Die Musikschule Südliche Bergstraße präsentierte „Rappelkiste“ und „Stickcontrol“
(Kob) Man muss sich einmal klarmachen, was das für die Stadt bedeutet: Wiesloch hat einen musikalisch-percussiven „Stoßtrupp“ von enormer Schlagkraft in Gestalt der Ensembles „Rappelkiste“ und „Stickcontrol“. Anführer beider Gruppen ist Benjamin Wittiber, der sich derzeit einen geeigneteren Probenraum wünscht als den jetzt zur Verfügung stehenden.
Im Mittelalter zog man mit Trommeln und Pfeifen gerüstet zu Felde oder man spielte für einen Übeltäter das „Bumberleinbum“. Ein dumpfer Trommelwirbel war also das Letzte, was er in seinem Leben hörte. Auch Zirkusartisten nutzen den Wirbel der Schnarrtrommel vor dem dreifachen Saldo. Die Trommel hat die Macht, sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg, und wenn sie mal ruhte, klapperten auf ihr früher die Würfel des verbotenen Spiel am Lagerfeuer.
Heute faszinieren die Drummer ganze Musik-Arenen.Im Bewusstsein ihrer Bedeutung hatten sich die beiden Ensembles der Musikschule Südliche Bergstraße für die Aufführung im Kulturhaus stilvoll in Schwarz gekleidet. Das war angemessen, denn ihr Geschäft ist einigermaßen ernst. Sie können, was andere im Traum nicht zu Wege bringen.
Sie bestimmen mit ihrer elitären Kunst den geheimnisvollen Pulsschlag unseres Lebens. Wenn er endet, kann keine Trommel ihn zurückbringen. Sie kann nur wie bei Trauermärschen klagen. Die Trommel ist kein Spielzeug. Wo sie erklingt, herrscht Leben. Dies bezeugte Leila Said am Drum Set mit ihrem furiosen Solostück von Joachim Sponsel. Ihr Schlagwirbel grenzte ans Geniale. Klugerweise hat die „Rappelkiste“ bei der Stücke-Auswahl den scharfen Klang der kleinen Trommeln abgemildert durch Xylophone, Metallophone und kleine Handinstrumente.
Dabei kamen dann nicht nur Percussions-Ereignisse, sondern auch dezente Melodien heraus. Die Komponisten und Arrangeure für diese Stücke hatten jeweils so illustre Namen wie Eckhard Kopetzki, Joachim Sponsel, Prof. José J. Cortillo und Timm Pieper. Wenn die Percussionisten bei einer Probe gerade kein Instrument zu Hand haben, setzen sie eben ihren Körper ein. Solche Erfahrungen können sie natürlich auch mit Erfolg zum Beispiel Sängern oder anderen Instrumentalisten vermitteln.
In der sich anschließenden Pause fand der Getränkestand des Fördervereins regen Zuspruch.
Für das Programm danach mit der Gruppe Stickcontrol wirkte es ungemein abrundend, dass sich Manuel Held mit seinem E-Bass eingliederte. Sein Instrument bietet Melodieanteile und Rhythmuskomponenten zugleich.Im zweiten Teil waren Komponisten wie Tito Puente, Charly Wambold, Bruno Mars, Mongo Santamaria, A. C. Jobim, Stevie Wonder und Ary Barroso vertreten.
Da wurden beim Hörer die verschiedensten Bilder beschworen: ein Marsch blecherner Mars-Ritter, ein afrikanischer Kriegstanz, die portugiesische „Saudade“ (im Arrangement von B. Wittiber) und schließlich das unsterbliche „Brazil“ von Ary Evangelista Barroso. Der zum Beispiel war Jurist, Sportreporter und einer der populärsten Komponisten und Sänger der 1940er und 1950er Jahre. Was lernen wir daraus? – Aus den Reihen der Jungmusiker/Innen mausern sich immer wieder mal kleine oder größere Genies heraus.
Die Talente der Aufführung wirkten handverlesen und spielten mit bewundernswerter Exaktheit. Zum ersten Ensemble (Rappelkiste.) gehörten Philipp Brodkorb, Paul Förderer, Philipp Gutzeit, Cornelius Hüther und Leonard Arndt. Dem etwas fortgeschritteneren Ensemble (Stickkontrol)gehörten Robert Brede, Janis Löhrich, Leila Said, Fleur Häußermann, Jacqueline Steinmann und Luca Bachteler an.
Ein weiterer Mitwirkender war Julian Schork. Es spricht für das Konzert der beiden Percussionsgruppen, dass es von Anfang an mit begeistertem Applaus der zahlreichen Besucher begleitet war.
Quelle: Musikschule Südl. Bergstraße