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Wohnraum für viele Vogelarten auf Wieslocher Friedhöfen geschaffen

14. März 2019 | Leitartikel, Photo Gallery

Rechtzeitig vor Brutbeginn hat die Umweltschutzabteilung der Stadt Wiesloch 40 Vogelnistkästen und Fledermausquartiere in den Wieslocher Friedhöfen auf geeigneten Bäumen angebracht.

Friedhöfe sind seit eh und je Oasen der Artenvielfalt. Voraussetzung dafür sind ein älterer Baumbestand, geringe Störfaktoren, ein ausreichendes Nahrungsangebot und eben artgemäße Nistmöglichkeiten. Der Kleiber zum Beispiel, den man kopfüber am Stamm herablaufen sehen  kann, benutzt am liebsten großräumige Höhlen für seine Familie. Die Baumläufer, kleine weißgraubraune langschnäblige Insektenfresser, bekamen drei ganz spezielle, hinten zum Stamm hin offene  Kästen mit zwei seitlichen Eingängen vom Stamm aus. Auch Halbhöhlen mit Marderschutz für Rotkehlchen, Zaunkönig und  andere sowie die mit ganz flachem und kleinem Einflugschlitz  versehenen Fledermausschlafquartiere kann man nun hängen sehen. Die Umweltbeauftragte  Monika Stein hatte zunächst die Friedhöfe in Schatthausen, den alten und neuen Friedhof in Baiertal, den Altwieslocher Friedhof und den Hauptfriedhof auf potenziell dort vorkommende Vogelarten hin begangen, dann die Bäume ausgewählt, die freie Anflugmöglichkeit  und ihre Exposition Richtung Ost/Südost und  ihre Vitalität beurteilt. Die Bestellung der Kästen wurde an den Landschaftserhaltungsverband (LEV), der die Organisation und Kosten für die Stadt, die Mitglied im LEV ist, übernommen hat, übermittelt. Nach vier Monaten konnte nun die beeindruckende Kollektion in Empfang genommen werden. Max Ludwig, der sein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Umweltamt absolviert, kreierte ein Logo und markierte und nummerierte mit der Auszubildenden  Yvonne Meichßner zusammen alle Kästen. Letzte  Woche nun wurden sie mit tatkräftiger Unterstützung des  engagierten Bauhofmitarbeiters  W. Dvorak aufgehängt.

Auch die Pestalozzischule, deren baumbestandenes Gelände von hohem ökologischen Wert für die Baiertaler Vogelwelt ist, erhielt einen großen Kleiberkasten und einen Gartenrotschwanzkasten.

Am Bottloch in Frauenweiler gibt es nun wieder zwei Fledermaushöhlenkästen  und den einen der beiden neuen Vogelnistkästen, mit drei kleinen runden Löchern hell und speziell für kleine Meisenarten geeignet, haben sofort  die Blaumeisen für sich entdeckt, wie eine Meldung eines engagierten Bürgers ins Rathaus freudig verkündete.

Im Leimbachpark, dem Gerbersruhpark, den Ausgleichsflächen der Äußeren Helde, dem Waldkindergarten am Dämmelwald und dem Naturkindergarten am Friedhof sind ebenfalls schon seit einigen Jahren enorm frequentierte Eigenheime für unsere allesamt besonders geschützten Singvögel aufgehängt worden. Die notwendige  jährliche Reinigung und Wartung im Winter  übernimmt ebenfalls das Umweltamt. Hierbei gibt es immer wieder interessante Überraschungen, wie zum Beispiel das Winterschlafnest der Rötelmaus in dem sich auch vom Kernbeißer geknackte Haselnüsse fanden, oder eine „Traube“ von 30 gemeinsam überwinternden Feldwespen-Königinnen oder ein leider im letzten Jahr nicht ausgebrütetes Nest des Gartenrotschwanzes mit 7 blaugrünen Eiern. Ein äußerst kuscheliges Kohlmeisennest wurde mit der Wolle der Äußere HeldeSchafe gebaut. Diese Besonderheiten dienen dann als Anschauungsmaterial für Schülerinnen und Schüler beim Ferienspaß.

Die digitale Auswertung hinsichtlich Besetzung, angetroffene Arten und  Besonderheiten  wird ebenfalls durch die Umweltbeauftragte und die FÖJler vorgenommen. So lassen sich fundierte Aussagen zum Brutvogelvorkommen von Höhenbrütern in Wiesloch machen.

Die Nisthilfen sind tatsächlich zu mehr als 90% besetzt, was die herrschende Wohnungsnot  an natürlichen Bruthöhlen beweist.

Wir empfehlen daher allen Vogelliebhabern mit Garten, Balkon oder Möglichkeiten, an ihren Hauswänden Nisthilfen anzubringen, dies zu tun! Im Zusammenspiel mit einer Blütenwiese oder einem  Insektenhotel oder einem Feuchtbiotop im Garten kann jeder wirklich Gutes zur Rettung der Artenvielfalt beitragen.

Monika Stein, Stadt Wiesloch

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