„Kein Superlativ ist verschwendet, um diesen Chor zu rühmen“
Als Höhepunkt der Konzertreihe der Stadt Walldorf erwartet Musikliebhaber am Mittwoch, 18. April, in der Evangelischen Stadtkirche um 20 Uhr ein Konzert mit dem Kammerchor Stuttgart und dem Barockorchester Stuttgart unter Leitung des legendären Frieder Bernius.
„Kein Superlativ ist verschwendet, um diesen Chor zu rühmen“, schreibt „Die Zeit“. Als konkurrenzlos gelten „dessen sängerische Brillanz, die vollendete Intonationsreinheit und die kaum zu übertreffende Plastizität der Textdeklamation“. Dass der so gerühmte und weltweit bekannte Kammerchor Stuttgart, der auf den ganz großen internationalen Bühnen zuhause ist, bereits zum dritten Mal in Walldorf gastiert, ist den freundschaftlichen Kontakten von Walldorfs Musikbeauftragtem, Professor Gerald Kegelmann, zu Frieder Bernius zu verdanken. Bei dem Konzert am 18. April wird der Kammerchor Stuttgart, den Bernius vor fünfzig Jahren gründete, vom 1985 von ihm ins Leben gerufenen Barockorchester Stuttgart begleitet. Das Orchester gehört zu den führenden Ensembles der historischen Aufführungspraxis.
Als Solisten konnte Frieder Bernius die hochgelobte russische Sopranistin Julia Lezhneva, den aus Kanada stammenden Countertenor Daniel Taylor, den Tenor Tilman Lichdi, der in der Nähe von Heilbronn aufgewachsen ist, und den Bass Jonathan Sells aus Großbritannien gewinnen.
Zelenka und Bach
„Dieses Programm bietet Höchstspannung“, verspricht Gerald Kegelmann. Es stehen sich zwei Messevertonungen von zwei Komponisten gleicher Generation gegenüber, von Jan Dismas Zelenka (1679–1745) und Johann Sebastian Bach (1685 -1750). Zelenka wirkte an der Hofkirche in Dresden, Bach an der Thomaskirche in Leipzig. Erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde man auf das Werk des bis dato eher unbeachteten Zelenka wieder aufmerksam. Von Zelenka wird die „Missa Sancti Josephi“ (ZWV 14 EZ 1731) zu hören sein, von Bach die Missa in g-Moll (BWV 235 EZ 1730).
Jan Dismas Zelenka trat 1710 die Stelle als Violinist und Kontrabassist am sächsischen Hof in Dresden an. Nach einem Studium in Wien wurde er 1733 zum Hofkomponisten und 1735 zum „Kirchen-Compositeur“ ernannt. Vermutlich hat Bach Zelenka im Sommer 1733 kennengelernt. Bach scheint Zelenka geschätzt zu haben, denn einige seiner Kompositionen fanden Platz in Bachs Bibliothek. Zelenka komponierte Kammermusik und als höchst originell und unkonventionell geltende Orchester- und Vokalwerke. In seinen geistlichen Werken für den Dresdner Hof verbindet er teils archaische Satztechniken mit modernsten Ausdrucksmitteln seiner Zeit zu hochexpressiven Schöpfungen.
Johann Sebastian Bach komponierte neben der großen h-Moll-Messe BWV 232 vier weitere Messekompositionen, die „Luther-Messen“ (BWV 233-236), so genannt, weil sie sich nach protestantischer Praxis auf Kyrie und Gloria beschränken. Bach griff dabei auf eigene Kompositionen zurück und zwar auf Sätze aus Kirchenkantaten. Bei der Gestaltung der Messe in g-Moll machte Bach in hohem Maß Sätze aus seiner Kantate „Es wartet alles auf dich“ (BWV 187) zur instrumentalen Grundlage.
Eintrittskarten für das Konzert gibt es bei Bücher Dörner in Walldorf, Bahnhofstraße 8, sowie im Rathaus Walldorf, Nußlocher Straße 45. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 6 Euro.
Frieder Bernius (Foto: Jens Meisert)
Der Kammerchor Stuttgart wird diesmal gemeinsam mit dem Barockorchester Stuttgart und Solisten in der Evangelischen Stadtkirche auftreten (Foto: Pfeifer)
Text: Stadt Walldorf