Walldorf. Um ungewöhnliche Orte ging es im Familiengottesdienst der Freien evangelischen Gemeinde Wiesloch-Walldorf an Heiligabend.
Der Kinosaal BLUE im Luxor-Filmpalast, in dem bereits seit neun Jahren der Weihnachtsgottesdienst der evangelischen Freikirche stattfindet, ist mittlerweile nicht mehr ganz ungewohnt, wenn auch nach wie vor ungewöhnlich.
Aber es verleitete Matthias Di Nunzio, der durch den Gottesdienst führte, zu der Behauptung, die „gemütlichsten Kirchenbänke“ von allen in der Region stattfindenden Weihnachtsgottesdienste zu haben. So komfortabel habe man es heute – ganz im Gegensatz zu den Umständen der Geburt von Jesus.
Seine Eltern fanden lediglich in einer Krippe einen Ort für die Niederkunft. Doch was wäre gewesen, wenn Jesus in einem Luxushotel geboren worden wäre?
Dieser Frage gingen in einem Anspiel 17 Schauspieler nach, die nach einer Erzählung von Gabriele Meyer-Allenstein den Fall durchspielten, dass das „Maritim Bethlehem“ der Ort gewesen wäre, an dem Gottes Kind zur Welt kam.
Und eigentlich hätte es eine Tochter werden sollen, denn „wer nimmt uns ab, dass es kein Mädchen ist? Es wird den Menschen helfen, wird Kranke heilen, sich um Außenseiter bemühen, um Kinder kümmern, keinen Ehrgeiz entwickeln, viel Geld zu verdienen, Friedenstiften…“
Doch schon in dem Stück überwog die Einsicht, dass man so die Geschichte nicht umschreiben könne und begann das Theaterstück von vorne.
„Gott sei Dank, es ist sein Sohn“ lautete die Überschrift über diesen kreativen Weihnachtsgottesdienst und es war auch die Aussage von Pastor Michael Schalles in seiner anschließenden Predigt. Es ist gut, dass Jesus nicht als „Star“ in diese Welt gekommen sei, dass er kein „Royal“ und Mitglied der königlichen Familie war, alles andere als ein klassischer Thronfolger. Er sei als „Mensch“ in diese Welt gekommen, habe alle Sorgen und Nöte der Menschen am eigenen Leib miterlebt.
Musikalisch deckte die Band unter der Leitung von Alexander Lucas eine große Bandbreite von traditionellen Weihnachtsliedern wie „Lobt Gott ihr Christen alle gleich“ und „Vom Himmel hoch“ bis hin zum modernen „Königskind“ ab und arrangierte von der choralen Kirchenorgelbegleitung bis zur Rockband sehr unterschiedlich die Weihnachtslieder, deren Texte auf die 165 m² große Leinwand projiziert wurden.
Beim abschließenden „O, Du fröhliche“ bot der Lichtervorhang im vollbesetzten Kinosaal eine sehr festliche Kulisse. Die rund 300 Gottesdienstbesucher konnten sich fast wie in der sternenklaren Nacht von Betlehem fühlen.
Doch es war eben nur ein ungewöhnlicher Ort, die Geburt von Jesus zu feiern, wie es Christen seit 2000 Jahren an vielen Orten auf der Welt tun.
Alexander Lucas