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2000-Watt-Gesellschaft – „Das soll eine breite Welle werden“

4. Juli 2015 | > Walldorf, CDU Walldorf, Das Neueste, Die Grünen Walldorf, FDP Walldorf, Gemeinderat Walldorf, SPD Walldorf

Gemeinderat für integriertes Klimaschutzkonzept – 2000-Watt-Gesellschaft als Ziel

Mit einem integrierten Klimaschutzkonzept, das der Gemeinderat im Mai einstimmig verabschiedet hat, macht sich Walldorf verstärkt auf den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft.

Wie Klaus Brecht, Leiter des städtischen Fachbereichs Ordnung und Umwelt, und Projektleiter Peter Kolbe von der beauftragten Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (KliBA) im Gemeinderat deutlich machten, setzt das aktuelle Klimaschutzkonzept vor allem darauf, die Walldorferinnen und Walldorfer auf diesem Weg mitzunehmen. Klaus Brecht erklärte, dass das aus dem Jahr 2004 stammende bisherige Klimaschutzkonzept in Zusammenhang mit der Zertifizierung für den „European Energy Award“ weiterentwickelt und fortgeschrieben werden sollte. Die Stadt nutzte hierbei auch die finanzielle Förderung solcher Projekte durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Peter Kolbe stellte dem Gemeinderat die wesentlichen Eckpunkte des umfangreichen Konzepts vor. Die bereits vor Jahren von der Stadt eingeführten klimaschutzrelevanten Umweltförderprogramme, wie zum Beispiel das Engagement bei der Photovoltaik oder bei der Umsetzung „höchster Energieeffizienzstandards im privaten Wohnungsbau“ stuft die KliBA als „überdurchschnittlich“ ein. Die neuen Maßnahmen und die bisherigen sollen nun verzahnt werden.
Energieverbrauch vermindern
Kolbe ging auf den Energieverbrauch als wesentlichen Einflussfaktor in Sachen Klima ein. Für das Jahr 2010, auf dem die Analyse der KliBA fußt, nannte er einen Endenergieverbrauch in Walldorf von insgesamt 584.000 Megawattstunden. „Hier schlägt sich beim Verkehr das Autobahnkreuz gnadenlos nieder“, gab Kolbe allerdings zu bedenken angesichts 46 Prozent, die hiervon auf den Verkehrssektor entfallen. Blendet man diesen nicht direkt von Walldorfer Akteuren zu beeinflussenden Autobahnanteil aus, sinkt der Endenergieverbrauch auf 395.000 Megawattstunden. Der Verkehrsanteil (ohne Autobahn) liegt dann bei 20 Prozent. Gewerbe und Sonstige verbrauchen 40 Prozent, die privaten Haushalte 36 Prozent. Die kommunalen Gebäude machen nur zwei Prozent aus. Bei den Haushalten könne man Einfluss nehmen, so Kolbe. Im Bilanzjahr 2010 lagen die Emissionen an klimaschädlichem Kohlendioxid in Walldorf bei 200.000 Tonnen. Kolbe meinte, dass bis zum Jahr 2025 durch die kommenden gesetzlichen Vorgaben rund zehn Prozent eingespart werden könnten. „Man kann sogar 25 Prozent einsparen, das ist zu schaffen“, lautete seine Prognose. Hier hat das integrierte Klimaschutzkonzept vor allem die Walldorfer Haushalte im Blick. „Jedes Gebäude, das heute nicht die Fassade saniert, ist verloren“, stellte Kolbe fest. Die bisherigen Aktivitäten der Kommune, die eigenen Stadtwerke als wichtige Akteurin und die 2011 vom Rhein-Neckar-Kreis herausgegebenen Klimaschutzleitlinien hob Kolbe als sehr positiv hervor. Als eine der wichtigsten Maßnahmen, die zu einer Verhaltensänderung und damit vermindertem Energieverbrauch führen könne, ging Kolbe auf das Modell der „2000-Watt-Gesellschaft“ ein, das aus der Schweiz stammt.
Dieses Leitbild setzt auf gleich viel Energie für alle. Jede Person soll im Idealfall 2000 Watt an Primärenergie verbrauchen. In Walldorf sind es derzeit allerdings noch 6550 Watt pro Person. Der Verbrauch an Energie für alltägliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel Staubsaugen, Haare fönen, Essen kochen, Wäsche waschen schlägt hier zu Buche. Es wurde deutlich, dass ein Wandel zur 2000-Watt-Gesellschaft nicht von heute auf morgen zu schaffen ist. Ziel ist denn auch das Jahr 2100.
Aktiver angehen – alle mitnehmen
Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) meinte, dass es sich um einen „sehr umfangreichen Maßnahmenkatalog“ handle. Er vermisste darin aber das von der Caritas Wiesloch angebotene „Stromspar-Check-Plus“ Beratungsprogramm. Sowohl Bürgermeisterin Christiane Staab als auch Peter Kolbe erklärten, dass dieses Programm im Arbeitskreis Klimaschutz behandelt worden sei. Peter Kolbe, der dieses Programm selbst mitentwickelt hat, erläuterte, dass es speziell für einkommensschwache Haushalte gedacht sei, die die Beratung jederzeit abrufen könnten. „Ein hohes Ziel“, stellte Stadtrat Christian Winnes (CDU) zum integrierten Klimaschutzkonzept fest. Er lobte das „klare Leitbild“ und begrüßte es, die Bürgerinnen und Bürger noch stärker mitzunehmen. Klimaschutz koste zwar Geld, das aber gut angelegt sei, meinte er. Die Notwendigkeit, „das aktiver anzugehen“, sah Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD). Auf breiter Basis müsse man die Gesellschaft sensibilisieren, vor allem die jungen Leute und Kinder. Gerade auch im Bereich der Wirtschaft müssten Gespräche zur Energieeinsparung geführt werden. Sie erinnerte daran, dass ihre Fraktion zu diesem Thema bereits viele Anträge in das Gremium eingebracht habe, wie zum Beispiel den Öffentlichen Nahverkehr zu fördern. Sie sprach noch den jährlichen „Energiewendetag“ an, der am 20. September stattfindet. „Die Klimakatastrophe ist schon lange in Gang gekommen“, sagte Walter Hecker (Bündnis 90/Die Grünen). Man müsse nun die Folgen abmildern. Skeptisch zeigte er sich gegenüber dem Motto „2000-Watt-Gesellschaft“. Das verstünden eher Physikstudenten als die Leute auf der Straße. Das Ziel des neuen Klimaschutzkonzepts sei nicht „weniger ehrgeizig“ als die bisher angestrebte Einsparung von jährlich drei Prozent an Kohlendioxid-Emissionen. Er regte an, Klimaschutzpartnerschaften mit lokalen Betrieben einzugehen. Er war außerdem der Auffassung, dass der Maßnahmenkatalog nicht von der Verwaltung „nebenher zu leisten sei“. Günter Lukey (FDP) stimmte dem Konzept ebenfalls zu, auch wenn er einige Vorbehalte hatte, da einiges doch „sehr theoretisch“ wirke. Auch er nannte den „Energiewendetag“ als gute Möglichkeit, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Er forderte quantitatives und qualitatives Controlling.
Bürgermeisterin Christiane Staab erklärte, dass der Begriff der „2000-Watt-Gesellschaft“ inzwischen eine „griffige Marke“ sei, die auch in den Medien präsent sei und man diesen Begriff daher nutzen wolle. Der Arbeitskreis Klimaschutz müsse nun den Maßnahmenkatalog sichten und priorisieren. Die Stadt gebe den Startschuss, dann könne es wachsen. „Das soll eine breite Welle werden“, so Christiane Staab.
Kommen und mitmachen:
Arbeitskreis Klimaschutz
Montag, 13. Juli, 19 Uhr
Schillerschule, Mehrzweckraum

Layout 1

(Visual: Wir gehen tiefer … Imago Walldorf GmbH)

Text: Stadt Walldorf

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