Bereits zum achten Mal waren die beiden „Bücherherbst-Spezialisten“ Oliver Buhl und Wolfgang Schwarz in der Stadtbücherei Walldorf zu Gast, um interessante Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt vorzustellen.
(bb) Es käme ihr vor wie bei „Diner for one“, begrüßte Barbara Grabl, die Leiterin der Stadtbücherei Walldorf, die zahlreichen Gäste, denn auch das käme immer in der kalten Jahreszeit und es sei sehr lustig.
Auch Ute Jakob von der Buchhandlung Dörner begrüßte die Gäste und bedankte sich bei Oliver Buhl und Wolfgang Schwarz und der Stadtbücherei für die Durchführung der Veranstaltung, die die Buchhandlung mit einem Büchertisch begleitete.
Im Wechsel stellten Oliver Buhl und Wolfgang Schwarz ihre Lieblingsbücher vor.
Oliver Buhl begann die Vorstellung mit dem Buch von Hannes Köhler „Ein mögliches Leben“. In diesem Buch geht es um einen Mann, der in Amerika in Kriegsgefangenschaft war und nun mit seinem Enkel die Orte dort noch einmal besucht. Es geht um die deutsch-amerikanische Geschichte und eine Familiengeschichte und Oliver Buhl erzählte, dass er viele Rückmeldungen von Lesern bekommen habe, deren Großvater oder Vater auch in amerikanischer Kriegsgefangenschaft gewesen sei.
Als „sprachlich herausragend“ und „größte Überraschung des Herbstes“ beurteilt er das Buch „Der Apfelbaum“ des bekannten Schauspielers Christian Berkel. Dieser erzählt die spannende Geschichte seiner Familie mit jüdischen Wurzeln über drei Generationen.
„Unterhaltungsliteratur vom Feinsten“ verspricht das Buch „Deutsches Haus“ von Annette Hess. Die Hauptfigur Eva wird im Jahre 1963 beim Auschwitz-Prozess als Dolmetscherin hinzugezogen. Trotz des dunklen Kapitels deutscher Geschichte bleibt noch „Luft“ für anderes, wie Oliver Buhl bemerkte, z. B. die Beschreibung des Sittengemäldes der 60er-Jahre.
Als „Buch zum Verlieben“ und „Lieblingsbuch der englischen Buchhändler“ bezeichnet Oliver Buhl den Roman „Miss Gladys und ihr Astronaut“ von David M. Barnett. Hier landet der Anruf eines Astronauten auf der Reise zum Mars aus Versehen bei Miss Gladys und aus diesem „falsch verbunden“ wird der Mann im All zum Helfer in der Not. Es ist ein „tolles Buch, für Romantiker, mit Happy End“.
Als Roman teilweise in Jugendsprache verfasst stellte Wolfgang Schwarz das Buch „Wie ich fälschte, log und Gutes tat“ von Thomas Klupp vor. Das Buch spielt in der Kleinstadt Weiden, erzählt die Abenteuer einer Jugendgruppe mit Drogen, halbseidenen Geschäften, Begegnungen mit Mädchen und das alles „pointensatt im Hochgeschwindigkeitsrausch erzählt, getragen von bitterbösem Humor“.
Ein Buch mit „überraschenden Wendungen“ ist „Das innere Ausland“ von Thommie Bayer. Ein Geschwisterpaar, Andreas und Nina Vollmann, verbringt seinen Lebensabend in Südfrankreich; nach dem Tod der Schwester taucht deren unbekannte Tochter auf. Daraufhin muss Andreas sein eigenes Leben noch einmal neu überdenken. Ein „herausragender Roman“, so Wolfgang Schwarz, und er empfiehlt auch „Fallers große Liebe“ und „Die kurze Geschichte vom Glück“ von Thommie Bayer.
In Inge Barth-Grözingers „Wildblütenzeit“ beginnt die Geschichte des Hotels „Zum Markgrafen“ in Ettlingen im Jahre 1780. Das Hotel ist von Generation zu Generation von einem männlichen Nachfolger übernommen worden. Im Jahre 1945 ist Jakob Haug der Besitzer und hat in einem Gespräch mit einem amerikanischen Offizier sein Verhältnis zu den Nationalsozialisten, die während des Kriegs in seinem Hotel wohnten, zu beschreiben. Dieses Gespräch wird über die Zukunft des Hotels entscheiden. Wolfgang Schwarz erzählte, dass es das Hotel „Zum Markgrafen“ in Ettlingen zwar nicht gibt, dafür aber den bekannten „Erbprinz“.
Ein „Jahrhundertwerk“, das der Autor Edoardo Albinati in 10 Jahren geschaffen hat, ist „Die katholische Schule“ mit 1.296 Seiten.
Das Buch ist ein „Juwel“, das dem Leser „einiges abverlangt“, so Wolfgang Schwarz. Es ist ein Roman über ein Verbrechen in den 70er Jahren, begangen von Ehemaligen der katholischen Privatschule San Leone Magno in Italien. Edoardo Albinati war damals selbst Schüler auf dieser Schule und schreibt in „schonungsloser Selbstehrlichkeit und biografisch“ über dieses 40 Jahre lang gehütete Geheimnis.
Der Englisch- und Geographie-Lehrer Jan Kammann unterrichtet in einer internationalen Vorbereitungsklasse in Hamburg mit 20 Schülernationen. In seinem Buch „Ein deutsches Klassenzimmer“ nimmt er die Leser mit auf seine Reise durch die Länder seiner Schüler, um mehr über ihre Herkunft zu erfahren. Bevor er zu dieser Reise während seines Sabbatjahres aufbricht, lässt er seine Schüler Reiseführer aus ihren jeweiligen Ländern basteln. Von dieser Reise durch elf Länder erzählt er in seinem Buch auf „herzerfrischende“ Weise. Wolfgang Schwarz bemerkt: „Wenn ein Lehrer ein Buch schreibt, muss es nicht immer gelingen“. Aber dieses Buch ist ganz offensichtlich gelungen.
Zum Schluss der Buchvorstellungen präsentierte Oliver Buhl noch eine Kostprobe aus dem Hörbuch von Marc-Uwe Kling und den „Känguru-Apokryphen“.
Ein herzliches Dankeschön und ein großer Applaus gingen an Oliver Buhl und Wolfgang Schwarz für ihren kurzweiligen „Bücherherbst-Abend“ mit lustigen, überraschenden und nachdenklichen Büchern.
Bei der Buchhandlung Dörner sind alle Bücherempfehlungen zu kaufen, und die Stadtbücherei Walldorf hat auch schon einige zur Ausleihe in ihrem Bestand.
Die von Oliver Buhl vorgestellten Bücher:
„Ein mögliches Leben“ von Hannes Köhler
„Der Apfelbaum“ von Christian Berkel
„Deutsches Haus“ von Annette Hess
„Wenn Martha tanzt“ von Tom Saller
„Die Rache der Polly McClusky“ von Jordan Harper
„Miss Gladys und ihr Astronaut“ von David M. Barnett
„Die Himmelsscheibe von Nebra“ von Harald Meller und Kai Michel
„Die Känguru-Apokryphen“ von Marc-Uwe Kling
Die von Wolfgang Schwarz vorgestellten Bücher:
„Wie ich fälschte, log und Gutes tat“ von Thomas Klupp
„Das innere Ausland“ von Thommie Bayer
„Wildblütenzeit“ von Inge Barth-Grözinger
„Ein Gentleman in Arles“ von Anthony Coles
„Die katholische Schule“ von Edoardo Albinati
„Ein deutsches Klassenzimmer“ von Jan Kammann
„Auf eine Zigarette am Mont Blanc“ von Ludovic Escande
„Kühe anstarren verboten“ von Rachel Levin
„Zwille“ von Gerhard Seyfried
Text und Fotos: BBinz