Am 4. Juli zeigt der Filmclub Wiesloch-Walldorf im Luxor-Kino um 20 Uhr, „Das Mädchen, das lesen konnte“, ein sensibles Historiendrama über weibliche Solidarität und Rivalität in einem französischen Bergdorf im Jahr 1851.
Das Dorf in der Provence liegt friedlich inmitten von Berggipfeln, fernab von Paris, wo das Leben vibriert und Geschichte geschrieben wird. Als Louis Napoléon Bonaparte die Macht an sich reißt, werden sämtliche Männer des Dorfes verhaftet und mit unbekanntem Ziel fortgetrieben. Ein ganzes Dorf ohne Männer – das war Realität in manchen Gegenden Europas im 19. Jahrhundert, denn politische Widerständler wurden massenhaft deportiert. Marine Francen erzählt in ihrem Regiedebüt von einem solchen Frauendorf und beruft sich dabei auf eine wahre Geschichte. Die Bäuerin Violette, Erzählerin, auf deren Erinnerungen der Film beruht, ist die einzige Frau im Dorf, die lesen kann.
Die Frauen müssen nun nicht nur die schwere Arbeit übernehmen, sie vermissen auch den Ehemann, den Liebhaber. Aber es gibt auch ein neues Gefühl des Zusammenseins, ein anderes Frausein. Endlich schließen die Frauen einen Pakt: Würde doch einmal ein Mann vorbeikommen, dann wird man ihn teilen, in jeder Hinsicht. Denn der Fortbestand des Ortes muss auf jeden Fall gesichert werden.
Und tatsächlich kommt einer, Jean, ein Handwerker auf Wanderschaft. Violette wird beauftragt, sich um den Fremden zu kümmern. Auf Drängen der Dorfgemeinschaft verführt sie ihn schließlich – nicht mit ihren körperlichen Reizen, sondern mit Gedichten Victor Hugos.
Marine Francen navigiert sich klug durch die geladene Stimmung, in der sich irgendwann auch Eifersucht und die Frage nach Beschaffenheit und Exklusivität von Liebe breitmachen.
Ein kluger Frauenfilm, eine Liebesgeschichte, in der eine verschworene Gemeinschaft von Frauen die Haupt- und der Mann nur die Nebenrolle spielt. Sinnlich, politisch, feministisch und daher hoch aktuell, nicht nur, weil er in weiten Teilen von Frauen geschrieben, gedreht und produziert wurde.