Wolfgang Bauer, Journalist der ZEIT, GEO und National Geographic, war am 23. Februar 2016 in der Stadtbücherei Walldorf zu Gast.
(bb) Als Autor des Buches „Über das Meer – Mit Syrern auf der Flucht nach Europa“ erzählte er von seiner Undercover-Flucht mit syrischen Flüchtlingen.
Nach der Begrüßung durch die Leiterin der Stadtbücherei, Frau Barbara Grabl, und den Inhaber der Buchhandlung Dörner, Uwe Dörner, gab der Moderator des Abends, Herr Siegfried (Redakteur RNZ Wiesloch), einen kurzen Einblick in den Lebenslauf von Wolfgang Bauer.
Wolfgang Bauer, Jahrgang 1970, erzählte sodann von einigen Stationen seines Lebens und versprach den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern „eine ruppige Reise im Jahre 2014“.
Begonnen hatte alles mit den Krisen in Libyen und Syrien. Bereits 2011 erlebte Wolfgang Bauer dort friedliche Demonstrationen, die jedoch nach und nach in blutige Machtkämpfe ausarteten. Unschuldige Menschen wurden angegriffen, gefoltert, getötet.
Wolfgang Bauer führte aus, dass von den 21 Mio. Syrern mittlerweile über die Hälfte auf der Flucht sind, die meisten jedoch suchen ein Versteck innerhalb des Landes, z. B. in Höhlen. Viele fliehen in Nachbarländer, in denen sie teilweise jahrelang in Flüchtlingslagern leben. Nur die Leute mit für ihre Verhältnisse sehr viel Geld können sich eine Flucht nach Ägypten oder nach Europa leisten, wobei die Regierung in Ägypten mittlerweile auch gegen die syrischen Flüchtlinge ist.
Zusammen mit seinem Fotografen Stanislav Krupar verschaffte sich Wolfgang Bauer eine neue Identität, denn als Journalist eine Flüchtlingsreise zu begleiten war unmöglich. So wurde er mit gefälschten Papieren zu einem Bürger aus dem Kaukasus mit einer tragischen Liebesgeschichte, der zusammen mit einem Englischlehrer (Krupar) fliehen wollte.
Und diese Flucht vom Beginn des ersten Treffens mit den Schmugglern, dem Verstecken und Warten vor dem Transfer zum Meer, den missglückten Versuchen und der nervenaufreibenden Flucht, die dann auf einer Mini-Insel im Meer mit dem Rücktransport und dem Gefängnis endete, erzählte Wolfgang Bauer so spannend und bewegend, dass ihm alle Gäste über eineinhalb Stunden lang fasziniert zuhörten und so manches Mal ungläubig den Kopf schüttelten.
Danach war noch Zeit für Fragen des Publikums, die Wolfgang Bauer ausführlich beantwortete. Was ihn dazu getrieben habe, ein solches Wagnis einzugehen, wurde er u. a. gefragt. Er antwortete, dass niemand weiß, was auf einer Flucht wirklich passiert. Er wollte wissen, wie das ist, sich als Flüchtling zu fühlen.
Wer alles über die Erlebnisse von Wolfgang Bauer auf seiner missglückten Flucht erfahren will, sollte seinen Erlebnisbericht „Über das Meer – Mit Syrern auf der Flucht nach Europa“ (14 €) lesen. Die Fotos im Buch stammen von Stanislav Krupar.
Das Buch weckt Verständnis für die Flucht und Mitgefühl für die Flüchtlinge, die mit nichts außer sich selbst und ihren schrecklichen Erlebnissen in unserem Land stranden.
Das Buch konnte an diesem Abend am Büchertisch der Buchhandlung Dörner gekauft werden. Wolfgang Bauer signierte die Bücher und es ergaben sich noch einige interessante Gespräche mit seinen Gästen.
Text und Fotos: BBinz