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Polizei hofft auf eine Wende – Jugendarbeit intensivieren

Die Kriminalitätsentwicklung in Walldorf im Jahr 2016 stellte Polizeioberrat Uwe Schrötel, Leiter des Polizeireviers Wiesloch, dem Gemeinderat am 11. Juli vor.

Wie aus dem umfangreichen Bericht hervorgeht, hat es im Rhein-Neckar-Kreis insgesamt im vergangenen Jahr einen Anstieg der Straftaten um 4,8 Prozent auf 25.200 Delikte gegeben. Damit liegt die Region nicht im Trend von Baden-Württemberg, wo 2016 die Straftaten alles in allem um 1,3 Prozent auf rund 609.000 Fälle gesunken sind. Mit Blick auf das Polizeirevier Wiesloch, zu dem neben Wiesloch und Walldorf auch Dielheim, Leimen, Malsch, Mühlhausen, Nußloch, Rauenberg, Sandhausen und St. Leon-Rot gehören, waren Wohnungseinbruchdiebstahl und Diebstahlskriminalität allgemein die deliktischen Schwerpunkte. Die Kriminalitätsbelastung lag in Wiesloch, Walldorf und Sandhausen höher als in den anderen Gemeinden des Polizeireviers. „Spitzenreiterin“ ist Walldorf mit – wegen der Vergleichbarkeit auf 100.000 Einwohner hochgerechneten – 5.958 Straftaten (2015: 5.928). Tatsächlich wurden 927 Straftaten polizeilich registriert, was eine Zunahme um 38 Fälle gegenüber 2015 bedeutet. Laut Polizeistatistik hat die Anzahl der registrierten Straftaten damit einen der höchsten Werte der letzten zehn Jahre erreicht. Vor allem Rauschgiftdelikte und ein Zuwachs der Straßenkriminalität haben diesen Anstieg verursacht. Die Aufklärungsquote ist um 1,0 Prozent auf 47,1 Prozent gestiegen, wobei 362 Tatverdächtige ermittelt werden konnten. Was dem Polizeichef Sorge bereitet, ist der Anteil der Tatverdächtigen unter 21 Jahren mit 24 Prozent.

Was die Rauschgiftkriminalität angeht, entfielen von den 56 bekannt gewordenen Delikten 16 auf den Bereich der Autobahn, wo Drogenkuriere gefasst wurden, die übrigen Fälle wurden im Stadtgebiet aufgedeckt. Unter Straßenkriminalität fallen Sachbeschädigungen, Diebstahlsdelikte, Körperverletzungen und Raubdelikte im öffentlichen Raum. In Walldorf sind diese Delikte im Jahr 2016 um 8,44 Prozent auf 244 Fälle angestiegen und liegen damit knapp über dem Zehn-Jahres-Schnitt. Das sei „ein leidiges Thema“, stellte Schrötel fest. Bei den Rohheitsdelikten, die von 101 (2015) auf 104 Fälle anno 2016 angestiegen sind, „sind wir am Gipfel und hoffen auf eine Wende“, erklärte Schrötel. Neben Raub-
straftaten machen Körperverletzungen den größten Anteil der Rohheitsdelikte aus. 94 dieser Fälle und damit 90,40 Prozent der gemeldeten Vorkommnisse wurden aufgeklärt. Da viele Körperverletzungsdelikte nicht angezeigt werden, geht die Polizei hier allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus.

Hohe Aufklärungsquote

Was die  Wohnungseinbrüche angeht, sprach Uwe Schrötel von einem „sehr starken Anstieg“. 51 Fälle und damit 21 mehr als im Jahr zuvor wurden angezeigt – ein Höchststand für Walldorf. „Hier ist was zu holen“, sagten sich die Einbrecher und hätten es vor allem auf Bargeld und Schmuck abgesehen, so Schrötel. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 40,4 Prozent und damit „weit über dem Landesdurchschnitt“. Die seit 2014 aktive Ermittlungsgruppe leiste „sehr gute Arbeit“, berichtete der Revierleiter und hätte Einbruchserien aufklären können. Zeugenhinweise spielten hierbei eine sehr große Rolle. Schrötel bedauerte, dass nicht alle technisch möglichen Mittel zur Ermittlung von Tätern eingesetzt werden dürften. Da Menschen, in deren Wohnung eingebrochen worden sei, stark traumatisiert seien, nehme man sich der Aufklärung dieser Fälle besonders an. Förderprogramme, um Wohnungen einbruchsicherer zu machen, lobte er – „das wirkt“. Angestiegen von 32 auf 41 Fälle sind die Autoeinbrüche, während bei den Fahrraddiebstählen (von 99 auf 77) und bei Ladendiebstählen (von 32 auf 24) ein Rückgang zu verzeichnen war. Die Aufklärungsquote von Diebstählen lag bei 16,8 Prozent und damit leicht über der Quote von 2015 (15,8 Prozent). Sorge bereitet dem Polizeirevier auch die „erschreckend hohe“ Zahl an Sachbeschädigungen, die von 99 Fällen im Vorjahr auf 105 gestiegen ist. Es handle sich hier nicht um „Bagatellen“, stellte Schrötel fest. 48 dieser Straftaten trafen Autos. Die Aufklärungsquote bei den Sachbeschädigungen lag bei 21 Straftaten. Schrötel appellierte an die Bevölkerung, Auffälliges rechtzeitig zu melden. Nur so könnten Täter identifiziert werden.
Uwe Schrötel gab noch einige Informationen zu den insgesamt 362 Tatverdächtigen des Jahres 2016. Davon zählten 275 zu den Erwachsenen, 31 zum Kreis der Heranwachsenden, 45 waren Jugendliche und 11 Kinder. Insgesamt 152 der Tatverdächtigen waren keine Deutschen (2015: 107). Die ausländischen Tatverdächtigen erreichten damit die „hohe Quote“ von 42 Prozent. Einige der Delikte hätten in Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge stattgefunden, so Schrötel, seit der Anschlussunterbringung sei es besser geworden. Integration sei hier wichtig. Dass 87 der Tatverdächtigen Jungtäter unter 21 Jahre waren , bereitet Schrötel „große Sorge“. Häufig handle es sich immer wieder um dieselben jungen Menschen. „Es muss früh angesetzt werden, wenn man etwas erreichen will“, meinte Schrötel und appellierte an die Stadt: „Intensivieren Sie Ihre Jugendarbeit. Das ist eine Investition in die Zukunft!“ Mit aufsuchender niederschwelliger Jugendarbeit, die „harte Arbeit“ bedeute, könne man etwas erreichen.

Augen offen halten

„Tabellenführer sind wir gern in anderen Bereichen“, meinte Stadtrat Werner Sauer (CDU). In Walldorf tue man schon viel, zum Beispiel mit der Schulsozialarbeit. Das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung nehme man sehr ernst.
Die Jugendarbeit nannte auch Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) als „einen der wichtigsten Punkte“. Sie plädierte noch dafür, die Statistik über einen längeren Zeitraum anzuschauen, um die Zahlen besser einschätzen zu können. Viele der Zahlen zeigten im Vergleich zu früher keinen Anstieg. Außerdem korrelierten die objektive Lage und das subjektive Empfinden nicht immer miteinander.
Dr. Günter Willinger (FDP) meinte, dass man Missstände nur angehen könne, wenn man sie auch anspräche. Man müsse alles ernsthaft diskutieren. Walldorf könne man wegen seiner vielen Ein- und Auspendler nicht mit den anderen Kommunen des Polizeireviers vergleichen. Die gute Verkehrsanbindung habe auch ihre Schattenseiten.
Dem pflichtete Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) bei. Walldorf mit seinen 15.000 Einwohnern und 18.000 Arbeitsplätzen habe eine besondere Situation. Die beste Kriminalpolitik sei die Sozialpolitik, so Weisbrod.
Manfred Zuber (SPD) sprach noch die meist jugendlichen „Poser“ an, die mit ihren Autos für „unsäglichen Lärm und Gefährdung“ sorgten. „Sie sind auch uns ein Dorn im Auge“, meinte Uwe Schrötel und kündigte eine „konzertierte Aktion“ gegen den „Hype mit manipulierten Fahrzeugen“ und deren Fahrer an. Klaus Oestreicher, Leiter des Polizeipostens Walldorf, berichtete auf Nachfrage noch, dass sich – auch dank der Videoüberwachung – die Situation an der „Drehscheibe“ entspannt habe. Mit der Gesamtsituation sei man aber noch nicht zufrieden, da es eine Verlagerung hin zur Neuen Sozialen Mitte gegeben habe. Er bestätigte , dass man in Walldorf mit dem großen Schulzentrum, dem AQWA und vielen Pendlern eine ganz andere Situation habe als in anderen Gemeinden. „Wir schauen, dass es besser wird“, resümierte Bürgermeisterin Staab, die an alle appellierte, „die Augen offen zu halten und sich nicht alles gefallen zu lassen.“

Text: Stadt Walldorf

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