(zg) Erneut blieben viele Ausbildungsplätze frei
Das baden-württembergische Handwerk konnte im Jahr 2012 mit einem Minus von 5,4 Prozent deutlich weniger Lehrlinge rekrutieren als im Vorjahr. „Rund 1.500 Ausbildungsplätze konnten nicht besetzt werden“, teilte Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle mit. Ende Dezember zählten die acht Handwerkskammern im Land insgesamt 19.937 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge in rund 130 Handwerksberufen.
Etwa jeder dritte Handwerksbetrieb bot im vergangenen Jahr Ausbildungsplätze an, 2.114 davon zum ersten Mal. „Unsere Betriebe würden gerne mehr junge Menschen ausbilden“, unterstrich Möhrle. Weil aber die Bewerber ausblieben, überlegten nun schon einige Handwerker, Fachkräfte aus Spanien und Griechenland anzuwerben. „Die Situation wird sich auf lange Sicht nicht ändern“, befürchtet Möhrle, darauf müssten sich die Betriebe einstellen. Die Handwerksorganisation gebe Hilfestellung unter anderem mit gezielten Aktionen: Mit der eigenen Nachwuchskampagne www.handwerks-power.de, mit der bundesweiten Imagekampagne und dem Comedian Simon Gosejohann oder über die Landeskampagne www.gut-ausgebildet.de werbe das Handwerk intensiv um Nachwuchs aus den Schulen im Land. „Auch die Betriebe selbst tragen nach Kräften ihren Teil dazu bei“, meinte Möhrle, „sie kümmern sich zum Beispiel um die Weiterbildung ihrer Belegschaft und schaffen familienfreundliche Arbeitsbedingungen für junge Mütter und Väter.“
Möhrle: „Das Handwerk hat seine Hausaufgaben gemacht.“ Jetzt sei die Landesregierung am Zug. Sie müsse noch stärker für den direkten Einstieg in eine duale Ausbildung werben. Es könne nicht sein, dass Lehrstellen frei blieben, während im sogenannten Übergangssystem tausende Jugendliche teils jahrelange und für den Steuerzahler teure Warteschleifen durchliefen, immer das Ziel eines höheren Schulabschlusses vor Augen. „Die Gleichwertigkeit allgemeiner und beruflicher Bildung muss mit Leben gefüllt werden“, dafür sieht Möhrle Handlungsbedarf bei der Politik. Auch über die duale Ausbildung könne ein höherer Bildungsabschluss erreicht werden und zugleich bereits ein erster Berufsabschluss. Handwerk und Studium schlössen sich nicht aus. Und im Übrigen sei der Meister im Handwerk am Ende gleich viel wert wie der Bachelor an der Uni.
Quelle: Eva Hauser