VOM WERT DER KLEINEN GEGENSTÄNDE
Unter dem Titel „Es war einmal ein Streichholz…“ präsentieren zwölf Künstlerinnen und Künstler aus Walldorf und Umgebung im Kulturhaus Fränkischer Hof ab Juli ihre Arbeiten zu einem ungewöhnlichen Thema.
Mit einem Taschengeldbetrag in der Hand gingen Mitglieder der Künstlergruppe Walldorf vor gut einem Jahr auf die Suche: Nach Objekten, die nicht mehr als einen Euro, aber mindestens einen Cent kosten sollten. Das Konzept für dieses „1 €-Projekt“ entstand im Herbst 2015 und führte unter der Leitung von Andrea Tewes und Mechtild Ficht-Unger zu einer feuerwerkartigen Produktivität und Kreativität.
Wie kann aus Wäscheklammer, Streichholz und Flusensieb Kunst werden?
Dieser Frage stellten sich die Künstlerinnen und Künstler und erarbeiteten über ein Jahr lang eine Vielzahl an künstlerischen Positionen mit den unterschiedlichsten Mitteln und Methoden. Ihre Ergebnisse präsentierten sie erstmals im Herbst 2016 in einer vielbeachteten Ausstellung in Walldorf und diesen Sommer nun in Bad Rappenau.
Die Antwort liegt in der Verknüpfung eines normalerweise gering geschätzten Alltagsgegenstands mit dem „großen Ganzen“ und in seiner Aufladung mit symbolischer, mythischer oder persönlicher Bedeutung.
Witzig kann das sein, wie in der Arbeit von Ralf Bombosch, der ein Laugencroissant als Motiv wählt, und ihm im Begleittext eine fantasievolle Genealogie als Ameise („Croiss-Ant“) unterstellt. Nachdenklich stimmen die Beiträge von Evi Huber und Hannelore Kunath, die (mit Wattestäbchen und Stecknadel) den Zustand der Welt und ihre politische Situation thematisieren. Metaphorisch versteht Herbert Hügens sein Objekt (die Wäscheklammer) und verleiht ihr in einer mannshohen Holzskulptur eine ungewohnte Präsenz: Wie ein Paar, das nur im Zusammenhalt funktioniert, verklammern sich ihre Bestandteile.
Eine Ode an die Nudel verfasst Elke Poeck in ihrer Gold-besprühten Assemblage aus geliebten Pastasorten und fügt dem Ganzen noch ein Gedicht hinzu: „…Oh Nudel, gold´ne Königin, bei deinem Anblick bin ich hin!“
Sieben weitere Objekte und ihre spannenden Metamorphosen gibt es in der Ausstellung Im Kulturhaus zu entdecken.
Komplexität und Synergie beweist die Gruppe abschließend in einem Gemeinschaftswerk zu dem „zündenden“ Gegenstand, dem die Ausstellung ihren Titel verdankt.
Ausstellende: Ralf Bombosch, Peter Daunhauer, Mechtild Ficht-Unger, Evi Huber, Herbert Hügens, Ille Hums, Ingrid Käller, Hannelore Kunath, Elke Poeck, Claudia Stamatelatos, Andrea Tewes, Wolfgang Wallowy
Zu sehen im Kulturhaus „Forum Fränkischer Hof“, Bad Rappenau,
Vernissage Samstag, 22. Juli 2017, 15 Uhr, Einführung: Andrea Tewes und Mechtild Ficht-Unger, Eröffnung: Stellv. OB Erwin Wagenbach,
Musik: Sally and Sesamy (= Maike Löck, Gesang + Serdar Darcan, Gitarre)
Ausstellung: 22. Juli bis 3. September 2017, Öffnungszeiten: samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr
Text: Künstlergruppe Walldorf, Ille Hums
Hier ein paar Eindrücke von der Ausstellung, die im Walldorfer Rathaus zu sehen war:
Fotos: BBinz