Wiesloch und Walldorf engagieren sich für Erhalt der Notfallpraxis
Wie die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) Anfang Juli mitgeteilt hat, soll der ärztliche Bereitschaftsdienst in Wiesloch im Kegelbahnweg zum 30. Juni 2016 geschlossen werden.
Auch die Notfallpraxis in Neckargemünd ist von einer Schließung betroffen, die hier schon zum 31. Dezember dieses Jahres greifen soll. Die Notfallpraxen in Eberbach, Heidelberg, Schwetzingen, Kirrlach und Sinsheim sollen die Patienten aus Wiesloch und Neckargemünd künftig mitversorgen. Als Grund für die Schließungen gibt Dr. Johannes Fechner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVBW, an, dass die KVBW dort, wo es möglich sei, eine Anbindung der Notfallpraxis an ein Krankenhaus anstrebe. In Wiesloch und Neckargemünd sei dies zwar nicht der Fall, doch „die Bürger haben in vertretbarer Entfernung fünf Notfallpraxen, die für die Versorgung bereitstehen“. Die Notfallpraxen in Wiesloch und Neckargemünd seien im Vergleich zu anderen ärztlichen Bereitschaftsdiensten in „relativ geringem Umfang“ in Anspruch genommen worden. „Eine Weiterführung wäre daher nicht vertretbar“, so Fechner.
Keine schlechtere Versorgung zumuten
Wieslochs Oberbürgermeister Franz Schaidhammer und Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab haben sich am 14. Juli mit einem Schreiben an die KVBW gewandt und deutlich gemacht, dass sie „alle Möglichkeiten ausschöpfen werden, um die Schließung der Notfallpraxis in Wiesloch zu verhindern“. Schaidhammer und Staab weisen darauf hin, dass das Doppelzentrum Wiesloch-Walldorf mit rund 100.000 Einwohnern kein Akutkrankenhaus habe und den Bürgerinnen und Bürgern nun eine schlechtere Versorgung zugemutet werde. Bereits zum 1. Januar 2014 sei der ärztliche Bereitschaftsdienst erheblich eingeschränkt worden und werde nur noch an Wochenenden vorgehalten. Kranken, die nicht mobil seien, wie zum Beispiel älteren Menschen oder Flüchtlingen, sei es kaum möglich, nach Schwetzingen zu kommen, da es keine direkte Verbindung im Öffentlichen Personennahverkehr gebe. Bereits jetzt ergäben sich sowohl in den Notfallpraxen als auch bei Hausbesuchen lange Wartezeiten von mehreren Stunden. „Wie soll dies funktionieren, wenn die Notfallpraxis Schwetzingen an Wochenenden für 200.000 Einwohner im ganzen südlichen Rhein-Neckar-Kreis zuständig ist?“
In Hinblick auf den Notarztstandort in Walldorf befürchten Schaidhammer und Staab, dass „mehr und mehr Menschen in ihrer Verzweiflung den Notarzt anfordern, weil sie schlichtweg keine erreichbare Anlaufstelle mehr haben“. Zudem sei der Notarztstandort bereits am Rande seiner Kapazitäten angekommen. Sorge bereite auch die Tatsache, dass die demografische Entwicklung nicht ausreichend gewürdigt werde. Es gebe immer mehr ältere und auch pflegebedürftige Menschen. In Wiesloch und Walldorf gebe es derzeit fünf Alten- und Pflegeheime, künftig noch ein weiteres in Frauenweiler. In den Nachbarstädten und Gemeinden Malsch, Rauenberg und Mühlhausen seien in den letzten Jahren ebenfalls solche Einrichtungen entstanden. Wiesloch und Walldorf könnten sich, so Schaidhammer und Staab, im Gegensatz zu anderen Kommunen über ein Bevölkerungswachstum freuen. Ein wichtiger Standortfaktor seien die gute Infrastruktur und das vorhandene Dienstleistungsangebot. „Es würde sich verheerend auswirken und wäre ein absolut falsches Signal, wenn dieses Angebot eingeschränkt würde“, heißt es weiter in dem Schreiben. Schaidhammer und Staab „bitten dringend darum, die Angelegenheit noch einmal zu überprüfen und den getroffenen Beschluss zu revidieren.“ Sie seien nicht an einer Konfrontation interessiert, müssten aber zum Wohle der Bevölkerung alle Möglichkeiten ausschöpfen, „um Sie zur Umkehr zu bewegen“. Das Schreiben wurde daher auch auch Ministerin Katrin Altpeter, den Abgeordneten des Wahlkreises und Landrat Stefan Dallinger gesandt, mit der Bitte, das Engagement pro Notfallpraxis zu unterstützen.
Unterschriften für die Notfallpraxis
Die geplante Schließung der Notfallpraxis in Wiesloch bewegt die Menschen im Doppelzentrum. In Wiesloch und Walldorf haben Bürgerinnen und Bürger eine Unterschriftenaktion gestartet, die Oberbürgermeister Schaidhammer und Bürgermeisterin Staab befürworten.
Im Walldorfer Rathaus liegt eine Unterschriftenliste, in die sich Interessierte Walldorferinnen und Walldorfer eintragen können, an der Pforte aus.
Text: Stadt Walldorf