Hier ein Bericht von unserer Schwester-Zeitung in Leimen – denn dieses Kraut wächst auch in Walldorf, Wiesloch und Umgebung:
(fwu – 8.7.15) Die Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts nimmt im Rhein-Neckar-Kreis wie auch in den benachbarten Landkreisen im Regierungsbezirk Karlsruhe weiterhin zu, dies bestätigte Gärtnerin Julia Lenz (Bortz GartenGut), der wir eine am Bahnhof St. Ilgen abgeschnittene Pflanze zur exakten Bestimmung übergaben.
Die Pflanzen fallen jetzt an Straßenrändern und noch ungemähten Wiesen durch ihre leuchtend gelben Blüten, rot angefärbten Stängel und den hohen Wuchs auf. „Es handelt sich dabei um eine alte heimische Pflanze, die allerdings hoch giftig ist und vor allem bei Pferden zu Vergiftungen führt“, erklärte Klemens Joerger vom Landwirtschaftsamt und Naturschutz im Rhein-Neckar-Kreis. Die Giftstoffe seien in der ganzen Pflanze und zwar sowohl in frischen Pflanzen als auch in Heu und Silage vorhanden, so Joerger weiter. Junge Pflanzen enthalten keine Bitterstoffe, so dass sie von Weidetieren gefressen werden.
Auch für Menschen gefährlich
Diese Stoffe aus der Gruppe der Alkaloide verursachen Lebervergiftungen, wobei auch die längere Aufnahme von kleinen Mengen zu Vergiftungen führt, weil die Giftstoffe sich in der Leber anreichern. Die Symptome können erst nach Wochen oder Monaten auftreten, führen dann aber fast unweigerlich zum Tod. Flächen mit Jakobskreuzkraut dürfen daher auf keinen Fall beweidet werden. Aufwuchs von diesen Flächen darf weder frisch noch als Heu oder Silage verfüttert werden. Auch beim Menschen sind schon einzelne Vergiftungsfälle bekannt geworden. Sie aßen das Kraut im verunreinigten Salat oder tranken einen Gesundheitstee.
Jetzt ist Hauptblütezeit
Die Pflanzen werden über Samen verbreitet, die, wie beim Löwenzahn, über den Wind weitergetrieben werden und bis zu 150.000 Stück pro Pflanze betragen können. Die Hauptblütezeit des Jakobskreuzkrauts ist Juli bis August.
Ausbreitung muss unbedingt verhindert werden
„Eine weitere Ausbreitung muss unbedingt verhindert werden“, so Joerger. Und jeder Tierhalter sollte seine Tiere vor der Gefahr der Vergiftung schützen. Problematisch sind hier extensiv genutzte Wiesen und Weiden, insbesondere Pferdeweiden, sowie Flächen ohne Nutzung wie Stilllegungen, Straßenränder und Böschungen, weil diese oftmals erst spät gemäht werden und dadurch zur Verbreitung beitragen.
Flächen mähen
Flächen, auf denen das Jakobskreuzkraut stark auftritt, sollten kurz vor oder während der Blüte – unter Beachtung naturschutzrechtlicher Bestimmungen – gemäht oder gemulcht werden. Zu diesem Zeitpunkt sind noch keine Samen ausgefallen und durch den Wind verbreitet, die Mutterpflanze wird jedoch so stark geschwächt, dass sie meist im Folgejahr nicht mehr austreibt.
Einzelne Pflanzen können durch Ausreißen beseitigt werden, dabei sollten unbedingt Schutzhandschuhe getragen werden. Gemähte oder ausgerissene Pflanzen müssen von Weideflächen unbedingt entfernt werden. Diese können dem Restmüll beigegeben oder, solange keine Samen vorhanden sind, kompostiert werden.
Weitere Informationen zum Jakobskreuzkraut gibt es unter www.jacobskreuzkraut.de oder beim Pflanzenschutzdienst des Regierungspräsidiums Karlsruhe unter Tel. 0721/926-5173.
Erfahrungsbericht mit tödlichem Ausgang – Artikel aus der Cavallo September 2006, Forum- Leserbrief von Tanja Müller, 50769 Köln
„Wie im Horrorfilm“
Seit einigen Jahren beobachte ich, dass sich eine gelb blühende Pflanze immer stärker breit machte. Niemand konnte mir sagen, was ich da auf meinen Weiden hatte. Im Mai 2006 wuchs die Pflanze besonders stark.
Ende des Monats bekam mein Kaltblutwallach Schiller eine extrem geschwollene, rote Nase wie bei einem Sonnenbrand. Eine Woche lang suchten mehrere Tierärzte ohne Erfolg nach der Ursache. Die Blutwerte deuteten auf eine schwere Lebervergiftung. Ich brachte das Pferd in eine Klinik, wo man ihn an den Tropf mit Kochsalzlösung hängte. Die Symptome verschlimmerten sich. Die Haut an der geschwollenen Nase und an den weißen Beinen ließ sich in großen Partien ablösen, wie in einem Horrorfilm. Dann begann er wild im Kreis herumzulaufen. Wir konnten ihn am 5.06. nur einschläfern, weil er noch eine Braunüle vom Tropf am Hals hängen hatte. Sonst hätten wir ihn nicht solange stillhalten können, bis die Spritze gesetzt war.
Nur einer von den acht Klinikärzten kann auf die Idee, dass Jakobskreuzkraut die Ursache sein könnte. Während Schiller noch in der Klinik war, zeigte auch mein Kaltblutwallach Strolch Vergiftungssymptome. Ich brachte ihn in die Klinik, auch er bekam Kochsalzlösung. Sein Zustand verschlimmerte sich drastisch, auch er musste wenige Tage später eingeschläfert werden.
Meine beiden anderen Pferde standen auf einem anderen Teil der Weide, zeigten aber ebenfalls die bei Jakobskreuzkraut typischen Vergiftungserscheinungen wie besonders Sonnenempfindlichkeit oder Konditionsverlust, wenn auch nicht so stark wie die anderen. Ob sie überleben ist fraglich. Ich kenne keinen Fall, in dem ein Pferd durchgekommen wäre.
Wir behandeln derzeit mit Cortison und einem homöopathischen Mittel für Nieren und Leber. Damit geht es den Tieren zumindest nicht schlechter. Das Kraut breitet sich in meiner Region derzeit rasend schnell aus, aber die Gefahr wird in Deutschland massiv unterschätzt. In der Schweiz muss jedes Vorkommen gemeldet werden, in anderen Ländern immerhin dadurch entstandene Todesfälle. Hier dagegen glauben die Leute- sofern sie überhaupt um den Gefahr wissen- immer noch, dass ihre Pferde das Kraut schon nicht fressen werden oder dass es spätestens im Heu unschädlich ist, was leider nicht stimmt.