Alle zwei Wochen treffen sich Stadt und Arbeitskreis Asyl Walldorf zum „Jour fixe“.
Am 22. November wurde der Termin genutzt, um im Begegnungshaus in der Oberen Grabenstraße über die aktuellen Entwicklungen zu berichten.
Was das Begegnungshaus als Treffpunkt angeht, so hat sich dieses „voll bewährt“, berichtet Dr. Rainer Eder vom Arbeitskreis Asyl. „Wir hatten hier im Garten sogar interkulturelle Tomaten, die Flüchtlinge gepflanzt haben“, beschreibt er schmunzelnd eine der vielen Aktivitäten, die sich hier abspielen. Auch Erster Beigeordneter Otto Steinmann ist davon überzeugt, dass die Entscheidung, das frühere Pfarrhaus vorübergehend als Begegnungshaus zu nutzen, richtig war. Der Dank an alle Sponsoren, die den Einzug in das Haus finanziell oder mit Sachspenden ermöglicht haben, steht daher an erster Stelle. Im Begegnungshaus finden Sprachkurse und das sehr gut besuchte Sprachcafé statt. Es gibt Nachhilfeunterricht und Unterstützung beim Ausfüllen der vielen Formulare, die auf die Asylbewerber zukommen. In der Fahrradwerkstatt werden gespendete Fahrräder wieder fahrtüchtig und verkehrssicher gemacht und man kann im Begegnungshaus, das seit fünf Monaten von David Kurlberg betreut wird, einfach auch nur zum Plaudern und Teetrinken zusammenkommen. „Wir würden uns freuen, wenn auch mehr Walldorferinnen und Walldorfer einfach mal vorbeischauen würden“, erklären Rainer Eder, Andrea Hübner und Katrin Siebold vom Arbeitskreis Asyl.
Verstärkung willkommen
Die Mitglieder des Arbeitskreises Asyl, von denen viele bereits seit Ankunft der ersten Asylbewerber im Sommer 2015 sehr engagiert mitwirken, würden sich auch über Verstärkung freuen. „Schon zwei Stunden pro Woche helfen“, meint Rainer Eder. Es sei ganz natürlich, dass das ehrenamtliche Engagement etwas „bröckele“. Derzeit gibt es in Walldorf noch rund achtzig ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Arbeitskreis Asyl. Auch wenn die Zahl der Flüchtlinge sich inzwischen reduziert hat, da viele ihre Anerkennung erhalten haben und umziehen mussten, sind weiterhin engagierte Menschen gefragt, die etwas von ihrer Zeit und ihren Talenten einbringen in den Bereichen Sprache, Ausbildung, Arbeit, Sport oder Förderung von Frauen.
„Ohne das Ehrenamt sind unsere Aufgaben nicht zu leisten“, stellt auch Otto Steinmann fest und hofft, dass sich bei seinem Mitarbeiter Michael Jungbauer, dem Flüchtlings- und Integrationsbeauftragten der Stadt, viele Interessierte melden werden. Andrea Hübner ist regelmäßig zur Sprechstunde bei den männlichen Asylbewerbern, die Mitte November von der Notunterkunft in die Containeranlage an der Philipp-Reis-Straße umgezogen sind. Zurzeit leben 152 Männer in der Containeranlage. „Manche haben zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder durchschlafen können“, weiß Andrea Hübner. Mit bis zu sechs Personen sind die Zimmer in den Containern belegt und bieten damit deutlich mehr Privatsphäre als die bisherige Notunterkunft in einer früheren Industriehalle. Bis die für den Kontakt in die Heimat unentbehrliche W-Lan-Verbindung steht, trifft man viele der Asylbewerber auch wieder auf der „Drehscheibe“ an und kann vielleicht ins Gespräch kommen.
Zentrales Thema: Anschlussunterbringung
In der Gemeinschaftsunterkunft in der Albert-Einstein-Straße sind 25 Männer untergebracht und im „Boarding House“ in der Bahnhofstraße 50 Personen, hauptsächlich Familien mit insgesamt 24 Kindern. Hier hat Katrin Siebold ihren Wirkungskreis und weiß, dass die Anschlussunterbringung derzeit das große Thema ist. Frühestens nach 15 und spätestens nach 24 Monaten in einer Not- oder Gemeinschaftsunterkunft folgt die Anschlussunterbringung oder auch früher, falls die Anerkennung erfolgt ist. Viele Asylbewerber müssen dann in andere Gemeinden umziehen im Rhein-Neckar-Kreis oder auch weiter weg. Die Familien, die im „Boarding House“ leben, wünschen sich aufgrund ihrer Kontakte, in Walldorf bleiben zu können. „Die Anschlussunterbringung ist das zentrale Thema geworden. Wir möchten die Menschen mit sozialen Kontakten gerne in Walldorf unterbringen und mieten daher auch Wohnraum an“, erklärt Erster Beigeordneter Otto Steinmann. Michael Jungbauer steht hier immer in engem Kontakt mit dem Rhein-Neckar-Kreis. Wie er erläutert, sind in Walldorf aktuell 70 Personen in der Anschlussunterbringung, davon 35 in städtischen Wohnungen, 30 in angemieteten Wohnungen und fünf haben selbst eine Wohnung gefunden. Im Jahr 2017 erwartet die Stadt 50 bis 60 weitere Personen, die untergebracht werden müssen. Diese Wohnungen hat die Stadt noch nicht gefunden, hofft aber auf interessierte Vermieter, die die Stadt als verlässliche Mieterin schätzen. Was den Arbeitsmarkt angeht, so ist es bisher nur vereinzelt gelungen, Jobs für die Asylbewerber zu finden. „Die Angebote tröpfeln“, so Rainer Eder, aber bei manchen ist mit einem Job an zwei Tagen die Woche immerhin ein Anfang gemacht. „Einige sprechen schon erstaunlich gut Deutsch, doch auch wer noch nicht so fit ist und auf die Leute zugeht, kann Erfolg haben“, weiß Andrea Hübner aus Erfahrung.
Infoabend geplant
Die Stadt Walldorf veranstaltet gemeinsam mit dem Arbeitskreis Asyl voraussichtlich im Februar einen Informationsabend für alle, die sich für ein ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich interessieren. Der Termin wird rechtzeitig angekündigt!
→Wer sich jetzt schon engagieren möchte oder eine Wohnung oder ein Haus zu vermieten hat, wendet sich bei der Stadt Walldorf an den Fachdienst Soziale Hilfen, Michael Jungbauer, Telefon (0 62 27) 35-11 61 oder [email protected].
Text: Stadt Walldorf
Sie freuen sich auf neue ehrenamtliche Helfer: u. v. l. Michael Jungbauer, 1. Beigeordneter Otto Steinmann, Dr. Rainer Eder, dahinter v. l. Andrea Hübner und Katrin Siebold
Bei der Einweihung des Begegnungshauses am 30. April 2016:
(Fotos: BBinz)