Franz Untersteller, Landesumweltminister zu Besuch im Wahlkreis
(zg) Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr besuchte der Minister für Umwelt, Klimaschutz und Energiewirtschaft, Franz Untersteller, am 22. Oktober Gemeinden im Wahlkreis Wiesloch.
Auftakt bildete ein zweistündiger Besuch bei SAP Walldorf. Daniel Schmid, Leiter Sustainability Operations führte den Minister, den Landtagsabgeordneten sowie Wilfried Weisbrod und Walter Hecker, Vertreter des Walldorfer Gemeinderats zunächst durch die interaktive Ausstellung „Project Inspiration – Celebrate 40 Years of the Future“. Hier bestand die Möglichkeit eine spannende Zeitreise in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP zu erleben.
Dass SAP die Welt in den letzten 40 Jahren mitbeeinflusst hat, zeigt beispielsweise ein riesiger Globus mit Geburtstagsgrüßen aus aller Welt, den die Besucher spielerisch animieren konnten. Der Landesumweltminister zeigte sich beeindruckt darüber, dass SAP in nur 40 Jahren zu einem Weltkonzern mit 61.000 Mitarbeitern und über 200.000 Kunden weltweit aufgestiegen ist. Im Anschluss erläuterte Daniel Schmid und Dr. Stefan Engelhardt, Leiter IBU Utilities in ihren Präsentationen wie sich SAP in Zukunft bei den Themen „Nachhaltigkeit“ und „Energieeffizienz“ aufstellen möchten. Unter dem Motto „Nachhaltigkeit“ verbunden mit „Innovation“ hat SAP Strategien entwickelt, die letztendlich auch zu mehr Wachstum und Rentabilität führen.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Transparenz sämtlicher Unternehmensdaten. Beispielsweise konnten die CO2-Emmissionen im Unternehmen stark reduziert werden nachdem man die Richtlinien für Mitarbeiterflüge verändert und dadurch reduziert hatte. „Viele Kunden fordern heute mehr und mehr nachhaltige und umweltfreundliche Produkte und Unternehmen. Ich freue mich, dass SAP sich beim Thema Nachhaltigkeit viele Gedanken macht und stark in ihre Unternehmenskultur einfließen lässt“, so Schmidt-Eisenlohr zum Abschluss der Gesprächsrunde.
Zweite Station des Ministerbesuchs war Heidelberger Druckmaschinen AG, wo an diesem Tag ein neues Blockheizkraftwerk am Standort Wiesloch-Walldorf eröffnet wurde (Anm.d.Red.: Einen weiteren Bericht dazu hier). Rund 300 Gäste, darunter Vertreter aus Politik, der Kommunen, der Medien, des Projektteams sowie Heidelberg-Führungskräfte nahmen an der Einweihungsfeier teil und konnten die Anlage dabei auch besichtigen.
Die weltweit größte Druckmaschinenfabrik in Wiesloch-Walldorf mit ihren rund 860.000 Quadratmetern mit 36 Hallen und Bürogebäuden hat einen Energiebedarf von etwa 60 Gigawattstunden Strom pro Jahr, so viel wie in 15.000 Einfamilienhäusern. Die gesamten Energiekosten am Standort machen pro Jahr einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aus. Jeder fünfte Euro, der zum Betrieb des Standorts aufgewendet werden muss, fließt in die Strom- und Wärmeversorgung. Das neue Blockheizkraftwerk hat sich laut Stefan Plenz, Vorstandsmitglied bei Heidelberger Druck bereits nach zwei Jahren amortisiert. Das neue BHKW deckt künftig rund 20 Prozent des Strombedarfes und rund 40 Prozent des Wärmebedarfes am Standort ab und senkt die Gesamtenergiekosten um rund zehn Prozent. Schmidt-Eisenlohr freut sich darüber „das Heidelberger Druckmaschinen gerade auch in wirtschaftlich schwachen Zeiten, sich bewusst für diese große Investition entschieden hat und sich damit bewusst auch zu mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bekennt.“ Am Ende des einstündigen Besuchs nahmen der Umweltminister Franz Untersteller, Heidelberg-CEO Dr. Gerold Linzbach und Stefan Plenz das neue Blockheizkraftwerk durch einen gemeinsamen „Knopfdruck“ in Betrieb.
Nächster Agendapunkt war eine Fachrunde unter dem Motto „Bürgerschaftliches Engagement für neue Energiepolitik“ in der Geschwister-Scholl-Schule St. Ilgen. Gastgeber war hier die Bürgerenergiegenossenschaft Leimen, die auf dem Dach der Schule eine Photovoltaikanlage montieren lässt. Auf Aufforderung des Generalbevollmächtigen der Süwag-Energie AG Ulrich Burr, die den Auftrag umsetzen, legte der Landesumweltminister gemeinsam mit Kai Schmidt-Eisenlohr selbst Hand an und montierte „professionell“ ein Modul der Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Im Anschluss begann das Fachgespräch mit rund 25 verschiedenen Energieinitiativen aus der Region. Schon bei der einführenden Vorstellungsrunde wurde deutlich, dass geballte Fachkompetenz aus unterschiedlichen Ursprüngen gekommen war. Von Bürgerenergiegenossenschaften über Agenda Gruppen, die KliBa, bis zu Unternehmen aus dem Energiesektor (wie der AVR-Energie) waren VertreterInnen anwesend, um mit dem Minister zu diskutieren. Der hielt denn auch sein Eingangsstatement bewusst knapp, damit mehr Zeit für Fragen und Diskussion übrig blieb. Anfangs ging er auf die Tatsache ein, dass gerade solche Fachgespräche mit breiter Bürgerbeteiligung zeigen, wie sehr sich der Energiemarkt derzeit ändert, an dem heute nicht mehr nur wenige Konzerne beteiligt sind, sondern beispielsweise schon 80 000 Bürger, die in Energiegenossenschaften zusammen an der Energiewende arbeiten und davon profitieren.
In der anschließenden engagierten und fachkundigen Diskussion wurde dann eine breite Palette von Themen angesprochen. Diese reichten von der Potentialstudie für erneuerbare Energien, die derzeit entsteht, über das rasante Wachstum der Bioenergiedörfer bis zur regionalen Wertschöpfung durch heimische Energieerzeugung. Natürlich wurden auch die kritischen Punkte der Energiewende wie die Kostenfrage, der Netzausbau oder die noch in der Entwicklung befindlichen Speichermöglichkeiten angesprochen. Und auch Wünsche der Energieinitiativen wurden dem Minister nach Stuttgart mitgegeben. Beispielsweise die finanzielle Förderung für die Gründungsphasen von Energiegenossenschaften oder Unterstützung bei der Gründung eines Landesverbandes der Energiegenossenschaften zwecks Vernetzung. Ein Anstoß für die regionale Vernetzung wurde indes schon in der Fachrunde gesehen, was auch durch den Wunsch deutlich wurde, solche Treffen zu wiederholen. Kai Schmidt-Eisenlohr sagte auf jeden Fall eine Nachfolgeveranstaltung im Frühjahr 2013 zu, die ihm auch deshalb wichtig ist, weil ein Thema, das er gerne diskutiert hätte an diesem Tag zu kurz kam, nämlich die Energiewende im Bereich Wärmeenergie.
Letzter Besuchspunkt war die öffentliche Abendveranstaltung zum Thema „Energiewende – Kosten und Nutzen für Umwelt und Verbraucher“ im Kulturhaus Wiesloch. Landesumweltminister Franz Untersteller erklärte ausführlich, warum der Umstieg auf erneuerbare Energien unumgänglich ist. Für den Minister ist klar „Wir werden die Energiewende in Baden-Württemberg unter Beibehaltung der Versorgungssicherheit voran bringen und die Nutzung der Atomkraft endgültig beenden. Langfristig gibt es zu einer Umstellung auf erneuerbare Energiequellen keine vernünftige Alternative. Die Landesregierung stellt sich dieser Herausforderung und hat das Ziel, die Umstrukturierung konsequent anzugehen. Dies ist jedoch keine Aufgabe, die die Regierung allein bewältigen kann. Hier braucht es eine konstruktive Zusammenarbeit aller Akteure, von den Unternehmen bis hin zum einzelnen Bürger. Insbesondere die Städte und Gemeinden im Land können durch ihre Aktivitäten vor Ort einen großen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten.“ Der Umweltminister wies in diesem Zusammenhang nochmals auf die große Herausforderung hin, dass ab 2013 jedes Jahr über 100 neue Windkraftanlagen installiert werden müssten, um das ehrgeizige Ziel von 10% zu erreichen. Mit dem neuen Landesplanungsgesetz hat das Umweltministerium bereits die Rahmenbedingungen geschaffen, dass die Kommunen entsprechende Flächennutzungspläne aufstellen können und so aktiv die Energiewende in ihren Kommunen mit voranbringen können.
Für die Landesregierung ist aber auch klar, dass eine jederzeit verlässliche Stromversorgung insbesondere für die baden-württembergische Wirtschaft ein existenzielles Anliegen ist. Die Landesregierung wird Fragen und Anregungen von Unternehmen in den Prozess der Energiewende aufnehmen. In regelmäßigen Treffen tauschen sich Politik und Wirtschaft aus und diskutieren das weitere Vorgehen beim Umbau des Energiesystems. Ein weiterer Aspekt des Abends war, dass die rasante Zunahme der witterungsabhängigen Stromlieferung aus Wind- und Solarenergie auch einen deutlichen Zuwachs an Energiespeicherkapazitäten erfordern. Hierfür steht eine Reihe von Technologien zur Verfügung, die den überschüssigen Strom in andere nutzbare Energieformen umwandeln. Die in Deutschland bei weitem am meisten genutzte Speichertechnologie sind Pumpspeicherwerke. Das Ausbaupotenzial für weitere Pumpspeicherwerke in Deutschland ist allerdings aus topografischen und ökologischen Gründen sehr begrenzt. „Wenn sich bei Abwägung aller kritischen Einflussfaktoren geeignete Standorte zum Bau solcher Anlagen finden, sollten diese jedoch genutzt werden“, sagte der Landesumweltminister. Das erklärte Ziel der Landesregierung ist, bis 2020 insgesamt 38 % der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu erzeugen mit einem Anteil von 10 % allein aus Windenergie. Ambitionierte Vorstellungen, wobei der Umweltminister nochmals betonte, dass er und sein Ministerium die Umstrukturierung bei Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit konsequent voran bringen werden. „Ich bin mir bewusst, dass es ein sehr ambitioniertes Ziel ist, das nur zusammen mit den Kommunen und der Bevölkerung erreicht werden kann.“. Mit diesem Zitat beendete der Landesumweltminister seinen Vortrag. Im Anschluss stand er noch ausführlich für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Der Landtagsabgeordnete Schmidt-Eisenlohr bedankte sich ausdrücklich für den Besuch und zeigte sich zuversichtlich, dass die Grün-Rot-Landesregierung auf einem gutem Kurs ist, Baden-Württemberg zur führenden Energie- und Klimaschutzregion zu machen.
Quelle: Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr