petrus brachte über das Wochenende eine mittelalterliche Warmzeit – das mittelalterliches Klimaoptimum sozusagen. Gott sei dank, denn wäre das ganze in’s Wasser gefallen, wäre dies sehr schade für Schadehusen gewesen.
Bei der Eröffnung im Innenhof des Schlosses war man der Sonne direkt ausgesetzt, den hohen Temperaturen geschuldet suchten die Besucher nach der Ansprache schattige Plätze auf die man z.B. auf der Festwiese beim Mühlrad fand.
Es fanden sich auch schöne Plätze an denen eine angenehme Briese wehte und umso gemütlicher waren die lauen Sommerabende an diesem Wochenende. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde es zunächst angenehm kühl, so mache empfanden es jedoch als kalt und nahmen kurzerhand ein warmes Bad im mittelalterlichen Badehaus.
Wiesloch-Schatthausen, 03.07.2019 (rp) – Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann begrüßte die zahlreichen Besucher am Samstag Mittag im Schlosshof zur offiziellen Eröffnung der Feierlichkeiten mit folgenden Worten:
„Willkommen zu dieser besonderen Feier anlässlich eines besonderen Jubiläums unseres wunderschönen Stadtteils Schatthausen. Von 1294 datiert die erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortes unter dem Namen Schadehusen. Es scheint wichtig zu erwähnen, daß das Wort >Schaden< seinerzeit nicht mit der heutigen Bedeutung verwendet wurde. Stattdessen gehen wir davon aus, daß es im Sinne von >schützen< oder >wachen< gebräuchlich war„.
Der Begriff >husen< ist ein niederdeutsches Ortsnamengrundwort für Siedlungen mit der ursprünglichen Bedeutung „Mit Häusern bebaut“.
Des Weiteren erklärte der OB, daß Schatthausen außerdem mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Ort „Walfolfeshusem“ hervor, wie es aus dem Lorscher Codex bekannt ist.
„Das wären dann gleich mal fast 500 Jahre her – ein noch besserer Grund zum Feiern“ fuhr Elkemann fort und ergänzte: „Vielleicht können wir heute aber auch schon ein richtg rundes Jubiläum feiern. Spätestens in der Hallstallzeit (ca. 800-450 v. Chr.) müssen hier schon Menschen gelebt haben, wie archäologische Funde beweisen. Wenn wir die Funde noch genauer datieren könnten, käme nun sogar ein Jubiläum mit 2500 Jahren Schatthausen heraus! Nehmen wir aber das Jahr als Grundlage, das wir nachweisen können – und feiern wir dafür nun dreimal zu heftig!„
(Anmerkung d. Red. – Man denke diesbezüglich auch an den steinernen Zeuge längst vergessener Kulturen – den Menhir von Schatthausen)
Die inoffizielle Eröffnung der Jubiläumsfeierlichleiten erfolge bereits am Freitag Abend – mit einem sehr exklusiven Minnesängerabend (Wir berichteten über den prachtvollen Auftakt zum „Wochenende im Mittelalter“, dem Minnesänger-Konzert mit Knud Seckel).
Neben Wieslochs OB richteten auch Ortsvorsteher Fritz Sandritter, der als Schultheiß gekleidet war, sowie auch das Organisationsteam rund um Harry Schilles, Barbara Dortants und Elfriede Imbeck ihre Worte an das Publikum im Schlosshof.
Harry Schilles der sich bereits seit seiner Kindheit dem Wasserschloss und seinem Heimatort verbunden fühlt, war federführend tätig bei der Mamuntaufgaber der Planung, Organisation und Durchführung der Feier. Viel Herzblut und Heimatliebe brachte Schilles ein, dies merkt man genau wenn man ihn über sein Schatthausen reden hört.
Barbara Dortants bedankte sich ebenso wie die Vorredner herzlich beim Schlossherren Baron Klaus Freiherr Göler von Ravensburg-Brügge und dessen werter Gattin, welche direkte Nachbarn der Familie Dortants sind.
Elfriede Imbeck dritte im Bunde des Organisations-Teams bedankte sich namentlich bei Ines Adam von der Stadt Wiesloch die von Anfang an unterstützend zur Seite stand, Frau Pommrenke für das bereitgestellte Dekomaterial, Herrn Singler der bei der Planung der Infrastruktur wertvolle Hilfe bot. Sowie bei Herrn Ronellenfitsch vom Wieslocher Bauhof für Material und Bereitstellung der Stände. Besonders dankbar sei man auch Jochen Ihle und seinen Kammeraden von der Freiwilligen Feuerwehr Schatthausen.
Ebenso galt der Dank dem Bürgermeister Ludwig Sauer. „Er ist Schatthausen immer wohlgesonnen“ so Imbeck. Wie man sehen konnte genoss Bürgermeister Sauer, trotzdessen das er ja ein Wieslocher Stehkragen ist, in Schatthausen (eben dem Namen Schadehusen verpflichtet) einen besonderen Begleitschutz durch die Torwache.
Wie recherchen des Medienverbundes lokaler Internetzeitungen rund um WiWa-Lokal, Kraichgau-Lokal sowie Kollegen von Rhein-Neckar-Aktuell und Pressemeier ergaben, könnten die Gerüchte, Sauer habe sich den Wegezoll, welcher bei der Ausreise aus dem Schadehusener Hoheitsgebiet fällig wird, ersparen wollen und sei von der Torwache verhaftent worden – nicht bestätigen.
Wir können bestätigen, der BM hatte aussreichend Bares im Säckel dabei, wie ein Beweissfoto belegt. Selbst eine Silbermünze war dabei.
Bürgermeister Ludwig Sauer ließ es sich auch nicht nehmen dem 13. Jahrhundert entsprechen gekleidet zu sein.
Nach den Ansprachen folgen künstlerische und musikalische Showeinlagen würde man heute sagen, die Kinder vom Kindergarten führten den „Rattenfänger von Hameln“ vor.
Mit ConFilius, einem Duo ganz besonderer Art, begann die Gauklerei und Musik – Aber schauen Sie selbst… Der Festzug vom Wasserschloss zur Festwiese am Mühlrad:
Fin de Filou und die rote Füchsin verstehen es das Volk zu unterhalten. Besonders die Feuerjonglagen versetzten die Zuschauer in Erstaunen.
Gauklerei und poetische Jonglage mit Bällen und trickreiche Jonglage mit Keulen und Feuerfackeln sorgten für viel Händeklappern (Applaus d.h. in die Hände klatschen).
Bekanntlich gehören „Brot und Spiele“ zusammen, so war neben den Spielen auch für das Leibliche wohl gesorgt. Die Schatthausener Vereine verstanden es die Gäste aus nah und fern mit köstlichen Speisen und Getränken zu bewirten.
Um Verzeihung bitte ich euch (Geschlechter und Standesgemäß)
Edler Herr, werter Gevatterh, ehrer Recke und stolzer Bub aber auch dich du sonderbarer Gesell und dich du tumber Tornichts und unnutziger Schalk.
Edle Dame, reizende Jungfer, liebreizende Maid, holde Frowelein, stolze Frohwe und greise Muhme/Gevatterin sowie schändlich Lästerweib…
Köstlich „Speis und Trank“ wollte ich doch sagen. So ändert sich die Sprache über die Jahrhunderte. Von „Speis und Trank“ zu „Speisen und Getränke“.
Zum leiblichen Wohl zähle sicher auch im Mittelalter auch das Badehaus. Es wurde gezubert. Der heutige Nachname Zuber oder der Nachname Bader stammen sicher aus dieser Zeit und waren Berufsbezeichnungen.
Sprache befindet sich immer im sändigen Wandel, so meinen wir heutzutage mit Neudeutsch eigentlich Englisch. Schon kleine Einblicke in die Sprachgeschichte, bringen interessante Erkenntnisse.
Die Geschichte der Deutschen Sprache ist von ihren ursprüngen über das sog. Mittelhochdeutsch des Mittelalters – der höfischen Dichersprache bis zum Zeitalter der Dichter und Denker der Neuzeit einer stätigen Veränderung unterworfen. Sprache ist auch immer ein Spiegel der Zeit, sie wirft einen Blick auf Kultur und Gesellschaft.
Die Neuzeit beschreibt man um 1500 mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern um 1450, der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453, der so genannten „Entdeckung“ Amerikas 1492, der Erreichung Indiens auf dem Seeweg 1498 und dem Beginn der Reformation 1517 – sowie auche mit geistesgeschichtlichen Bewegungen wie der Renaissance und dem Humanismus.
Damals wie heute, Kommunikation findet euch heute noch an Orten der Entspannung (Wellness) statt. So manche besprechen geschäftliches auch heute noch in der Sauna oder dem Dampfbad.
Das (mobile) Badehaus konnte nicht nur besichtigt werden, man konnte sogar baden gehen. Tagsüber ein kühles Bad im Badezuber und zu den Abendstunden gut beheizt. Nicht nur die Aussteller sondern auch die Schatthausener Bürger und Bürgerinnen und deren Gäste nahmen das Angebot ein mittelalterliches Bad zu nehmen. Im größeren Faß zuberten Eltern während die Kinder im kleineren Faß ihren Spaß hatten.
Für die kleineren Gäste standen auch kleine Wasserkübel mit dem kühlen Nass auf der Wiese, zum quatsch machen und um die Wasserspritze aufzufüllen. Auch gab es Bogenschiesse, Puppenspiel, Holzwurmcircus und Drachenboot-Schiffschaukel sowie vieles mehr.
Ein Falkner war mit 3 faszinierenden Vögeln angereist, dem „kleinen“ Uhu namens Pimpf, dem Wüstenbusard Rowina sowie Argus einem Gerlanner Falke, der wenn er nicht eine Sehschwäche hätte sicher bei eimem arabischen Scheich zu Hause wäre. Denn sein Geflieder mit den kleinen schwarzen Herzchen ist wunderschön. Alle drei Vögel waren tiefenenspannt und freundlich gesinnt, sie waren wohlgefüttert und sichtlich gut versorgt.
Gut versorgt waren auch die Ritter und ihr Gefolge. Da konnten sogar Fans des modernen Camping und Caravanings neidisch werden. Die Lager der Ritter und Edelleute mussten jederzeit schnell demontierbar gemacht werden können. Heute könnte man sagen, Mobilität war gewissermassen ein Thema der damaligen Zeit.
Dazu gehörte neben dem praktischen aber bequemen „wohnen“ oder wohl damals eher als „lagern“ bezeichnet natürlich auch das Kochen.
Mobile Küchen und mittelalterliches Kochen konnte man in Schatthausen am Wochenende auch erfahren und erleben. Ganz mutige probierten auch die Gewürze die im Mittelalter nachweislich genutz wurden. Gewürze und Heilkräuter standen sie wohl in dieser fernen Zeit wohl näher als wir heute zu glauben wissen.
Für die Ritter war der Schwerkampf wohl die wichtigste Handwerkskunst, wenn man das so sagen darf.
Auch die Handwerkskunst des Mittelalters wurde beim „Wochenende im Mittelalter in Schatthausen“ beispielsweise in Form von Schmiede- und Drechselarbeiten den Zuschauern näher gebracht. Man konnte viele interessierte Kinder beobachten wie fasziniert etwas mit eigener Hände Arbeit erschufen beziehungsweise formten.
So macher Bürger und so manche Bürgerin schlüpfen so glaubwürdig in ihre Rollen das man meinen könnte, sie hätten tatsächlich in der vergangenen Epoche gelebt und seinen wiedergeboren worden um nun wieder in die alte Rolle reinzuschlüpfen. Das Zuschauen und Zuhören war wahrhaft ein Genuss!
Etwas mehr Wieslocher Präsenz hätte ich mir schon gewünscht. So vermisste ich besipielsweise den Kurpfälzischen Fanfarenzug der Weinstadt Wiesloch. Mag zwar eine andere Zeit gewesen sein. Dennoch schaffen diese immer eine eindrucksvolle Präsenz insbesondere durch die Trommeln und Fanfaren sowie den Fahnenschwingern.
Der schön angelegte Privatweg der zum Schloss führt wäre sicher eine sehr schöne Kulisse für den Einzug des Fanfahrenzugs gewesen. Naja, vielleicht in 25 Jahren zur 750-Jahr-Feier, im Jahre 2044.
Ob authentisch oder nicht, interessiert den Laien also den Besucher nicht sosehr und ist doch auch nicht so wichtig. Wichtig ist das Interesse der Menschen zu wecken und zu informieren.
„Denn wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ heisst es einleitend in der Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Schatthausen; mit diesen Worten mochte ich diese Berichterstattung beenden und mich ebenfalls bei Baron Klaus Freiherr Göler von Ravensburg-Brügge nebst Gatting, auch stellvertretend im Namen unserer Leser, für die Gastfreundschaft bedanken. Vielen Dank! Es war mir eine Ehre dabei gewesen zu sein und die Möglichkeit gehabt zu haben viele schöne Fotos zu schießen.
Siehe auch:
Text und Fotos: Robert Pastor
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Die Grosse Fotogalerie zum Wochenende im Mittelalter in Schatthausen: