Leserbrief von Heinz Neuburger – 18.03.2017
Ökumenisches Zentrum auf dem alten Friedhof Baiertal ?
Noch bis Oktober 1988 erfolgten auf dem in der Ortsmitte von Baiertal gelegenen alten Friedhof Beerdigungen. Wohl wissend, dass nach kommunaler Beschlusslage dort eine Parkanlage entstehen soll, empfahlen die behördlichen Kirchenvertreter (!) auf der sehr gut besuchten ökumenischen Gemeindeversammlung im katholischen Gemeindehaus im Juni letzten Jahres den Bau eines Ökumenischen Zentrums an diesem Ort. Dabei stießen Sie auf scharfen Protest vieler Kirchenmitglieder und Bürger, die das Gemeindehaus erhalten wollten, aber insbesondere auch wegen des angestrebten Bauortes und einem völlig inakzeptablem Raumangebot für öffentliche Veranstaltungen.
Die Kirchenbehörden widersetzen sich bekanntlich strikt einer möglichen Ertüchtigung des katholischen Gemeindehauses, das bislang auch für größere örtliche Veranstaltungen genutzt wurde (die Kosten wurden gutachterlich auf über 1,2 Mio € hochgerechnet) und drängen nach wie vor vehement auf einen flächenmäßig auf die Hälfte verkleinerten Bau eines Ökumenischen Zentrums auf dem kommunalen Friedhof. Und dies, obwohl sie für diesen Zweck geeignetes eigenes (Abriss-)Gelände besitzen . (Das sich ja auch gut „versilbern“ lässt …)
Inzwischen ist ein Teil des Ortschaftsrates offensichtlich bereit, den ursprünglichen gemeinsamen Beschuss zu revidieren, wenn eine von der Kommune in Auftrag gegebene (bautechnische) Machbarkeitsstudie auf dem Friedhof die Zustimmung der Bürgerschaft findet. Diesbezüglich haben OB Elkemann und OV Markmann mit persönlichen Anschreiben zu einer „Informationsveranstaltung „Bebauung Alter Friedhof Baiertal“ am 23.3.201 in das Katholische Gemeindehaus eingeladen dem einen Ja/Nein-Fragebogen zur Abstimmung beigefügt ist.
Wegen der geringen Außenmaße ist auch bei der lt. Studie machbaren Zusammenführung von Zimmern immer noch kein mindestens 350 Personen fassender Veranstaltungsraum plus Bühne , ausreichender Küche, Umkleideraum, Garderobe etc. möglich.
Ein solch kirchlich-kommunales (?) Mini-Konstrukt würde unserer lebendigen Gemeinde mit rund 5.000 Einwohnern keine gesellschaftlich-kulturelle Entfaltung mehr erlauben – sie würde geradezu abgewürgt.
Hartnäckig wird – insbesondere kirchlicherseits – versucht, schwerwiegende Einwendungen (z.B. wegen Respekt- und Pietätlosigkeit, ohne Not Aufgabe eines großen Teils des künftigen Park- und Erholungsgeländes für Jung und Alt, wegen der zu erwartenden Lärmbelästigung der Anwohner, unzureichender Parkmöglichkeit usw.), klein zu reden bzw. nicht ernst zu nehmen.
Warum aber sollte die Stadt den beiden Kirchengemeinden ohne entsprechende Gegenleistung (z. B. adäquater Geländetausch) ein ÖKZ auf dem gemeindeeigenen Friedhofsareal zugestehen , wenn dieses Zentrum doch für allgemeine, gesellschaftlich-kulturelle Zwecke aus Kapazitätsmangel nur in extrem bescheidenem Maß von Nutzen sein kann ???
Es rächt sich nun, dass Ende der 70er Jahre entgegen dem Wunsch der Baiertaler Vereine von der Stadt keine Mehrzweckhalle sondern eine reine Sporthalle gebaut wurde. (Hier irrt Leserbriefschreiberin Ingrid Pluskota, wenn sie von einer vorhandenen Mehrzweckhalle in Baiertal spricht).
Nachdem ein wirklich großer Wurf eines „Okumenischen und kulturellen Zentrums Baiertal“ im Bereich des Bürgerhauses/evangelischen Kindergartens mit großzügiger Bachüberbauung wohl unrealisierbar ist (?), scheint mir einzig folgende Lösung sinnvoll, weil sie sauber und zukunftsgerecht ist:
Die Kirchengemeinden sollten für ihre Zwecke auf eigenem Gelände bauen was, wo und wie sie wollen, und die finanzklamme Kommune sollte eine alsbaldige, etappenweise Umgestaltung der Sporthalle in eine Mehrzweckhalle in ihre Finanzplanungen aufnehmen (Prioritätensetzung).
Mit der Genehmigung einer Friedhofsbebauung würde der letztlich verantwortliche Gesamtgemeinderat jedenfalls ein gutes Stück Lebens- und Wohnqualität auch künftigen Generationen in Baiertal ohne Not im wahrsten Sinne des Wortes verbauen.
Heinz Neuburger