Der Förderverein Hospiz Agape e. V. veranstaltete am 01. Oktober im Kulturhaus Wiesloch das 2. Wieslocher Hospizgespräch. Thema war die „Moderne Tumorschmerztherapie“.
(bb) Hierzu hatte der Förderverein als Gastreferenten Herrn Dr. med. Michael Binkert, Leiter der Abteilung Schmerz- und Palliativmedizin der Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, eingeladen.
Herr Hans Klemm, Vorsitzender des Fördervereins Hospiz Agape e. V., und Herr Franz Schaidhammer, Oberbürgermeister von Wiesloch und Schirmherr der Veranstaltung, begrüßten die zahlreichen Gäste im Kulturhaus Wiesloch.
Danach informierte Frau Martina Brixner, Leiterin des Hospizes und ehemalige Leiterin der Palliativstation des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer, dass seit Gründung des Hospiz Agape im Jahre 2007 schon ca. 970 Gäste dort gewohnt haben. Und diese Gäste plagten weniger Kopf-, Zahn- oder Rückenschmerzen, sondern oftmals die besonders schweren Schmerzen bei einer Krebserkrankung im letzten Stadium. „Schmerz, lass nach“, diesen Satz können viele Gäste nicht mehr sagen, sondern nur per Gesten ausdrücken. Nach den Leitsätzen der Palliativmedizin werden die Menschen mit begrenzter Lebenserwartung ganzheitlich behandelt, wobei nicht die Verlängerung der Lebenszeit um jeden Preis, sondern die Lebensqualität der letzten Wochen oder Monate im Vordergrund steht, ganz nach dem Leitsatz des Hospiz Agape „Der Zeit mehr Leben geben“.
So wird der Mensch im Hospiz mit seinen Schmerzen wahrgenommen und die Betreuerinnen versuchen, ihm nach seinen Wünschen zu helfen. Das kann z. B. ein Haustier sein, das mit im Bett des Gastes ruht, oder der Aufenthalt im Garten des Hospizes. Es gab auch schon einmal die „letzte Zigarette“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
Herrn Dr. med. Michael Binkert verbindet mit Frau Brixner seine langjährige Tätigkeit als Oberarzt am Diakonissenkrankenhaus Speyer. Dort initiierte und gestaltete er u. a. den Aufbau einer Schmerztagesklinik. Herr Dr. Binkert freute sich, wieder einmal in der „alten Heimat“ zu Gast zu sein.
Er informierte, dass täglich 222.000 Menschen mit Tumorschmerzen leben müssen. Davon können ca. 95 % erfolgreich behandelt werden, wenn sie die richtige Therapie bekommen, wobei ca. 20 % noch unterversorgt sind. Auf der Palliativstation werden die Patienten mit der richtigen Schmerztherapie eingestellt und können zu ca. 70 % wieder nach Hause entlassen werden. Viele Patienten erhalten Pumpen, mit denen sie nach einem Schmerzplan ihre Medikamente selbst dosieren können. Damit wird ihnen die Verantwortung übertragen und sie fühlen sich sicher und unabhängig. Je nach Zustand können außer den herkömmlichen Tabletten oder Schmelztabletten auch Pflaster oder Sprays verabreicht werden.
Herr Dr. Binkert führte die verschiedenen Schmerzzustände und die Grundregeln der Schmerztherapie aus. Viele Patienten befinden sich in einer „Schmerzspirale“, die z. B. Angst, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Depressionen mit sich bringt. Hier muss der Patient umfassend – nicht nur auf eine Krankheit fixiert – wahrgenommen und behandelt werden.
Mit dem Zitat von C. Saunders „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“, beschloss Herr Dr. Binkert seinen interessanten Vortrag. Er stand gerne noch für die Fragen der Besucherinnen und Besucher zur Verfügung.
Herr Klemm dankte ihm und Frau Brixner herzlich für ihre Vorträge. Frau Brixner übergab Herrn Dr. Binkert einige leckere Spezialitäten aus Speyer als einen kleinen Gruß aus seiner alten Heimat.
Für die musikalische Untermalung der Veranstaltung sorgte das Quartett mit Maria Bierwald (Querflöte), Christine Bier (Violine), Roland Bierwald (Viola) und Renate Tangermann (Violocello), die Menuett und Rondeau aus dem Flötenquartett A-Dur, KV 298 von Mozart spielten.
Fotos: BBinz